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The only way is up

23 Jan

Diesen Beitrag hielt ich am 23.01.2021 in englischer Sprache in meinem Toastmasters Club Munich English Advanced Toastmasters (M.E.A.T.) – die Übersetzung erfolgte durch Deepl.com
Thema des Redeprojekt war, sich auf das Positive zu focussieren – nicht immer so einfach in (Corona-)Zeiten wie diesen… Aber lies selbst:

Letzte Woche, an einem Freitagmorgen, lag ich noch im Bett. Der Wecker hatte bereits geklingelt. Es war eine dieser Wochen, in denen es draußen kaum Sonnenlicht gegeben hatte – die ganze Woche über nur grau in grau. Gerade war mal wieder vermeldet worden, dass beschlossen worden sei, die Ausgangs-beschränkungen (mal wieder) in die nächste Verlängerung zu schicken. Wieder einige weitere Wochen oder Monate, bevor ich wieder ins Fitnessstudio oder in die Sauna gehen konnte. Wieder einige Wochen oder Monate, bevor ich mich wieder meine Eltern in Hamburg besuchen könnte. Wieder einige weitere Wochen oder Monate, bevor ich wieder meine beruflichen Veranstaltungen anbieten könnte (Pilgern geht nun mal online nicht so gut). Noch mehrere Wochen oder Monate, bevor es wieder eine berufliche Perspektive für mein Geschäft geben würde, um weiterzumachen.

Letzte Woche, an einem Freitagmorgen, lag ich noch im Bett. Der Wecker hatte bereits geklingelt, draußen war es noch dunkel – und immer noch kein Licht am Ende des Tunnels. Es fiel mir schwer, aufzustehen – als ich mich plötzlich bei dem Gedanken ertappte: „Habe ich heute überhaupt einen Grund zum Aufstehen?“.

Lass‘ das mal für einen Moment auf Dich wirken. ICH habe keinen Grund, um morgens aufzustehen. Habe tatsächlich ICH das gesagt oder gedacht? Normalerweise bin ich ein zäher Mensch, eine Art Stehauf-Männchen.
Nachdem mir ins Bewusstsein gesickert war, was ich gerade gedacht hatte, machte ich eine kurze Überprüfung, was genau ich eigentlich gerade fühlte (in diesem Fall war es Wut, Hilflosigkeit, Frustration, weil ich nicht wusste, an wen ich mich wenden sollte), und warum ich das eigentlich gedacht bzw. gefühlt hatte. Anschließend konnte ich endlich aus dem Bett steigen. Wobei ich zugeben muss: Es war meine Blase, die mich dazu zwang…

Am Abend ließ ich den Tag Revue passieren — Journaling, also Tagebuch schreiben, ist eine Angewohnheit, die ich schon vor einiger Zeit begonnen hatte. Aber an diesem speziellen Tag war der Rückblick doch sehr erstaunlich. Nachdem ich aufgestanden war und gefrühstückt hatte, fuhr ich mit der S-Bahn nach München, um ein paar Besorgungen zu machen. Während ich in der Bahn saß, kam die Sonne heraus und gab einen schönen Blick auf die verschneite Zugspitze frei. Ein paar Minuten später, in Pasing, betrat zufällig eine Freundin von mir, die ich seit Monaten nicht mehr gesehen hatte, neben mir die S-Bahn, wobei ich sie mit ihrer Mütze und der Mund-Nasen-Bedeckung fast nicht erkannt hätte. Sie setzte sich zu mir und wir hatten ein wirklich schönes Gespräch darüber, wie es uns gerade erging und wie wir uns in der aktuellen Situation fühlten. Eigentlich sollten uns zukünftig absichtlich mit Freunden in öffentlichen Verkehrsmitteln treffen (da darf man ja immerhin noch 🙂 )
Später an diesem Tag hatte ich noch ein anderes Gespräch mit einem Geschäftspartner. Noch ein weiteres dieser vermeintlich kleinen Ereignisse, das mir den Tag gerettet hatte. Als ich also am Abend beim Journaling auf diesen Tag zurückblickte, war ich überrascht, was ich herausgefunden hatte. Deshalb möchte ich diese 3 Kernbotschaften gerne mit Dir teilen.

  1. Obwohl ich morgens keinen Grund oder keine Perspektive gesehen hatte, um aus dem Bett zu steigen, hat sich dieser Tag als sehr lohnenswert erwiesen. Das Universum hatte mir mindestens zwei Gespräche geschenkt, an die ich mich sicher noch eine Weile erinnern werde. Das einzige, was ich dazu beitragen musste, war, meinen Hintern aus dem Bett zu bewegen und dem Leben die Chance zu geben, mich zu überraschen.
  2. Für mich war der erste Schritt, um mich besser zu fühlen, meinen inneren Frieden wiederherzustellen. Ein Beispiel: Am Tag davor hatte ich ein Gespräch mit einem Dienstleister. Wir sprachen über deren Datenpolitik, also nichts Besonderes. Während unseres Gesprächs fing der Typ an, mir eine wirklich seltsame Haltung zu offenbaren, die mich ziemlich verärgerte – er bezeichnete nämlich Kunden (von denen ich ein potenzieller war) nämlich als Betrüger.
    Ich sagte ihm sehr freundlich aber bestimmt, wenn das wirklich seine Überzeugung sei, wolle ich das Gespräch mit ihm nicht fortsetzen – und legte ich auf. Das war besser für mein Seelenheil, denn das Leben ist zu kurz für Menschen, die rechthaben wollen.
    Halte Dich von Negativität fern. Beende negative Gespräche, vermeide energie-zehrende Personen. Reduziere Deinen Medienkonsum und die Zeit, die Du in den sozialen Medien verbringst, denn ich habe gemerkt, dass mich das Schauen von Nachrichten und das Reagieren auf Kommentare anderer noch mehr runterzieht.
  3. Wenn wir uns mit schwierigen Zeiten konfrontiert sehen – und ich glaube, das tun wir im Moment alle – neigen wir dazu, Schuldige zu suchen … das Wetter, das Virus, die Umstände, die Politiker, der Arbeitgeber, der/die Partner/in oder die Familie. Schuldzuweisungen sind nie eine Lösung. Genauso wenig wie Selbstmitleid.

    Danach, wenn das, was Dir hilft, den inneren Frieden wiederherzustellen, ein Spaziergang im Schnee oder in der Sonne ist – gehe hinaus in den Schnee oder in die Sonne. Wenn es Meditieren ist – dann meditiere. Wenn es Bewegung ist – mache Sport oder mache Deine Musik an und tanze!

