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Präsent sein = ein Geschenk sein

1 Jan

Die Weihnachtstage sind nun gerade eben vorüber. Für die einen ist und war es ein Fest der Freude, für andere ein Fest des Stresses und für wieder andere ein Fest der Geschenke. Was scheinbar so widersprüchlich klingt, hat – genauer betrachtet – dennoch viel miteinander zu tun.

Fest der Geschenke…
Geschenke sind Gaben ohne Gegenleistung, die dazu gedacht sind, dem Beschenkten – und manchmal auch dem Schenkenden selbst – eine Freude zu machen. Was eigentlich schön ist, nämlich eben dieses „Freude bereiten wollen“, artet aus verschiedenen Gründen leider ganz häufig in Stress aus. Das ist schade, und widerspricht auch völlig sowohl dem Ziel des Schenkens als auch der Freude. Aber warum ist das so?

Ein Faktor ist sicherlich, dass anders als an Geburtstagen, wo gerade immer nur ein Mensch „bedacht werden muss“, viele Menschen das Gefühl haben, nun gerade noch für alle möglichen Menschen im Umfeld noch Geschenke kaufen „zu müssen“, zu allem Überfluss meistens auch noch auf den letzten Drücker, weil sich ja in den Wochen zuvor noch so viele andere Dinge zeitlich gehäuft hatte, wie diverse Weihnachtsfeiern oder die Jahresabschlussarbeiten im Büro.
Wie sonst lässt sich erklären, dass am 22.12. im Radio zu hören war, dass der Einzelhandel bis zum Heiligenabend (also in 1 1/2 Arbeitstagen) noch mit 20 % des Weihnachtsumsatz rechnet? So jedenfalls verursacht die ganze Schenkerei – neben dem ganzen anderen organisatorischen Programm, wie die anstehende Verwandtenbesuche, die alle geplant und unter einen Hut gebracht werden müssen, das extra-perfekte Festtagsessen und überhaupt die ganze Völlerei – also ordentlich Stress und manchmal auch Widerwillen.

Dazu kommt noch, was soll man den anderen überhaupt schenken – die meisten von uns haben doch eh schon alles. Und weder braucht „Mann“ das fünfte Paar Socken, noch braucht „Frau“ das dritte Parfüm oder das zehnte Kuscheltier (liebe Herren der Schöpfung, bevor Sie „einfach so“ annehmen, dass Ihre Partnerin sich darüber freut, weil Sie es in der Ver- gangenheit mal von einer Frau so erlebt haben: Bitte, bitte, bitte fragen Sie nach, denn nicht jede Frau freut sich darüber wirklich…)
Sicherlich haben die meisten von uns schon erlebt, ein Geschenk erhalten zu haben, was uns nicht wirklich im Herzen Freude bereitet hat (für meine persönlichen Highlights siehe oben :-)), und vor lauter „sag ich’s jetzt dem/der anderen oder besser nicht, damit er/sie nicht beleidigt ist“ darf man sich dazu noch überlegen, wie man es hinbekommt, dass das Lächeln auf dem eigenen Gesicht mehr dankbar-erfreut wirkt als gequält. Puh wie anstrengend!

Und überhaupt, diese dämliche Verpflichtung, jemand anderem was schenken ZU MÜSSEN! Der/die Beschenkte könnte ja ein Geschenk erwarten. Nee, per definitionem ist das dann kein Geschenk mehr, sondern eher ein Tausch, denn ein Geschenk ist ja eine Gabe ohne Gegenleistung.

In einer Zeit, wo so viele Menschen darüber klagen, „dass sie keine Zeit haben“ oder „wie schnell das Jahr wieder vorbei gegangen ist“, wäre es da nicht viel einfacher, anstatt seine Zeit in Geschenkekaufen zu investieren, einfach nur Zeit zu verschenken und die Zeit direkt mit seinen Lieben zu verbringen? Qualitätszeit, versteht sich.
Zeit zu schenken ist in solchen Zeiten wirklich ein besonderes, wertvolles Geschenk und eines mit Mehrwert noch dazu, z. B. wenn der gestresste Papa, der eh so selten zu Hause ist, mit seinen Kindern (hoffentlich nicht nur an Weihnachten) einfach nur spielt, kann das ein ganz wunderbares Geschenk sein. Oder Qualitätszeit kann bedeuten, mit seinem Partner/seiner Partnerin zu kuscheln oder sich mit den Eltern/Großeltern einfach nur unterhalten oder ihnen einfach nur zu zuhören.

