Dies ist mein Beitrag zur Blogparade meiner lieben Freundin Irene aus Wien zum Thema „Neu starten und endlich deine Berufung leben„, die unter diesem Link zu finden ist:
Mein Weg (zurück) in mein Leben
Nach meinem Abitur studierte ich im Rahmen eines dualen Studiums (was damals noch ein Novum war) Wirtschaftsingenieurwesen, kam also direkt nach meinen beiden Elternteilen (mein Vater war Ingenieur, meine Mutter Kaufmännische Angestellte). Auch aus heutiger Sicht würde ich noch sagen, dass es damals genau das richtige für mich war. Es machte mir Spass – und sicherte mir darüber hinaus gute Jobaussichten.
Und so zog ich dann für meinen ersten Job direkt nach dem Studium 800 km in den Süden (damals wohnte ich noch in Hamburg), um bei einem größeren Münchner Arbeitgeber in der Automobilbranche im Produktcontrolling zu beginnen. Die neue Stadt, die tollen Kollegen und die Herausforderungen bei der Arbeit begeisterten mich zunächst sehr, vor allem die Vorteile des „von oben“ angeordneten Überstundenabbaus ermöglichten mir, insbesondere im Winter längere Urlaubsreisen in den sonnigen Süden zu unternehmen. Die ich auch dringend brauchte, um mich nach meinen Überstunden-intensiven Arbeitsphasen wieder zu regenerieren…
Denn Kraft und Erholung schöpfen hatte ich ziemlich nötig bei meinem Lebenswandel (oder wie man auf neudeutsch sagt: „Lifestyle“). Wenn ich diesen mit einem Liedtitel beschreiben sollte, wäre wahrscheinlich „Ja, ich weiß, es war ‘ne geile Zeit, uns war kein Weg zu weit…” von der Gruppe Juli sehr zutreffend.
Irgendwann (ca. 6-7 Jahre später, ich hatte mittlerweile die 30 überschritten) begann ich einfach so aus Spass eine Massage-Ausbildung. Ich glaube, es war der Wunsch, als Ausgleich zu meiner langjährigen Controller-Tätigkeit, während der mich die Leute lieber von hinten (beim Verlassen eines Raums) als von vorne (im Hereinkommen) gesehen haben, endlich auch mal Menschen mit meiner Anwesenheit und meinem Tun eine Freude bereiten zu wollen. Interessanterweise hatte ich das Gefühl, je öfter ich diese Massage-Ausbildungs-Wochenenden hatte, desto weniger befriedigend empfand ich meinen Job. So kamen mir dann zum ersten Mal Gedanken auf, dass mein stressiger Job ja wohl nicht alles sein könnte. Aber was sollte ich anderes tun, ich konnte ihn ja nicht einfach so aufgeben… Aber aus irgendeinem Grund wurden diese Gedanken im Alltag leider immer wieder verschüttet.
So unternahm ich zwar im Außen einige Dinge (z. B. wechselte ich intern auf eine andere Position und zog ich um in eine andere Wohnung mit mehr Grün im Umfeld und begann darüber hinaus eine nebenberufliche Heilpraktiker-Ausbildung), um meine latente innere Unzufriedenheit und Leere zu füllen, ohne dass sich diese jedoch linderte. Bis mich der so genannte Zufall 2007 auf den Jakobsweg führte – den ich in meiner damaligen Manier ziemlich rastlos absolvierte. Dort fiel dann nach einiger Zeit der Groschen und machte das bisher unbewusste offensichtlich: So kann es nicht weitergehen!
In den darauf folgenden Monaten und Jahren kam ich mir immer deutlicher wie in dem Lied „Entre dos tierras“[1] vor, so als ob ich mich zwischen zwei Welten befinden würde. In die „alte“ Welt, die meines Arbeitsplatzes, die des Kopfes, des Rationalen, des Denkens und irgendwie auch des Kämpfens, passte ich irgendwie nicht mehr hinein. In die „neue“ Welt, die des Fühlens, des Bauchgefühls und des Seins, aber irgendwie auch nicht. Für den klar entschiedenen Schritt, diesen sicheren Job aufzugebben, fehlte mir zum einen der Mut und zum anderen sprach der Verstand dagegen. Zum ersten Mal nahm ich ganz klar das Gefühl der Angst wahr, das mir bekannte Terrain zu verlassen und mich auf etwas Neues, Unbekanntes einzulassen…
Denn bis mein damals noch zartes „Neues“ auch tragfähig genug war, um mich mindestens „über Wasser“ zu halten, vergingen noch einige Jahre. Jahre der Fortschritte und der Rückschläge und Jahre der Prüfungen. Im Detail sind diese in meinem Buch „Burnout – Vom Jakobsweg zurück ins Leben“ (ISBN: 9-783-000-445033) nachzulesen, das (wenn nicht mehr über Amazon[2], so zumindest) direkt in meinem Shop zu beziehen ist.