Zum Schluss: Ich möchte eines der Lieder zitieren, auf die ich zu solchen Gelegenheiten gerne zurückgreife. Es ist ein Lied aus den 1980ern von Yazz: „Things may be a little hard now – But we’ll find a brighter day – Hold on – Won’t be long – The only way is up!“
Also – mach die Lautsprecher an und lass Dich anstecken!

 

 

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Zu Ende gedacht

25 Feb

Diesen Beitrag hielt ich am 24.02.2020 – so oder so ähnlich – in freier Rede im Speakers Corner München Toastmasters Club:

Hast Du schon mal daran gedacht, Dir das Leben zu nehmen?

Nein, ich meine natürlich keinen Suizid, sondern, ob Du Dir DAS Leben nimmst, das Du Dir schon immer gewünscht hast? Oder verschiebst Du lieber Träume, Wünsche und Hoffnungen auf später, auf „wenn’s mal etwas ruhiger wird“, auf „nächstes Jahr“, auf „wenn ich erstmal meinen Lieblings-Menschen gefunden habe“, auf „wenn die Kinder aus dem Haus sind“ oder gar „auf die Rente“?

Fakt ist: Das Leben ist endlich – und der Tod ist nicht nur sehr endgültig, er trifft auch jeden von uns – mich und Dich auch – früher oder später. Und Ja, das ist allzu menschlich, dass man unangenehme Dinge gerne verdrängt oder, wenn sie denn schon da sind, am liebsten gleich wieder beiseite schiebt.

So habe ich auch viele Jahre meines Lebens fröhlich vor mich hingedümpelt, mich von Wochenende zu Wochenende, von Urlaub zu Urlaub irgendwie durchgehangelt, vielleicht objektiv gar nicht mal so schlecht, aber subjektiv eben gar nicht mal glücklich.

Bis – ja bis vor ein paar Jahren meine beste Freundin Katja eines Tages völlig verzweifelt zu mir kam. Sie hatte das Gefühl, sie müsste dringend mit irgendjemandem reden, um nicht zu platzen. „Ich hab in meinem Urlaub in Frankreich einen total tollen Typen kennengelernt und mit diesem eine Affäre angefangen. Boah, war ich in ihn verliebt!“ Ja und dann hatte er ihr erzählt, dass er HIV-positiv wäre.
Blöderweise erst, nachdem sie intim gewesen waren, und eigentlich auch eher beiläufig. Puh, ja genau, das muss man erstmal sacken lassen. Nicht nur Katja war wie gelähmt. Ich glaube, ich wäre an ihrer Stelle vor Wahnsinn aus dem Fenster gesprungen!

Nun war sie also bei mir und wusste weder ein noch aus. Zwischen Schimpftiraden auf „diesen Idioten, der sie so hintergangen hatte“ fingen wir mal an ein paar Fakten zu sortieren. Was war genau gelaufen, wie lange ist das her, was sagt Google zum Thema HIV-Notfall. So fanden wir die  HIV-Notfall-Ambulanz. Am Sendlinger Tor, falls es mal jemand braucht.

Das Resultat war, dass Katja eine Art „Pille danach“ verordnet bekam und dann über mehrere Wochen einen fiesen Tabletten-Cocktail für etwa 1.500 Euro einnehmen musste, um zu verhindern, dass sich eventuelle Viren bei ihr ausbreiten würden. Die Wochen, bis ein Test ergeben hat, dass sie nicht HIV-positiv ist, waren natürlich für Katja ein Zittern und Bangen, mal von den Nebenwirkungen, die sie hatte, ganz abgesehen.

 

Selbst als Zweite-Hand-Erfahrung hatte mich die ganze Geschichte ziemlich erschüttert – und vor allem zum Nachdenken angeregt. Denn seitdem ist mir klar, dass das „normale“ Leben mitunter schneller beendet sein kann, als mir lieb ist. Warum sollte ich also meine begrenzte Lebensenergie für die falschen Dinge und Personen aufwenden?

Ich habe damals aufgrund dieser Geschichte meinen Job bei BMW im Controlling aufgegeben, weil mir klar geworden ist, dass es mir im Grunde keinerlei Befriedigung schafft, alle 3 Wochen neue Excel-Tapeten zu erstellen und Leute damit zu nerven, ihnen zu sagen, dass das was sie tun zu teuer ist.

Soll ich Euch was sagen? Der Schritt ist mir nicht leicht gefallen, aber es war rückblickend eine der besten Entscheidungen meines Lebens. Denn seit ich angefangen habe, mir – im positiven Sinne – „das Leben zu nehmen“ und zu gestalten, das mich von Herzen erfüllt und nährt, und alles andere Schritt für Schritt weglasse, bin ich zufriedener als je zuvor.

Deshalb – anstatt Dich einfach so im Leben dahintreiben zu lassen, denk Dir mal Dein Leben bis zum Ende – und dann fang an, Schritt für Schritt das notwendige zu tun, um Dir genau DAS Leben zu nehmen, das Du haben willst.

Denn, so sagte schon Mark Aurel:
„Nicht den Tod sollte man fürchten, sondern daß man nie beginnen wird, zu leben.“

In diesem Sinne – vielleicht auch doch ganz passend zum Rosenmontag – feiere das Leben!

Meine Pläne, das Leben und ich

11 Sept

Diesen Beitrag hielt ich – so oder so ähnlich – am 09.09.2019 in freier Rede im Speakers Corner München Toastmasters Club:

Vorfreude ist die schönste Freude, sagt man.
Deswegen bin ich auch kein Freund von Last-Minute-Urlaubsangeboten, denn da hat man ja vorher kaum Zeit, sich vor-zu-freuen.
Als alter Planungs-Junkie finde ich nämlich, je mehr Zeit ich meinen Urlaub planen kann, desto mehr freue ich mich, diese Planung dann auch tatsächlich umzusetzen.

Einer der Urlaube, die ich am ausführlichsten geplant hatte, war meine erste Alpenüberquerung mit dem Fahrrad, die ich zusammen mit meinem damaligen Freund machen wollte. Wir besorgten uns stapelweise Fachliteratur und Landkarten, um die perfekte Route auszuwählen. Landschaftlich schön sollte sie sein, in unseren Zeitplan von einer Woche hineinpassen, Start- und Zielorte sollten gut mit der Bahn zu erreichen sein – und natürlich sollte auch ordentlich Höhenmeter absolviert werden, damit der Urlaubsbericht in der Clique möglichst Eindruck hinterließ.