Ja, „einfach nur dasein“ klingt so einfach, ist aber für viele von uns, die wir gewohnt sind, permanent aktiv zu sein und Leistung zu erbringen, ganz schön schwierig.
Vielleicht gelingt es einfacher, wenn wir uns vergegenwärtigen, dass das englische Wort present außer Geschenk auch noch Präsenz bedeutet, also Gegenwart. Wenn das mal kein Zufall ist!

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen, dass Sie Ihre Zeit im neuen, vor uns liegenden Jahr möglichst häufig als Geschenk verstehen können und es Ihnen häufiger gelingen möge, „einfach nur da zu sein“ – sei es für Sie selber oder für andere.

Möge dieses Jahr Ihnen Gesundheit, Liebe und Zufriedenheit bringen.

Herzlichst, Ihre Christina Bolte

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Von der Be-Sinn-ungslosigkeit zum Sinn…

22 Dez

Gestern passierte mir zweierlei, was auf den ersten Blick gar nicht so viel miteinander (ausser mit Weihnachten) zu tun hat: Einerseits hörte ich im Radio, dass der Einzelhandel bis zum Heiligabend (d. h. in nur noch 1,5 Arbeitstagen!) noch mit 20 % des Weihnachtsumsatzes rechnen würde.
Andererseits empfahl mir jemand ein Youtube-Video mit den Weihnachtsliedern von den Roten Rosen (Toten Hosen) aus dem bereits 1998 erschienenen Album Wir warten auf’s Christkind. Nachdem ich den Videoclip weder besonders weihnachtlich noch besonders musikalisch fand, sondern einfach nur laut, bin ich mir nicht sicher, ob ich ihn hier verlinken soll – tue es aber dennoch, für diejenigen, die sich eine eigene Meinung bilden möchten (wer es nicht möchte – bitte Link ignorieren).

Dabei muss ich sagen, dass ich das eine oder andere Lied der Toten Hosen und die darin zum Ausdruck gebrachte Sozialkritik durchaus gar nicht so schlecht finde, und durchaus auch ein Freund von gut gelungenen Parodien bin, aber diese Werke kann ich für mich beim besten Willen nicht dazu zählen – weder von der Qualität der Melodiosität noch von der „Treff- genauigkeit“ der Töne.

Und während mich das Zuhören des Videos „nur“ massiv in den Ohren schmerzt, kann ich gut nachvollziehen, dass es genau aufgrund der genannnten parodistischen Sozialkritik bei vielen (schätzungsweise) jüngeren Leuten, die sich mit den die althergebrachten Weihnachts-traditionen und -riten nicht mehr identifizieren können, auf breiten Zuspruch trifft, während es andererseits genau darum dem traditionsbewussteren Teil der Bevölkerung ausser in den Ohren auch in der Seele schmerzen mag.

Dennoch passen die Roten Rosen ins Anti-Programm. Denn kommt es nicht – alle Jahre wieder um diese Jahreszeit – in vielen deutschen Haushalten zu Stress (immerhin muss man ja in 1,5 Tagen noch sämtliche bis die verbleibenden Weihnachtsgeschenke besorgen, die dem Einzelhandel noch die erwarteten 20 % des Umsatzes bringen sollen!), Frust und Streit, weil es einerseits Menschen (zumeist Angehörige der älteren bzw. Eltern-Generation) gibt, die an tra- ditionellen, liebgewonnenen (weil nostalgischen), aber möglicherweise nicht mehr zur individuelle Situation passenden Gepflogenheiten (wie beispielsweise der Kirchgang, den Christbaum schmücken oder die viel zu fette Weihnachtsgans) festhalten? Andererseits kenne ich genügend zumeist jüngere Menschen, die trotzdem dass sie den zu Hause begangenen Traditionen eigentlich ablehnend oder gelangweilt gegenüber stehen, dennoch daran teil- nehmen, sei es aus Pflichtgefühl, der Angst sich „offen“ zu ihrer Einstellung zubekennen oder Mangel an Alternativen (von denen eine möglicherweise bedeuten würde, Weihnachten allein verbringen zu müssen).