Was jedoch den Ausschlag gab, den Sprung ins kalte Wasser zu wagen, war die Aufgabe, die ich im Rahmen einer Fortbildung bekam: Schreiben Sie mal bitte Ihre eigene Traueranzeige! Im ersten Moment hatte ich erst einmal heftigst schlucken müssen – denn man denkt ja an viel mit Mitte Dreißig, aber doch nicht an seine eigene Traueranzeige! Aber so im Nachhinein muss ich sagen, dass dies in Kombination mit einigen Todes- und Beinahe-Todesfällen in meinem persönlichen Umfeld einen entscheidenden Denkprozess bei mir ausgelöst hatte.
Was möchte ich in diesem Leben hinterlassen?
Mir wurde klar, wie schwierig es für die Mehrheit der Menschen, die ich kenne, ist, sich damit auseinanderzusetzen, dass der Tod für uns alle Bestandteil des Lebens ist. Kein Wunder, Sterben ist nun auch ein unangenehmes und vor allem endgültiges Thema. Aber so konnte ich nun diese verrinnende Sanduhr so deutlich vor mir sehen. Seitdem beschäftigt mich der Gedanke, wenn das „normale“ Leben mitunter so schnell beendet sein kann, wofür ich dann meine (wie mir klar wurde) begrenzte Lebensenergie aufwenden wollte. War ich denn überhaupt in einem Job, in dem ich die Dinge nicht aus Überzeugung tat, sondern nur weil ich dafür bezahlt wurde, am richtigen Ort? Wollte ich in meiner Traueranzeige stehen haben: „Sie erstellte 1 Millionen Excel-Tapeten“? Was waren denn überhaupt meine eigenen Lebensziele und –hoffnungen? Und wann endlich wollte ich denn – im positiven Sinne – überhaupt anfangen, mir „das Leben zu nehmen“? Anstatt es in einem Job, der mir keinerlei Befriedigung verschafft, zerfließen zu lassen.
2012 wagte ich ihn also endlich – den Sprung ins kalte Wasser und in die Selbständigkeit. Leinen los und Segel setzen. Aufbrechen zu neuen Ufern. Träume verwirklichen. Mein Leben, ich komme!
Es folgten stürmische Zeiten, gute Entscheidungen, und Situationen, in denen mir manche Dinge „zufielen“. Trotzdem, dass ich mein regelmäßiges Einkommen von damals manchmal vermisse, habe ich meine Entscheidung keinen Moment bereut. Seit ich den vermeintlich sicheren Hafen verlassen habe, hatte und habe ich unzählige Gelegenheiten, Neues zu lernen und über mich hinaus zu wachsen.
Es folgten viele „Erste Male“, Dinge zu tun, die ich zuvor noch nie gemacht hatte. Zur Arbeitsagentur gehen beispielsweise, oder einen Businessplan schreiben, bei dem es an mir lag, ihn mit Leben zu befüllen. Was teilweise gelang, aber teilweise ganz anders kam. So, wie auch Kolumbus noch nicht wusste, wo er landen würde, als er Spanien verließ, um nach China zu segeln, bin auch ich ganz wo anders gelandet, als ich es damals geplant hatte.
Was ist ist meine Essenz, mein höchstes Potenzial?
Immer und immer wieder beliefert mich das Leben auch heute noch mit Möglichkeiten zur Überprüfung meiner Ziele, fordert mich heraus, meinen Kurs zu verändern bzw. anzupassen und zu schauen, ob die Mannschaft, mit der ich gerade unterwegs bin, noch zu mir passt (oder auch: ich zu ihr).
Heute weiss ich, dass die Ziele, die ich mir vornehme, nicht nur aus meinem Kopf und meinem Herzen kommen müssen, sondern auch meinem Wesen und einem höheren Ziel entsprechen müssen. Ich habe gelernt, mich immer wieder mit diesem Höheren zu verbinden. Aber ich weiss auch, dass es manchmal einfacher ist, seinen Weg zu sich selbst nicht alleine zu gehen. Die Hauptsache jedoch ist ist, Sie gehen Ihren eigenen Weg. Denn:
Nur wer seinen eigenen Weg geht, kann von niemandem überholt werden. (Marlon Brando)
Und wer sonst, wenn nicht Sie, soll Ihren Weg gehen?
Gerne begleite ich Sie dabei ein Stück Ihres Weges, ob als Lotse, Pilgerbegleiterin auf einem Jakobsweg oder als GEH Heim-Agentin auf Ihrem Weg zurück ins Leben oder zu sich selbst.
Guten Weg, wünscht Ihnen
Ihre Christina Bolte
Mehr zu mir erfahren Sie auf:
http://www.christina-bolte.de/
http://www.geh-heim-weg.de und
http://www.unternehmens-gesundheit.de
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[1] von den Heroes del Silencio
[2] da Neuauflage gerade in Arbeit ist
Schlagwörter: Berufung, Burnout, GEH HEIM, Leben