So recherchierten wir in einschlägigen Webseiten über Packlisten, Hüttenbewertungen und Routenvorschlägen. Aus Hunderten von Routen-vorschlägen stellten wir uns letztlich unsere eigene Route zusammen, Urlaub war eingereicht, die Fahrräder und Rucksäcke waren schon gepackt – und dann kam mein Freund einen Tag vor der Abreise spontan auf die Idee, mit mir Schluss zu machen.
Als Vegetarier sei ich ihm zu „Öko“, war seine Begründung. Na gut, dass der nicht weiss wie ich heute drauf bin, ich wüsste gar nicht, als was er mich jetzt bezeichnen würde…

Nun saß ich also vor den Scherben meiner Urlaubsplanung. Was also tun? Nachdem mir zu Hause alleine die Decke auf den Kopf fallen würde, tat ich also das, was ich schon immer gut konnte: Ich entwickelte einen neuen Plan.

Auf „unsere Route“ hatte ich keine Lust mehr, so kam ich nach einiger Recherche und Überlegungen auf die Idee, eine Alpenüberquerung mal anders herum als alle anderen zu machen, nämlich von Süden nach Norden. Also kaufte ich mir mal wieder alle möglichen Kompass-Karten um die neue Streckenführung auszuplanen, packte meinen kleinen Radtour-Rucksack und warf am nächsten Tag mein Rad in den Kofferraum meines Autos und fuhr los nach Meran.

Wie sich später dann herausstellte, war die Bezeichnung Alpenüberquerung nicht ganz zutreffend. Denn meine Tour ging zuerst nach Süden, nur um dann einen Tag später auf einer anderen Strecke wieder nach Norden und schließlich über das Zillertal nach Österreich zu gehen.

Unterwegs traf ich auf eine geführte Gruppe Italienischer Mountainbiker mit deutschem Guide und ebenfalls deutscher Begleitfahrzeugfahrerin, die in etwa die gleiche Tour geplant hatten wir ich. So schloss ich mich ihnen an – was für mich deutlich unterhaltsamer war, als alleine vor mich hin zu radeln.

Die Verständigung war zwar nicht so einfach, da die Italiener wenig deutsch oder englisch konnten, und ich zwar italienisch leidlich verstehe aber nicht spreche. So war eines meiner ersten Lernerfolge zu verstehen, dass es nichts mit einer Kaffeemaschine zu tun hat, wenn jemand von hinten „la macchina“ ruft, sondern dass es schlicht und einfach auf ein von hinten herannahendes „Auto“ hinweist.

An einem Tag fiel mein Blick dann zufällig auf das Outfit eines der Herren: farblich passend zum grünen Trikot eine grüne Radhose, am Tag zuvor rotes Trikot zu einer roten Radhose und während ich so darüber nachdachte, hatte er davor ein orangefarbenes Trikot zu einer orangefarbenen Radhose an. Ich war schwer beeindruckt – denn, obwohl man Frauen nachsagt, über riesige Kleiderschränke zu verfügen: So viele Radhosen besaß nicht nicht einmal, geschweige denn, dass sie farblich zu meinen Trikots passten oder ich sie in meinem Minimal-Mountainbike-Gepäck dabei hatte…
Das bestand nämlich nur aus einem 30-Liter-Tagesrucksack und zwei Trinkflaschen direkt am Rad dabei. Immerhin war eine der wichtigsten Lektionen meines Vaters gewesen: „Nimm immer nur so viel Gepäck mit, wie Du selbst tragen kannst“. Das habe ich auf Reisen immer beherzigt – so habe ich unterwegs auch noch nie einen Gepäcktransport benötigt.

Am dem Nachmittag, als wir Italien hinter uns ließen und auf der österreichischen Seite einen schönen Trail hinab ins Zillertal rollten, wetteiferten die Italiener in Sachen Coolness und Geschwindigkeit. Allerdings musste ich kurz darauf überrascht feststellen, dass keiner der italienischen Jungs in der Lage war, einen platten Reifen zu wechseln. So saß ich amüsiert an einem See und überlegte, ob ich mich einmischen sollte, während fünf italienische Männer ratlos um ein radloses Mountainbike standen…. bis endlich der Tourguide tatkräftig einschritt.

Während wir am nächsten Morgen beim Aufbruch im Zillertal unsere Mountainbikes aus dem Keller des Hotels holten, trugen wir zwei japanische Gäste ihre Snowboards nach draussen, um auf dem Hintertuxer Gletscher zu trainieren. Ich fragte mich nur, wer von uns wohl gerade die falsche Sportart hatte.
Wie sich dann herausstellte, waren wir das, denn auf dem Weg zur nächsten Hütte fing es tatsächlich zu schneien an.

Nach dem Aufwärmen auf der Hütte trennten sich allerdings unsere Wege, denn während die Jungs hinab ins Inntal und weiter nach Deutschland fuhren, fuhr ich nach Westen in Richtung Brenner weiter, denn ich musste ja noch mein Auto wieder in Meran einsammeln.
An dieser Stelle meiner Reise waren die Kuriositäten, die anders liefen als mein Plan, bei weitem noch nicht zu Ende.

Aber wenn ich ehrlich bin, wäre der Urlaub sterbenslangweilig gewesen, wenn alles immer nur nach Plan gelaufen wäre.
Seitdem weiss ich – wenn Du Gott zum Lachen bringen willst, erzähl ihm Deine Pläne.

Der Schmetterling

12 Mär

Diesen Beitrag hielt ich am 11.03.2019- so oder so ähnlich – in freier Rede im Speakers Corner München Toastmasters Club:

Manchmal, wenn ich ganz still und leise im Garten auf einer Bank in der Sonne sitze und die Leichtigkeit des Seins genieße, setzt sich mit sanftem Flügelschlag ein Schmetterling auf meinen Arm. Ich liebe es einfach, wenn die Leichtigkeit des Flügelschlags über meine Haut dahinhaucht.

Dann kommt es mir so vor als wollte er ein Geheimnis mit mir teilen und mich mit seinem sanften Geflatter davon überzeugen, wie einfach das Leben sein kann.

Leider sind diese Momente, in denen ich ganz still bin, extrem selten und mein Schmetterling ist auch nicht immer mein Freund. Im Gegenteil – denn auf der anderen Seite gibt es dann auch diese Momente, wenn der Schmetterling sich mit festem Griff einem Raubvogel gleich auf meinen Nacken stürzt, mein Lebensgefühl beschwert – und mir den Boden unter den Füßen wegzieht.