Auch ich gebe zu, dass ich meinen Jahresend-Urlaub, der mich in der Vergangenheit regel- mäßig über Weihnachten lieber in den sonnigen Süden als in den matschig-kalt-und-dunklen Norden der Republik zog, gerne auch als Alibi für meine Abwesenheit von  weihnacht-lichen Pflichtbesuchen herangezogen habe. Aber nach stressigen Monaten des Arbeitsalltags war dies für mich einfach der Weg des geringsten Widerstandes, da ich meistens weder Lust noch Kraft hatte, auf argumentative Weise an den heimischen Weihnachtsritualen, die darüber hinaus noch ganz häufig eher im Stress oder Streit endeten, etwas zu verändern.

Klar ist es verständlich, wenn man an Weihnachten nach ansonsten sehr stressigen Arbeits-wochen und -monaten einfach nur seine Zeit mit Dingen verbringen möchte, die einem Freude bereiten anstatt von einer Pflichtveranstaltung oder vom Kampf-Shoppen oder Essen-und- Trinken bis zur Besinnungslosigkeit zu hechten/hetzen. Dennoch weiss ich mittlerweile, dass ich es mir damals (so schön die sonnigen Urlaub auch waren) etwas einfach gemacht habe.

Wenn uns bewusst wird, daß die Zeit, die wir uns für einen anderen Menschen nehmen, das Kostbarste ist, was wir schenken können, haben wir den Sinn der Weihnacht verstanden. (Roswitha Bloch)

Denn abgesehen davon, dass es auch in Deutschland genügend Alternativen gibt, wie man Weihnachten nicht allein und trotzdem „sinnvoll“  gestalten kann*, bin ich mir sicher, dass die  perfekt inszenierte Weihnachts-Settings oder Geschenk-Orgien häufig nur eine (möglicher- weise gut getarnte oder unglücklich ausgedrückte) Form dessen ist, das – trotz oder gerade wegen des materiellen Wohlstandes, in dem die meisten von uns in Deutschland leben – im Grunde unseres Herzens eigentlich nach wie vor noch in uns allen gestillt werden möchte: Ein Hunger bzw. eine Sehnsucht nach Liebe, Anerkennung und danach, mit ganzem Herzen von unserem Mitmenschen wahrgenommen zu werden.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen neben einer schönen und harmonischen restlichen (Vor-) Weihnachtszeit und beSINNlichen Feiertagen, dass Sie sich und anderen das schenken, was Sie/sie wirklich erfüllt.

Herzlichst, Ihre Christina Bolte

* Die Stadt München beispielsweise veranstaltet alljährlich an Heiligaben ein Weihnachtsessen für Obdachlose Menschen, das von der Anwesenheit und Mithilfe vieler Freiwilliger lebt.

Gedanken zum Garten und Burnout (2)

31 Mär

Im letzten Jahr schrieb ich über den Zusammenhang zwischen einem Garten und Burnout.
Heute möchte ich das Ganze um einen weiteren Aspekt ergänzen, nämlich um den der Jahreszeiten.

Wenn Sie derzeit aus dem Fenster schauen, werden Sie die ersten zarten grünen Triebe aus der Erde hervorschauen sehen, und mancherorts sogar auch die eine oder andere gelbe, weiße oder violette Blüte. Endlich ist Frühling!

Frühling bedeutet aber – neben dem im letzten Beitrag erwähnten Boden bestellen – auch, die Samen oder Setzlinge für die Zukunft auszusäen, idealerweise auch zur richtigen Jahreszeit. Denn nicht jedes Korn oder jede Pflanze bringt das erwartete Ergebnis, wenn man es zu einem beliebigen Zeitpunkt aussät.

Im Sommer ist es dann an der Zeit, die Saat wachsen zu lassen. Natürlich muss man gelegentlich gießen und den Boden pflegen, aber im Wesentlichen heißt es nun: Abwarten. Oder etwas flapsiger formuliert:
Ein Grashalm wächst auch nicht schneller, wenn man daran zieht
(leider ist mir die Quelle dieses wunderbaren Spruches nicht bekannt).

