Diesen Beitrag hielt ich am 25.09.2017 in freier Rede, so oder so ähnlich, im Toastmasters Club Speakers Corner in München:
Liebe Toastmaster, liebe Gäste,
Hand aufs Herz – Erinnert ihr Euch noch an dieses gute alte Nokia-Handy?

Mei, ist das lange her. Nokia Telefone gibt es ja schon fast so lange nicht mehr wie Nokia Fahrradreifen.
Was habe ich dieses Telefon geliebt! Es ist klein, leicht, und unkaputtbar. Seine großen Stärken waren – wie es sich für ein Telefon gehört – dass man optimal damit telefonieren konnte, und evtl. noch SMS schreiben. Das Beste war allerdings, dass mein gutes altes Nokia außerdem eine Akku-Laufzeit von 10 Tagen hatte! Noch mal zum Mitschreiben: Über eine Woche Akkulaufzeit!
Heutzutage gibt es ja Telefone, die sind so smart- die können ja beinahe alles: Telefonieren, im Internet surfen, fotografieren, navigieren – und wenn man Glück hat, hat man auch noch eine App zum Telefonieren. Und wenn man noch mehr Glück hat, hält der Akku sogar auch fast zwei Tage. Zwei ganze Tage!
Deshalb habe ich mich auch erst von meinem Nokia getrennt, als mich höhere Umstände dazu zwangen…
Genauso geliebt habe ich übrigens auch mein gutes altes Toshiba-Notebook! Windows XP, Office 2003 – gute ausgereifte ausspäh-sichere Software, die sich bewährt hatte. Die Festplatte hieß übrigens Schätzchen.
Auch die Trennung von Schätzchen fiel mehr sehr schwer. Vor ca. fünf Jahren, da war Schätzchen ca. 6 oder 7 Jahre, und kurz vor dem Verrecken. Immer wenn ich eine neue Hardware anschloss, wurde der Bildschirm ganz blau.
Blue Screen –
unter Kennern übrigens auch scherzhaft Blue Screen of Death (Blauer Bildschirm des Todes) oder Blauer Tod genannt.
Nun ja, was tut man nicht alles für sein Schätzchen? Wie ihr Euch vielleicht schon denken könnt, bin ich eigentlich eher nicht so der technikverliebte Nerd. Dennoch entschied ich mich mutig für eine lebensverlängernde Maßnahme: Eine Erweiterung des Arbeitsspeichers sollte das Problem beheben. Von damals übliche 0,5 GigaByte auf dann sagenhaften 2,0 GigaByte!
Gesagt getan – bei einem Fachhändler zwei 2 neue 1-Giga Arbeitsspeicher gekauft, die auch prompt geliefert wurde. Das beste war: Sogar eine Montage-Anleitung wurde mitgeliefert. Wobei ich das zunächst gar nicht für nötig hielt, denn Bedienungsanleitungen sind ja eher was für Blondinen:
Also: Klappe hinten aufschrauben, Arbeitsspeicher einklicken, fertig.
Nun ja. Der Beamer, den ich anschließen wollte, lief immer noch nicht.
Also musste der zweite Arbeitsspeicher wohl doch noch montiert werden. Vielleicht erinnert ihr Euch: 2012 ist schon einen Weile her, damals waren diese „So reparieren Sie alles selbst“-Videos auf Youtube noch nicht so verbreitet wie heute. Also war ich froh, dass die Montage-Anleitung mitgeliefert worden war. Die Beschreibung klang einfach: „Der zweite Steckplatz für den Arbeitsspeicher befindet sich hinter der Tastatur.“
Wer von Euch noch nie an einem Laptop herumgeschraubt hat, kann sich das in etwa so vorstellen, wie eine Operation am offenen Herzen. Um den zweiten Arbeitsspeicher austauschen zu können, musste mehr oder weniger das komplette Innenleben demontiert werden, angefangen beim Akku über Festplatte, CD-Laufwerk und den Monitor- und Tastatur-Steckern. Dann kam der große Moment, wo die drei Roten lackierten Schrauben aufgeschraubt werden mussten. Die drei rot lackierten Schrauben, die bedeuten:
„Achtung, Sperrgebiet – Lebensgefahr!
Wenn Sie hier weiter gehen, verlieren Sie jegliche Gewährleistungsansprüche!“ Nun ja, was eigentlich eh schon egal war – die Kiste war immerhin schon 6 oder 7 Jahren.
Also weiter schrauben – um den zweiten Steckplatz zu finden, mussten nun noch weitere Bauteile demontiert werden. So Nebensächlichkeiten wie Lautsprecher und WLan-Adapter.
Am Ende, nach Stunden, war es geschafft. Und wir mussten zugeben: „Ja, der zweite Steckplatz für den Arbeitsspeicher befindet sich hinter der Tastatur.“
Aber etwas präziser ausgedrückt, war es in etwa so, als wenn wir eine Operation an der Wirbelsäule durch das Brustbein und die Rippen durchgeführt hätten! Ohne die Gedärme einfach beiseite zu schieben zu können, denn die Innereien des Computers mussten Stück für Stück demontiert werden.
Der Toshiba hat die OP übrigens gut überlebt – er läuft auch immer noch, wenn auch noch sehr langsam. So hab ich Schätzchen vor 4 Jahren durch einen Lenovo abgelöst. Aber das war natürlich nur eine rein geschäftliche Beziehung.
Obwohl das ganze eine sehr lehrreiche Erfahrung war, brauche ich so einen Nervenkitzel so schnell nicht wieder:
Wenn mein Smartphone jemals einen BlueScreen bekommen sollte, werde ich keine Speicher-Erweiterung oder ähnliche Operation vornehmen. Sondern dann freue ich mich, dass mein gutes altes Nokia noch funktioniert. Wenn das mal nicht nachhaltig ist!
Schlagwörter: Nachhaltigkeit, Operation, Smart, Wertschätzung