In so einer Situation ertappte ich mich neulich bei einem neuen Gedanken:
Während ich so spazieren ging, dachte ich: „Es wäre doch jetzt eigentlich ganz praktisch, wenn ich von einem Auto überfahren werde.“

PAUSE – SACKEN LASSEN

Während die Tragweite dieses Gedankens tropfenweise in mein Bewusstsein durchsickerte, begannen gleichzeitig meine Alarmglocken zu schrillen – und ich erkannte: Es ist höchste Zeit, mir Hilfe zu suchen. Denn dieser Gedanke war der Schrei meines Schmetterlings um Hilfe.

Wir alle haben so einen Schmetterling. Dieser Schmetterling, der unser aller Leben beeinflusst und mit Leichtigkeit oder Schwere versieht, sitzt in unserem Hals. Es ist die Schilddrüse.
Kaum jemand kennt dieses kleine unauffällige Organ, und doch übernimmt es so wichtige Funktionen mit so weitreichenden Konsequenzen für unser Wohlbefinden. Die Schilddrüse steuert unseren Stoffwechsel, das Gewicht, das Temperaturempfinden, unsere Stimmung und insgesamt unser Lebensgefühl.

Was wenige wissen ist, das eine Schilddrüsen-Unterfunktion – also wenn die Schilddrüse zu wenige Hormone produziert – ähnliche Symptome verursacht wie eine Depression. Es ist dann alles im Leben so, ob jemand auf der Bremse stehen würde: Der Stoffwechsel arbeitet extrem langsam, Nahrung wird nicht gut verdaut und setzt sich stattdessen auf die Hüften. Man friert sehr leicht und auch sonst ist das Leben eher schwer, gebremst und trübe.

Manchmal verordnen Ärzte aufgrund der Depressions-ähnlichen Beschwerden Antidepressiva. Das nützt nur nichts, wenn die Ursache eine andere ist. Was kann man nun also tun, wenn man – egal aus welchem Grund – das Gefühl hat, in einer hohen dunklen Schlucht zu sitzen und den Ausweg nicht zu sehen?

  1. Such Dir Hilfe – und zwar schnell. Das kann, für eine gute und gründliche Untersuchung nach körperlichen Ursachen, ein Arzt sein, und genauso kann ein vertrauensvolles, ehrliches Gespräch mit einer Person Deines Vertrauens dazu beitragen, dass Deine gefühlte Last nur noch die Hälfte ist.
  2. Umgib Dich mit was Schönem, etwas Buntem – hör eine schöne Musik, eine die Leichtigkeit verströmt oder die Dich aufbaut und
  3. erinnere Dich – an einen Schmetterling.

Denn der Schmetterling erinnert MICH in diesen Momenten noch an etwas anderes: Nämlich, dass der Schmetterling eigentlich ein ganz phantastisches Tierchen ist. In seiner jugendlichen Form ist er nämlich eine Raupe, so ein kleines haariges, am Boden kriechendes Etwas. Und doch wird in der erwachsenen Form etwas so schönes, buntes daraus wie ein Schmetterling. In der Zeit dazwischen, auch Metamorphose genannt, durchläuft er das Stadium als Puppe. In dieser Zeit ist das Tierchen weder Raupe, noch Schmetterling, sondern sprichwörtliche braune, undefinierbare Masse. Und dennoch wird mit der Zeit daraus etwas so Wunderschönes wie ein Schmetterling!

Diesen Gedanken habe ich ganz ganz tief in mir abgespeichert – damit ich mich jedes Mal daran erinnern kann, wenn mich der Greifvogel im Griff hat oder ich mich in Veränderungssituationen fühle wie undefinierbare braune Masse, aus der ich gerade keinen Ausweg weiss und die mich nach unten zieht.

Denn der Schmetterling erinnert mich daran, dass nach der Zeit dieser Veränderung wenn der Schmetterling schlüpft und seine Flügelchen reckt und streckt – dass das Leben weitergeht und mit welcher Schönheit, Anmut und Leichtigkeit er anschließend mit sanftem Flügelschlag durch sein Leben flattert. So  lass Dir von ihm das Geheimnis der Leichtigkeit erzählen.

Als weiterführende Literatur zum Thema Schilddrüse empfehle ich das Buch „Die Schilddrüse: Funktionsstörungen ganzheitlich begegnen„* meiner geschätzten Kollegin Sabine Hauswald.

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Photocredits: CC BY-SA 3.0, by Beentree https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=737211

In die Steinzeit und zurück

11 Mär

Diesen Vortrag hielt ich am 12.11.2018 in freier Rede, so oder so ähnlich, im Toastmasters Club Speakers Corner in München. Die Rede fällt unter die Rubrik „Humorvolle Rede“ und ist bitte auch mit einem Augenzwinkern zu verstehen:

 

Es gibt Dinge im Leben, die sind dem Menschen schon seit Millionen von Jahren in die Wiege gelegt. Das Denken gehört nicht dazu, das entwickelte sich erst später, bei manchen Menschen sogar auch bis heute noch nicht.
Aber von Anfang an: Stellt Euch vor, wie es damals in der Steinzeit so war. Das primäre Ziel des Lebens war der tägliche Kampf ums Überleben – ok, das ist bei manchen Menschen auch heute noch so.

Um also das Überleben zu sichern – das eigene und das der ganzen Sippe – war das Hauptproblem: Nahrungsbeschaffung. Die hungrige Sippe – oder zumindest ein Teil davon – schlich hungrig durch die Steppe.
Da – ein Mammut!
Die große Frage war nur: War das Mammut auch hungrig – da gab’s dann nur zwei Möglichkeiten: Flucht – oder Kampf! Das war ja damals schon schwierig abzuwägen, vor allem, wenn sich die eine Hälfte der Sippe für das eine und die andere Hälfte für das andere entschied!

Als die Evolution dann später das Denken erfand und der Mensch zum Taktiker wurde, gab es sogar noch eine dritte Möglichkeit neben Flucht oder Kampf – nämlich das Tothetzen, übrigens eine spezifische Fähigkeit des Menschen.
Die hat sich sogar auch noch bis heute gehalten – und das weltweit! Sogar Turniere finden darin alle paar Jahre statt, wenn 22 erwachsene Menschen in Fussballstadien einem armen Ball hinterher hetzen.

Aber zurück in die Steinzeit: Von den Historikern werden ja die Fähigkeit der damaligen Menschen zu jagen so hervorgehoben, vor allem der männlichen Menschen. Wie sehr das Jagen doch zum Überleben der Menschheit beigetragen hat.