Im Herbst heißt es dann endlich: Ernten. Egal, ob Apfel- oder Pflaumenbaum, Getreidefelder oder Mais, eines bleibt nicht aus – das Sortieren und Trennen von Ernte und dem, das zur direkten Verwendung nicht geeignet ist. Im Märchen heisst es so schön: Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen. Dennoch ist auch das „Schlechte“ nicht sinnlos, denn auch aus dem Mist lässt sich für die kommenden Jahre zu einem hervorragenden Dünger machen!

Natürlich lassen sich diese Jahreszeiten auch auf unserem „Seelengarten“ und unser alltägliches Leben übertragen. Darüber hinaus verstecken sich hinter den „Bildern“ wichtige Faktoren, die einen Burnout begünstigen oder verhindern können.

Projekte starten und Kontakte knüpfen sind wertvolle Aktionen (Säen!) – die jedoch ohne Erfolg bleiben, wenn man sie zum falschen Zeitpunkt oder im falschen Umfeld angeht. Stattdessen verliert sich die aufgewendete Energie dann im blinden Aktionismus.
Natürlich empfiehlt es sich, auch darauf zu achten, welches Saatgut man aussät. Wer Intrigen sät, braucht sich nicht zu wundern wenn er (oder sie) später selbst welche erntet. Heutzutage wird das ganze etwas postmoderner als Resonanzgesetz bezeichnet oder wer auf Anglizismen steht: Law of Attraction. Früher sagte meine Mutter dazu  immer: „Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es zurück“ “ – aus Wort und Ant-Wort folgt also, Verantwortung zu übernehmen.

Noch schlichter formuliert es ein chinesisches Sprichwort, das ich an dieser Stelle teilen möchte:
Achte auf Deine Gedanken, denn sie werden zu Worten.
Achte auf Deine Worte, denn sie werden zu Handlungen.
Achte auf Deine Handlungen, denn sie werden zu Gewohnheiten.
Achte auf Deine Gewohnheiten, denn sie werden Dein Charakter.
Achte auf Deinen Charakter, denn er wird Dein Schicksal.

Genauso wichtig für ein zufriedenes und gesundes Leben ist natürlich auch der Faktor Zeit. So, wie man im Sommer die Saat in Ruhe wachsen lässt, braucht eine Liebesbeziehung Zeit, braucht Vertrauen Zeit, um sich zu entwickeln. Auch eine regelmäßige Entspannungs- oder Meditationspraxis braucht Zeit (und Übung!) um einen Effekt zu erzielen. In meinem Umfeld höre ich immer wieder, dass Zeit haben ein Luxus sei, den man sich derzeit nicht leisten könne. Ich sehe dies anders, denn erstens habe ich keine Zeit, sondern vielmehr: ich nehme sie mir! Und zweitens finde ich, dass Zeit haben/nehmen kein Luxus ist, sondern eine unabdingbare Voraussetzung für ein zufriedenes Leben. Denn eine echte Freundschaft, die einem in schwierigen Zeiten Rückhalt gibt, möchte in „guten Zeiten“ gepflegt werden, und Entspannung auf Knopfdruck funktioniert halt auch nur, wenn man vorher entsprechend geübt hat. Eben so, wie ich auch den Apfel und das Getreide nicht gleich schon im Frühling ernten kann, sondern abwarten muss, bis es gereift ist…

Wie wir bereits am Frühling gesehen haben, ist Acht-samkeit also das Mittel der Wahl – und dazu fordert uns auch der Herbst wieder heraus. Das Aufheben und Sammeln der Ernte kann bereits – zumindest wenn man es manuell erledigt – als wahre Meditationsübung praktiziert werden. Dabei in einer gebückten Körperhaltung zu verharren, z. B. bei der Ernte von Beerenfrüchten, verlangt auch dem Erntenden auch mental eine quasi demütige Haltung ab.

Wenngleich mitunter auch ziemlich lästig, so erfordert das Aussortieren von Ernte und „Abfall“ eine noch ausgeprägtere meditative Grundhaltung: Achtsamkeit und Konzentration auf das Wesentliche: Das was ich gerade in der Hand habe und tue. Eine Bekannte von mir, die gerne Marmeladen einkocht, meinte neulich halb scherzhaft, ihre Art zu meditieren wäre Birnen schälen. Sehen Sie, immer noch besser als zur Entspannung herumzusitzen und nichts zu tun!
Spass beiseite…

Der aufmerksame Leser wird sich nun sicherlich fragen, was mit dem Winter ist. Im Winter leben wir von dem, was wir übers Jahr erarbeitet haben – und kümmern uns um ganz andere Dinge, z. B. darum, unser Handwerkszeug instand zu halten oder die Planung fürs nächste Jahr vorzubereiten.  Das mag erholsam klingen oder bequem, ist es aber nicht.
Denn de facto braucht es alle Jahreszeiten und alle Tätigkeiten, alle Anspannung und alle Entspannung, alle Arbeit und alle Besinnung. Aber eben alles zu seiner Zeit.