Aber so ganz stimmt das mit dem Bild von den Männern als Ernährern nicht. Da braucht man sich nur unser heutiges Hormonsystem anzuschauen, das nämlich auch heute immer noch so tickt wie damals in der Steinzeit. Auch heute noch werden bei Stress, also wenn wir eine Situation als lebensgefährlich einschätzen, diverse Stresshormone ausgeschüttet. Früher gehörte sowohl die Jagd als auch die Flucht vor dem Mammut dazu. Ist diese Situation vorbei, stellt man Folgendes fest:
Das Cortisol – also DAS Stresshormon schlechthin, das beim Jagen, Fliehen oder Kämpfen ausgeschüttet wird – benötigt 10-14 Tage, um sich abzubauen. Das heißt im Umkehrschluss, dass der Mensch nur dafür ausgelegt ist, 2-3 Mal im Monat Stress zu haben. Stellt Euch das vor, das schaffen manche Menschen heutzutage schon an einem halben Tag!

In Bezug auf die Steinzeit heißt das, dass damals nur 2-3 Mal im Monat gejagt wurde, denn wenn es anders gewesen wäre, wäre ja unser Hormonsystem heute ganz anders aufgebaut. Also stellt Euch das mal vor – nur 2-3 Mal im Monat ein Festmahl! Da fragt man sich doch glatt: Wie haben das die Menschen nur überlebt? Da hätte doch die Menschheit bis heute längst ausgestorben sein müssen!

Wie gut, dass die Evolution dafür gesorgt hat, dass das Leben für die Menschen trotzdem weiterging. Deshalb wurde noch eine weitere Strategie zur Nahrungssuche erfunden – denn weil das Sammeln oder Ausgraben von Nahrung viel stressfreier war als das Jagen, war es daher nicht nur kontinuierlich möglich, sondern auch viel überlebenssichernder!

Diese neue Aufgabe wurde – wenn man Forschern Glauben schenken möchte – überwiegend von Frauen übernommen, und ein zweckmäßiges Utensil wurde dafür auch bald erfunden: Der Sammelbeutel!
Er wurde nicht nur dafür genutzt, die gefundenen Früchte, Nüsse und Samen zum Lager zu transportieren, sondern auch selten verfügbare Leckerbissen wie Honigwaben oder Heuschrecken oder tote Eidechsen, die in jagdfreien Zeiten die Eiweissversorgung sicherten.
Wusstet ihr übrigens, dass Sammelbeutel auch heute noch eine starke Verbreitung haben?
Hier [Handtasche vorzeigen] ist alles was man braucht um das Überleben zu sichern: Nahrung, was zum Feuer machen, Kommunikationsmittel, Werkzeuge und eventuell noch das eine oder andere kleine Schmuckstück. [zeigen: Müsliriegel, Streichhölzer, Stifte, Telefon, Kamm, Haarspange]

Liebe Männer,
falls ihr Euch wundert, warum Frauen so riesige Handtaschen haben, jetzt wisst ihr es – um in allen Lebenslagen für das Überleben, das eigene und das der Sippe, sorgen zu können. Es ist den Frauen schon seit Millionen von Jahren in die Wiege gelegt.

Liebe Frauen,
falls ihr Euch wundert, warum Männer sich so gerne in Sportstadien aufhalten, jetzt wisst ihr es – das Gefühl, durch Jagen, Treiben oder Anspornen zur Ernährung und zum Überleben der Menschheit beizutragen, ist den Männern schon seit Millionen von Jahren in die Wiege gelegt.

Und anstatt sich über die Eigenheiten des oder der anderen lustig zu machen oder sie ihnen gar austreiben zu wollen – wie wäre es, wenn wir das Anderssein anderer einfach wertschätzen um damit auch unser eigenes Leben zu bereichern – wer weiss, in welchen Situationen diese Eigenheiten uns einmal nützlich sein können!

Null oder Eins?

12 Aug

Diesen Beitrag hielt ich am 23.07.2018 in freier Rede, so oder so ähnlich, im Toastmasters Club Speakers Corner in München:

Wer von Ihnen kennt das: Beim Frühstück oder im Urlaub am Firmen-Smartphone noch schnell Emails checken? Am Wochenende mit dem Büro-Laptop von zu Hause aus schon mal die Präsentation für den Montag vorbereiten?

Dank moderner Technologien und flexibler Arbeits(zeit)-Modelle verschwimmen die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit zunehmend, und das nicht nur für Selbständige, Geschäftsführer oder Führungskräfte, sondern immer mehr auch für „normale“ Angestellte. WLAN ist allgegenwärtig, Menschen sind zunehmend über Soziale Netzwerke miteinander und überhaupt mit der ganzen Welt verbunden.

Dank neuer Technologien ist es möglich, gemeinsam und ortsunabhängig an gemeinsamen Projekten zu arbeiten. Voraussetzung für diese Art von Vernetzung ist die Digitalisierung. Was zahlreiche Vorteile mit sich bringt, hat auch ein paar Facetten, über die es sich lohnt nachzudenken.

In diesem Beitrag möchte ich beleuchten:

  1. Was Digitalisierung überhaupt ist und
  2. welche Auswirkungen sie auf die Arbeitsbedingungen hat.
  3. habe ich 3 Tipps für Sie, wie Sie sich dafür rüsten können.

Weiterlesen

My path of life

15 Jul

Diesen Beitrag hielt ich am 07.07.2018 – so oder so ähnlich – in freier Rede und in Englischer Sprache im Munich English Advanced Toastmasters Club in München:

When I was 16, I spent a year as an exchange student at a US High school, where I encountered the well-known poem by Robert Frost which in parts I still remember today:

The Road less Taken

“Two roads diverged in a yellow wood, …
and I –
I took the one less traveled by,
And that has made all the difference.”

Dear Toastmasters,
I do not know why, but paths and ways have always run through my life like a common thread.

After I finished my high school in Germany, my Curriculum Vitae – the path of my life – seemed very straight forward. I studied industrial engineering at a private dual university of applied sciences, actually the first one of its kind. After my diploma in 1998, I moved to Munich to start my first job in the controlling department of a local car manufacturer.

At that time, I worked hard during the day, and often I partied hard during the night. The rhythm of my life seemed to be “Life is a high way, I wanna ride it all night long” – except that my favorite vehicle was not a car but a mountainbike.

As years passed by, I unconsciously felt something was missing in my life – but I could not say what it was. I travelled a lot in search of that something to fill the void inside me.  I hiked through woods and jungles, I scuba dived the nicest seas, and climbed the mountains … and still had not found what I was looking for.

Accidently – or should I say: by chance – in 2007, I found the Way of St. James. Today I know the way actually found me. At some point on my pilgrimage, I came to that point, when I almost drowned. I almost drowned in a river of tears – my own tears. It was like a broken dam of emotions, setting free the tears I had been holding back for the last ten or more years. I realized that as a woman living and working in a man’s world (engineering and the automotive industry actually IS a man’s world), I had not allowed myself to show or even feel any kinds of emotions.
Of course, it took me some years to find words for all those emotions I had not been able to express in years – like anger, fear, frustration or emptiness. And it also took me years to learn actually to feel these feelings instead of covering them up inside me. But by doing so, I not only reconnected with myself, but I also discovered empathy enabling me to connect with other people around me as well.

Eventually, I subscribed in several educations and trainings as a naturopath and as a stress pilot next to my regular job. This enabled me to accompany people to a healthier, stress-free life.

At that time, I realized staying any longer in my deadhearted, senseless but well-paid job at the car manufacturer would cause me getting severely ill sooner or later. Therefore, I quit.

That was six years ago. Since then, my life has been full of ups and downs and twists and turns. Two of the funniest probably being me studying theology about 20 years after resigning from church as a paying member – and me as a vegetarian since almost 25 years joining MEAT.

But there are even more paths and ways joining the common thread of my life: I recently learned to be a guide for other pilgrims, and I served as a Pathway guide in Toastmasters. Maybe the reason for all of this was the biblical saying I chose as a thirteen-year-old for my confirmation. I had forgotten about it for quite a long time – but recently, it suddenly came to my mind again, because it seemed to fit my life quite well.

I chose Matthew 7, verses 13-14:

13 For wide is the gate and broad is the road that leads to destruction, and many enter through it.
14 But small is the gate and narrow the road that leads to life, and only a few find it.

Whether my life will lead to destruction or to life, remains to be seen. Nevertheless, I do not regret any of the twists or turns. Because every single of them has made me the person I am today.

A small detail I discovered while researching for this speech, is that I remembered Robert Frost’s poem mentioned in the beginning the wrong way. First of all, the title actually quotes “The road NOT Taken” and the tenor is you’ll never find out what happened walking the other path.

For me, this doesn’t matter so much: I prefer to sum up Roberts Frosts poem with the quote of Franz Kafka: Paths are made by walking them. So let’s discover together, where my current paths – MEAT & Developing Leadership – will lead me.

As the pilgrims say: Buen Camino!

Sprachlos

1 Mai

Diesen Beitrag hielt ich am 26.04.2018 in freier Rede, so oder so ähnlich, im Toastmasters Club Speakers Corner in München:

Als ich klein war, war mein Leben sehr digital. Natürlich war das vor 30 Jahren mit Computern & Smartphones noch nicht so verbreitet wie heute. Aber zumindest was Sprache und Kommunikation betraf, gab es bei uns zu Hause nur 0 oder 1. Was Diskussionen und verschiedene Meinungen anging, gab es nur schwarz oder weiß, richtig und falsch, Friede-Freude-Eierkuchen oder totale Eskalation.

Mein Vater wurde häufig sehr laut, wenn er sich unter Druck gesetzt fühlte. Als Kind machte mir das Angst, so dass ich mich nie traute, meine Meinung zu äußern, vor allem nicht, wenn sie anders war als seine.

In der Schule hasste ich es Aufsätze zu schreiben. Denn für vieles hatte ich einfach keine Worte, und ich war es ja nicht gewohnt, eine eigene Meinung zu haben. Selten hatte ich das Gefühl, genau das ausdrücken zu können was ich fühlte oder dachte. So fühlte ich mich oft unverstanden.

Nicht nur in Bezug auf Arbeit oder Sport fiel es mir schwer, das richtige Maß zwischen „zu viel“ oder „zu wenig“ zu finden, sondern auch im Hinblick auf meine Kommunikation. Entweder wurde ich nicht verstanden, weil ich mich überhaupt nicht traute, meine Meinung zu sagen, oder wenn ich es dann tat, formulierte ich Kritik so weichgespült, dass meine Position nicht klar war – oder ich wartete so lange damit, meine Befindlichkeiten zu äußern, bis diese quasi wie ein Vulkanausbruch aus mir herausquollen, und mein Gegenüber in Schutt und Asche zurück ließen. Was mir also fehlte, waren die Zwischentöne, denn die hatte ich Zeit meines Lebens nie gehört.

Erst im Laufe der Zeit, als ich anfing auch mich selbst besser zu verstehen, lernte ich es, die Zwischentöne wahrzunehmen – meine und die der anderen. Kurze Zeit später begann ich, einen Blog zu schreiben (diesen hier :-)). Ich fand Freude daran, meine Gedanken in Worte, kurze Texte und Gedichte zu verpacken. Ein paar Jahre später habe ich sogar mein erstes Buch veröffentlicht. Ich, die Zeit ihres Lebens Aufsätze schreiben gehasst hatte!

Seit ich vor vier Jahren bei den Toastmastern angefangen habe, fällt es mir zunehmend leichter, Worte für meine Gedanken und Gefühle zu finden und kann diese nun auch immer besser mündlich zum Ausdruck bringen – auch für die Zwischentöne. Nach wie vor arbeite ich daran, diesen zunehmend mehr Klarheit und Präzision zu geben.

Die zahlreichen Gelegenheiten auf der Bühne, v. a. in meinen Ämtern als VP-E und aktuell als Präsidentin, und natürlich v. a. das Feedback, das ich von Euch erhalten habe, haben meine Selbstsicherheit und meinen Mut gesteigert, auch persönliche Dinge von mir preiszugeben.

Ich bin euch sehr dankbar für die Begleitung und eure Unterstützung auf meinem Weg, heraus aus der Sprachlosigkeit in den authentischen Selbstausdruck. Natürlich gibt es auch immer mal wieder noch Situationen, die mich fassungs- und sprachlos machen. Dann heißt es: Zurück auf Los – passend zum neuen Eisbrecher.

Dass ich auf dem Area Wettbewerb vor 4 Wochen den dritten Preis gewonnen habe, hätte ich mir vor vier Jahren nicht träumen lassen. Leider hat es einen Nachteil: es macht süchtig nach mehr. Und so freue ich mich darauf, wenn ihr mich auch weiterhin mit Eurem Feedback unterstützt.

Mein Ziel ist die ganz große Bühne.