Abschließen möchte ich mit einem (gekürzten) Zitat aus dem meist gelesenen Buch auf dieser Welt:

Ein jegliches hat seine Zeit

„Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde:
geboren werden hat seine Zeit, sterben hat seine Zeit; pflanzen hat seine Zeit, ausreißen, was gepflanzt ist, hat seine Zeit; […]
weinen hat seine Zeit, lachen hat seine Zeit; klagen hat seine Zeit, tanzen hat seine Zeit;
Steine wegwerfen hat seine Zeit, Steine sammeln hat seine Zeit; […]
behalten hat seine Zeit, wegwerfen hat seine Zeit; […]
schweigen hat seine Zeit, reden hat seine Zeit; […]
lieben hat seine Zeit, hassen hat seine Zeit; Streit hat seine Zeit, Friede hat seine Zeit. […]
Da merkte ich, dass es nichts Besseres dabei gibt als fröhlich sein […] in seinem Leben.“

In diesem Sinne:  Achten Sie auf ein ausgewogenes Verhältnis aus allem was Sie tun, pflegen Sie Ihren Seelengarten und betrachten Sie das Leben mit einer gewissen Heiterkeit – ernst ist es schon von ganz allein.

Und: Danke, dass Sie sich die Zeit dafür genommen haben diesen Text bis zum Ende durchzulesen.
Deshalb möchte ich Ihnen nun auch noch verraten, wo Sie das zuletzt genannten Zitat in ganzer Länge nachlesen können:
Im Alten Testament beim Prediger Salomo (Kohelet) im 3. Kapitel, hier in der Übersetzung der Luther-Bibel von 1984.

Herzliche Ostergrüsse
wünscht Ihnen

Ihre Christina Bolte

Herzschlag des Lebens (2) – oder: Zeit für Veränderung

21 Dez

Im Mai war ich, wie bereits hier geschrieben auf einem Kongress zum Thema Wirtschaft & Gesundheit, wo als Rahmenprogramm abends ein Konzert von Percussionist Nils Tannert  geboten war. Obwohl ich es sehr faszinierend fand, wie spielerisch und gleichzeitig künstlerisch er die unterschiedlichen Rhythmen und Instrumenten aus den verschiedenen Kontinenten und Kulturen präsentierte, fragte ich mich dennoch, wie diese Veranstaltung thematisch zu den übrigen Vorträgen und Workshops passte.
Die Antwort auf diese Frage gab Nils Tannert selbst in seinen einleitenden Worten vor seiner Performance auf der riesengroßen, durchdringenden O-Daiko: Beim Spielen dieses japanischen Instrumentes hätte er gelernt, wie wichtig es ist, einen guten und sicheren Stand zu haben, um nicht die eigenen Schläger an den Kopf zu bekommen.

Auf der anschließenden dreistündigen nächtlichen Heimfahrt tanzten meine Körperzellen noch lange von der kraftvollen Resonanz und der durchdringenden Wirkung der Schwingungen…

Dieses Erlebnis kam mir wieder in den Kopf, als ich Anfang August  – wie auch schon mal zwei Jahren zuvor – auf einem Sommerfest im Zeichen des Herztrommelns war. Nach einer kurzen aber mächtigen Einstimmung auf die Instrumente wurde in einer großen Gruppe die ganze Nacht durch bis zum Morgengrauen getanzt und getrommelt.
Neben den beruhigenden und fast schon meditativen Erlebnissen vom Trommeln im Rhythmus unseres Herzschlages, über die ich schon in meinem letzten Beitrag geschrieben hatte, gab es auch einige weitere Aspekte, die mich in der Nacht bewegt haben.