Operation am offenen Herzen

7 Okt

Diesen Beitrag hielt ich am 25.09.2017 in freier Rede, so oder so ähnlich, im Toastmasters Club Speakers Corner in München:

 

Liebe Toastmaster, liebe Gäste,

Hand aufs Herz – Erinnert ihr Euch noch an dieses gute alte Nokia-Handy?

Mein altes Nokia-Telefon

Mei, ist das lange her. Nokia Telefone gibt es ja schon fast so lange nicht mehr wie Nokia Fahrradreifen.

Was habe ich dieses Telefon geliebt! Es ist klein, leicht, und unkaputtbar. Seine großen Stärken waren – wie es sich für ein Telefon gehört – dass man optimal damit telefonieren konnte, und evtl. noch SMS schreiben. Das Beste war allerdings, dass mein gutes altes Nokia außerdem eine Akku-Laufzeit von 10 Tagen hatte! Noch mal zum Mitschreiben: Über eine Woche Akkulaufzeit!

Heutzutage gibt es ja Telefone, die sind so smart- die können ja beinahe alles: Telefonieren, im Internet surfen, fotografieren, navigieren – und wenn man Glück hat, hat man auch noch eine App zum Telefonieren. Und wenn man noch mehr Glück hat, hält der Akku sogar auch fast zwei Tage. Zwei ganze Tage!

Deshalb habe ich mich auch erst von meinem Nokia getrennt, als mich höhere Umstände dazu zwangen…

Genauso geliebt habe ich übrigens auch mein gutes altes Toshiba-Notebook! Windows XP, Office 2003 – gute ausgereifte ausspäh-sichere Software, die sich bewährt hatte. Die Festplatte hieß übrigens Schätzchen.

Auch die Trennung von Schätzchen fiel mehr sehr schwer. Vor ca. fünf Jahren, da war Schätzchen ca. 6 oder 7 Jahre, und kurz vor dem Verrecken. Immer wenn ich eine neue Hardware anschloss, wurde der Bildschirm ganz blau.

Blue Screen –

unter Kennern übrigens auch scherzhaft Blue Screen of Death (Blauer Bildschirm des Todes) oder Blauer Tod  genannt.

Nun ja, was tut man nicht alles für sein Schätzchen? Wie ihr Euch vielleicht schon denken könnt, bin ich eigentlich eher nicht so der technikverliebte Nerd. Dennoch entschied ich mich mutig für eine lebensverlängernde Maßnahme: Eine Erweiterung des Arbeitsspeichers sollte das Problem beheben. Von damals übliche 0,5 GigaByte auf dann sagenhaften 2,0 GigaByte!

Gesagt getan – bei einem Fachhändler zwei 2 neue 1-Giga Arbeitsspeicher gekauft, die auch prompt geliefert wurde. Das beste war: Sogar eine Montage-Anleitung wurde mitgeliefert. Wobei ich das zunächst gar nicht für nötig hielt, denn Bedienungsanleitungen sind ja eher was für Blondinen:
Also: Klappe hinten aufschrauben, Arbeitsspeicher einklicken, fertig.

Nun ja. Der Beamer, den ich anschließen wollte, lief immer noch nicht.

Also musste der zweite Arbeitsspeicher wohl doch noch montiert werden. Vielleicht erinnert ihr Euch: 2012 ist schon einen Weile her, damals waren diese „So reparieren Sie alles selbst“-Videos auf Youtube noch nicht so verbreitet wie heute. Also war ich froh, dass die Montage-Anleitung mitgeliefert worden war. Die Beschreibung klang einfach: „Der zweite Steckplatz für den Arbeitsspeicher befindet sich hinter der Tastatur.“

Wer von Euch noch nie an einem Laptop herumgeschraubt hat, kann sich das in etwa so vorstellen, wie eine Operation am offenen Herzen. Um den zweiten Arbeitsspeicher austauschen zu können, musste mehr oder weniger das komplette Innenleben demontiert werden, angefangen beim Akku über Festplatte, CD-Laufwerk und den Monitor- und Tastatur-Steckern. Dann kam der große Moment, wo die drei Roten lackierten Schrauben  aufgeschraubt werden mussten. Die drei rot lackierten Schrauben, die bedeuten:

„Achtung, Sperrgebiet – Lebensgefahr!

Wenn Sie hier weiter gehen, verlieren Sie jegliche Gewährleistungsansprüche!“ Nun ja, was eigentlich eh schon egal war – die Kiste war immerhin schon 6 oder 7 Jahren.

Also weiter schrauben – um den zweiten Steckplatz zu finden, mussten nun noch weitere Bauteile demontiert werden. So Nebensächlichkeiten wie Lautsprecher und WLan-Adapter.

Am Ende, nach Stunden,  war es geschafft. Und wir mussten zugeben: „Ja, der zweite Steckplatz für den Arbeitsspeicher befindet sich hinter der Tastatur.“
Aber etwas präziser ausgedrückt, war es in etwa so, als wenn wir eine Operation an der Wirbelsäule durch das Brustbein und die Rippen durchgeführt hätten! Ohne die Gedärme einfach beiseite zu schieben zu können, denn die Innereien des Computers mussten Stück für Stück demontiert werden.

Der Toshiba hat die OP übrigens gut überlebt – er läuft auch immer noch, wenn auch noch sehr langsam. So hab ich Schätzchen vor 4 Jahren durch einen Lenovo abgelöst. Aber das war natürlich nur eine rein geschäftliche Beziehung.

Obwohl das ganze eine sehr lehrreiche Erfahrung war, brauche ich so einen Nervenkitzel so schnell nicht wieder:
Wenn mein Smartphone jemals einen BlueScreen bekommen sollte, werde ich keine Speicher-Erweiterung oder ähnliche Operation vornehmen. Sondern dann freue ich mich, dass mein gutes altes Nokia noch funktioniert. Wenn das mal nicht nachhaltig ist!