Zum Beispiel, wie wichtig die Wahl des richtigen „Instrumentes“ ist. Denn neben etwa 25 sogenannten Djembés – das sind die Trommeln, die man im Sitzen mit seinen Händen spielt und die man während dem Spielen zwischen den Knien hält, um eine bessere Resonanz zu haben – gab es noch ein gutes halbes Duzend Bass-Drums.
Bass Drums sind deutlich höher,  haben einen größeren Durchmesser und stehen auf einer Art hockerähnlichem Gestell. Man spielt sie im Stehen und benutzt Holzschläger dazu.

Bisher hatte ich mir nie erlaubt, auf den großen Instrumenten zu spielen, weil ich aus irgendeinem Grund der Überzeugung war, man müsse dafür besonders qualifiziert sein, um so mächtige Töne abzugeben. Was natürlich Quatsch ist, denn die anderen Trommler verfügten über genauso viel bzw. wenig Trommel-Praxis wie ich.

Jedenfalls merkte ich zu einem Zeitpunkt mitten während der Nacht, dass der Trommel-Rhythmus für mein Empfinden völlig entgleiste. Aggressiv, schnell und unrhythmisch schlugen die Trommeln. Ich glaube, bei einem Patienten wäre die dazu passende Diagnose Herzflimmern gewesen, deren Folge unbehandelt meist tödlich ist.
Auch ich merkte, wie ich im Begriff war, mich von der Aggression des Rhytmus‘ anstecken zu lassen, aber zum Glück gelang es mir, diesem entgegen zu wirken. Trotz des dämmrigen Lichts nahm ich wahr, dass auch andere Trommler sich mit dem schnellen Rhythmus unwohl fühlten. Und so transformierte ich die in mir entstehenden Gefühle in einen gewissen Ehrgeiz – den Ehrgeiz, einen neuen, stabilen Herz-Rhythmus zu etablieren.

Was ich zunächst auf den Djembés probierte – ein völlig aussichtsloses Unterfangen: Zu unscheinbar war deren Klang.
Als ich mich dann eine Weile später an die Bass-Drums wagte, erinnerte ich mich an die Körperhaltung und Worte von Nils Tannert. Leicht gegrätschter, lockerer Stand –  tief durchatmen – und trommeln: Da – dum. Pause.  Da – dum. Pause. Da – dum. Pause. Ein schöner, regelmäßiger Rhythmus – der sich allerdings schwer tat, gegen das wilde Rasen der überwiegenden Mehrheit wahrgenommen zu werden.
Ich nahm Blickkontakt auf – eine Person nach der anderen – mit denjenigen, von denen ich vorher wahrgenommen hatten, dass sie sich unwohl fühlten. Was nur teilweise erfolgreich war, aber immerhin einige stiegen in den von mir getrommelten Rhythmus mit ein. Mit anderen wiederum kam kein Blickkontakt zustande, und einer von denen verließ – sich alleine wähnend – frustriert den Raum.

Klar, nun war es eine wahre Kakophonie, ein Durcheinander der Rhythmen, Tempi und Klänge, was in gewisser Hinsicht ziemlich grausam für’s Ohr war. Einige der oben erwähnten Trommler schlossen sich wieder der rasenden Mehrheit an. Aber so schnell wollte ich nicht aufgeben. Kurze Pause. Ordentlich hinstellen. Tief durchatmen – und trommeln: Da – dum. Pause.  Blickkontakt aufnehmen. Da – dum. Pause. Da – dum. Pause. Blickkontakt aufnehmen. Tief durchatmen: Da – dum. Pause.  Blickkontakt aufnehmen. Da – dum. Pause.  Da – dum. Pause. Da – dum. Pause. Blickkontakt aufnehmen. Da – dum. Pause. Da – dum. Pause.
Einer nach dem anderen fällt in diesen regelmäßigen Takt ein – der Herzflimmern-Patient ist tot, aber dafür lebt ein anderer Herzrhythmus. Ein Rhythmus, der beruhigt, Geborgenheit vermittelt.
Gänsehaut. So macht das Trommeln wieder Freude…

Veränderungen brauchen einen guten Standpunkt & Netzwerke – und den richtigen Zeitpunkt

Mein persönliches Fazit ist, was ich durch dieses Erlebnis an diesem Abend spielerisch erfahren und erleben  konnte:

1. Auch ein einzelner kann in einer großen Gruppe oder Gesellschaft Dinge verändern, die ihn stören und so ein neues System oder eine neue Art und Weise in die Welt bringen.
2. Dabei ist es wichtig, einen guten sicheren Stand zu haben – in seiner Position, in seinter Kraft & Gesundheit und im Leben. So hat man ein gutes Durchhaltevermögen und wird nicht so leicht aus der Bahn geworfen, wenn das geplante Vorhaben mal nicht gleich klappt.*
3. Genauso wichtig ist es, Kontakt zu Gleichgesinnten oder Verbündeten aufzunehmen. Netzwerke sind wichtig, denn sie geben Halt, man unterstützt sich und vor allem fühlt man sich nicht alleine im Kampf gegen Goliath.
4. Aussteigen ist keine Lösung und bewirkt selten eine Veränderung. Wer mit einer Situation oder einer Gesellschaft unzufrieden ist, sollte – bevor er frustiert oder verbittert das Handtuch wirft und (überspitzt formuliert) auf eine ostasiatische Insel auswandert oder sich jahrelang in ein Kloster zurückzieht –  3. beherzigen.
5. Last but not least, braucht es aber auch eine Umfeld, was reif für die Veränderung ist. Was sich kaum treffender ausdrücken läßt als mit einem Ausspruch von Victor Hugo in einer etwas freien deutschen Übersetzung: „Nichts ist mächtiger als eine Idee, deren Zeit gekommen ist.“

* Der Fairheit halbe muss ich dazu sagen, dass das gleiche Anliegen ein zweites Mal nicht funktioniert hat.

Eindrücke vom Camino (1)

18 Jun

Zu Fuß unterwegs auf dem Weg des Lebens,
die Langsamkeit des Gehens genießend.
Ich nehme mit all meinen Sinnen wahr:

Höre das Vogelgezwitscher und das Plätschern des Baches
trotz der Geräusche der Autos auf der Landstrasse neben mir.
Hin und wieder gackern die Hühner.

Spüre die Sonne und den Hauch des Windes auf meiner Haut,
oder gestern auch den Regen.
Auch spüre ich die Anspannung in meinen Muskeln von den
noch ungewohnten Bewegungen und den Schmerz in meiner Achilles-Ferse.

Ich sehe die bunten Blumen am Wegesrand und
die weissen Wolken am blauen Himmel über mir.
Auch die verfallenen oder zum Verkauf stehenden
Häuser in den Ortschaften am Wegesrand sind kaum zu übersehen.
Die gelben Pfeile weisen mir den Weg.

Ich nasche ein paar Walderdbeeren vom Wegesrand,
deren süßer Geschmack hallt noch lange auf meiner Zunge nach.
Die Klarheit des Wassers erfrische meine Kehle.
Ich genieße die teilweise mir fremden Gewürze,
die meine Mahlzeit zu einem Hochgenuß für den Gaumen werden lassen.

Trotzdem, dass der Bauer gerade sein Feld gedüngt hat,
duftet es aus der Bäckerein im Ort nach Frischgebackenem und Kaffee.
Zeit für eine Pause.

Jede meiner Zellen jubiliert:
Ich BIN! Ich LEBE! JETZT!

Spagyrik des Alltags

16 Nov

Was ist eigentlich Spagyrik?

Bei der Spagyrik handelt es sich zum einen um eine Weltanschauung und zum anderen auf eine Art der Arzneimittelherstellung, die auf Theophrastus von Hohenheim (1493-1541), genannt Paracelsus, zurück geht.
Von ihm ist der erstmalige Gebrauch des Begriffes Spagyrik überliefert.

Das Wort Spagyrik kommt aus dem Griechischen: spáein bedeutet „(heraus)ziehen, trennen“ und ageirein „vereinigen, zusammenführen“, als Trennen des „Guten“ vom „Schlechten“ und nur das „Gute“ wieder miteinander verbinden.

Das Wort Spagyrik bezeichnet somit die Art der Arzneimittelherstellung, also Pharmazie, und Therapie nach den weltanschaulichen und praktischen Regeln der Alchemie. Die Aufgabe der Alchemie sah er nicht – wie weitläufig verbreitet – z. B. in der Herstellung von Gold, sondern in der Herstellung von Arzneimitteln.

Im paracelsischen Sinne betrachtet ist die Alchemie (oder auch Spagyrik) ein jahre-bis jahrzehntelanges Sich-Auseinandersetzen mit der Natur sowie die Kenntnis und das im Einklang leben mit ihren Gesetzen, Details, Prinzipien und Zusammenhängen bzw. Analogien. Eine Lebensaufgabe also.

Im weiteren Sinne des Wortes ist jedoch die Alchemie „die Kunst, des rechten Umgangs mit den Dingen der Natur“. Demnach sind also auch Landwirte, Bäcker, Weber, Winzer oder Köche Alchemisten, so sie sich auf sachgerechte und kunstvolle Weise damit beschäftigen, die Dinge der Natur dem Menschen zum Nutzen zu bereiten.
D.h. auch in einem klassischen „Lehrberuf“ kann man zu seiner Meisterschaft gelangen.

Umsetzung im Alltag

Nun fragt sich eventuell der eine oder andere, was wir mit diesem „Mittelalterlichen Hexenzeug“ nun konkret im Alltag anfangen können. Welche Bedeutung hat das für uns persönlich? Ist nicht letztendlich jede Situation, in der es gefragt ist, den „Menschen zum Nutzen“ gemäß zu handeln, Grund für die Anwendung spagyrischer Prinzipien?

An einem Beispiel möchte ich Ihnen verdeutlichen, inwieweit auch heute noch Vieles ein wahrhaft spagyrischer Prozess ist:

Da wäre zunächst mal, dass uns ein Zustand, ein Thema, das uns nicht gefällt und für das wir Lösungs­möglichkeiten und Handlungsoptionen finden möchten – sei es eine anstehende berufliche Veränderung, ein Umzug oder die Trennung von einer nicht mehr funktionierenden Partnerschaft.

Wir beschäftigen uns geistig mit diesem Zustand oder Thema (oder es beschäftigt uns), es geht uns durch den Kopf bzw. es gärt in uns. Gärung ist ein Teil der spagyrischen Arzneimittel-Herstellung.
Indem wir ggf. mit anderen Menschen über die Situation unterhalten, bekommen wir Input von außen, evtl. auch Lösungs­vorschläge. Wir analysieren und erwägen eventuelle Vor- und Nachteile, die sich für uns aus dem einen oder anderen Weg oder sogar der Situation selbst ergeben.
Diese „geistigen“ Prozesse können zwischen Tagen und Wochen dauern.

Anschließend sortieren wir die für uns hilfreichen „guten“ Gedanken und Lösungs­möglichkeiten heraus und verwerfen die unbrauchbaren „schlechten“ – Trennen des „Guten“ vom „Schlechten“ also.
Man kann schon fast destillieren dazu sagen, denn das ganze findet ja unter großem Energieeinsatz statt, und auch die Destillation ist ein Teil der spagyrischen Arzneimittel-Herstellung.

Abschließend setzen wir all die „guten“ Zutaten unserer Lösung zu einem Idealbild zusammen.

Solve et coagula – löse (das was nicht mehr dienlich ist) und konstruiere Neues bzw. füge Dinge oder Umstände wieder neu zusammen. Oder lassen Sie sie durch die Natur und den Lauf der Dinge sich neu zusammensetzen.

Übrig vom ganzen Prozess mit all seinen Stufen bleibt die Essenz – der für uns zum jeweiligen Zeitpunkt richtige und heilsame Lösungsweg aus unserer Situation.
Meisterliche Kompositionen brauchen jedoch Geduld –  und Zeit. Zwei heutzutage besonders selten gewordene Ingredienzien… Überstürzen Sie daher nichts, wenn Sie eine gute Lösung haben möchten.

Unterstützen können Sie die „spagyrischen Prozesse Ihres Alltags“ durch die Einnahme oder durch Aufsprühen spagyrischer Arzneimittel. Deren Zusammensetzung richtet sich nach Ihrem tatsächlichen Thema, ein Patentrezept gibt es hierbei nicht. Die Arzneimittel wirken auf der körperlichen wie geistigen Ebene und bringen Ihnen Klarheit in Ihre Prozesse – sei es dass Sie klarer in sich selbst sehen, oder kleine Helferlein von außen dazu beitragen.

Weitere Infos dazu erhalten Sie auf der Website meiner Gesundheits- und Coachingpraxis. Oder sprechen Sie mich an.