Die drei Tanten

15 Aug

Diesen Beitrag hielt ich am 14.08.2017 in freier Rede, so oder so ähnlich, im Toastmasters Club Speakers Corner in München:

 

Liebe Toastmaster, liebe Gäste,

heute möchte ich Euch von meinen drei Tanten erzählen, namens Lizzy, Rita und Olivia, die lebten zusammen in einem Haus. Alle drei waren sehr freundlich und hilfsbereit zu jedermann. Meine Eltern sagten, sie seien alle auf eine sehr bodenständige Art und Weise intelligent. Bauernschläue sagten sie immer dazu. Mein Bruder und ich freuten uns als Kinder immer, wenn wir bei den Tanten zu Besuch waren – und das war ziemlich oft – denn sie erzählten uns immer lustige, phantasievolle Geschichten. Außerdem hatte jede von ihnen ein tolles Kuchenrezept, mit dem sie bei uns punkten konnten. Als wir klein waren, mochten mein Bruder und ich alle drei Tanten gleichermaßen gern. Das änderte sich allerdings, als wir beide älter wurden…

Ob es daran lag, dass die drei Tanten – jede auf ihre Weise – ein bisschen wunderlicher wurden oder wir beide älter wurden und über manche Dinge mehr nachdachten, lässt sich so im Nachhinein nicht mehr so genau sagen. Jedenfalls fiel uns auf, wie unterschiedlich die Tanten reagierten, wenn wir überschwänglich und begeistert von unseren Ideen, Plänen, Träumen erzählten. Denn natürlich waren unsere Ideen und Visionen in unserem jugendlichen Eifer manchmal eher von kurzer Dauer oder bei näherer Betrachtung nicht immer sehr schlau.

Wenn ich damals euphorisch von meinen – regelmäßig wechselnden – Berufswünschen erzählte, war Tante Lizzy meistens der Meinung, ich sollte ruhig alles auszuprobieren und viele Praktika machen, denn davon würde ich ja schließlich nicht dümmer. Keine unserer vielen Ideen schien ihr komisch oder kindisch oder zu phantasievoll. Sie war diejenige, die uns darin bestärkte, all unseren Interessen nachzugehen um zu schauen, was davon uns wirklich gefiele. So könnte ich mir eine eigene und fundierte Meinung bilden und am besten herausfinden, was mir am besten entsprechen würde. Regelmäßig vermittelte sie uns, dass jedes unserer Vorhaben grundsätzlich machbar wäre und fragte sie uns bei unserem nächsten Treffen, was wir von unseren Plänen umgesetzt hätten. Wenn es nicht so gelaufen war, wie wir es uns in unserem Eifer so ausgemalt hatten, lachte sie nicht etwa über uns, sondern ermunterte jeden von uns, zu schauen, zu überlegen, was gut gelaufen war und was wir andererseits vorher übersehen hatten und was wir daher beim nächsten Mal anders machen könnten. Dadurch fühlten wir uns ernst genommen von ihr und fühlten uns „erwachsen“. Außerdem waren wir motiviert, weiter zu denken und an der Umsetzung der diversen Vorhaben zu arbeiten.

Tante Olivia hingegen lachte oft über unsere Ideen. „Du musst zusehen, dass Du eine rote Linie in Deinem Lebenslauf hast“, riet sie mir in Bezug auf meine Berufswahl, „also mach‘ am besten was Seriöses, um Dein Geld zu verdienen.“ Dabei hatte sie aber schon sehr konkrete Vorstellungen, was dazu gut geeignet wäre und was nicht. „Wer braucht denn das schon? Das ist doch alles eine brotlose Kunst“, befand sie meinen Berufswunsch Schriftstellerin, den ich mit 13 zwischendurch mal hatte. „Was hast Du denn überhaupt schon zu sagen?“, fragte sie damals.
Ich fühlte mich damals wie der größte Idiot, so als ob ich keine Ahnung hätte und befürchtete ernsthaft, irgendwann mal unter einer Brücke zu enden. Selbstredend verfolgte ich den Berufswunsch der Schriftstellerin damals nicht weiter, sondern studierte erstmal was Seriöses: Wirtschaftsingenieurwesen.

Tante Rita hingegen war immer sehr realistisch, deshalb erklärte sie mir: „Es ist gut, große Träume und Ideen zu haben, wie Tante Lizzy Dich ermuntert. Gleichzeitig kann es dann leicht passieren, dass Du dabei zu hoch fliegst – und Dir wie in der Ikarussage die tragfähige Substanz wegschmilzt. Tante Olivia will Dich davor schützen, dass Du abstürzt, wenn es nicht so klappt, wie Du Dir vorgestellt hast. Vielleicht hat sie aber auch nur ein wenig Höhenangst“, fügte sie verschmitzt hinzu. Weil sie stets sehr betriebswirtschaftlich dachte, ergänzte sie: „Wenn Du aber ihre Einwendungen ernst nimmst, und über ihre Fragen ernsthaft nachdenkst, hast Du schon gleich einen guten Input für einen guten Business-Case. Schau am besten, ob Du nicht Menschen kennst, an denen Du Dich orientieren kannst.“

Liebe Toastmaster, liebe Gäste,

sicherlich fällt es Euch leicht, zu erraten, welche der drei Tanten wir lieber hatten. Leider war es nicht so leicht möglich, immer nur Lizzy oder Rita zu besuchen und nicht Olivia, denn sie wohnten ja im gleichen Haus.

Wie die Geschichte ausgegangen ist: Unter einer Brücke gelandet bin ich bislang nicht, aber immerhin habe ich schon fünf Bücher veröffentlicht. Auch wenn ich derzeit noch davon entfernt bin, vom Bücherschreiben leben zu können: Es ist immerhin ein netter Zuverdienst und schon mal ein guter Anfang.

Was Euch vielleicht an meiner Geschichte mehr überrascht ist: Mit Verwandten wie Lizzy und Olivia hatte jeder von uns schon zu tun. Denn Lizzy und Olivia sind zwei Instanzen in jedem von uns:
Lizzy repräsentiert den liebevollen, ermutigenden und visionären Anteil in uns, der uns hilft, unsere ehrgeizigen Pläne und Visionen strukturiert und zielstrebig zu verfolgen. Lizzy glaubt an sich selbst und an andere. Sie ermutigt jeden, für seine Wünsche und Träume einzustehen.

Olivia steht dagegen für unsere innere Kritikerin. Wenn wir zu sehr auf sie hören, fühlen wir uns unbedeutend, klein und wertlos. Wenn die Olivia in unserem Leben zu viel Raum einnimmt, kann das sogar so weit gehen, dass wir irgendwann selbst davon überzeugt sind, wert- oder nutzlos zu sein oder ein gutes, erfolgreiches Leben oder das Erreichen großartiger Ziele nicht verdient zu haben.

Rita steht für die Realistin. Sie verbindet die Visionärin und die Kritikerin in uns. Sie vereint das Großartige mit den Einwendungen zum Machbaren.

Deswegen: Nimm Dir regelmäßig ein bisschen Zeit für Dich und lausche Deinen inneren Stimmen. Pass darauf auf, mit welcher „Tante“ Du wieviel Zeit verbringst – denn egal, ob Du glaubst, Du schaffst etwas oder ob Du glaubst, Du schaffst eine Sache nicht: Du wirst immer recht haben!