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2020 – Das Jahr der Konjuktive und Möglichkeiten

12 Dez Planen

Einladung zur Silvesterfeier: Über den Dächern von München, seid ihr dabei? Wir feiern auf einer Dach-terrasse im was weiss ich wievielten Stockwerk mit Blick auf den Olympiapark und auf die unter uns fliegenden Silvesterraketen. Mit leckerem Finger-Food (jeder bringt was mit), Wein, Cocktails und natürlich Champagner zum Anstossen. Mit vielen verschiedenen bekannten und unbekannten Gesichtern, ein bunter internationaler Haufen.
Klingt unrealistisch? Wie aus einer anderen Welt? Nö, ist erst ein knappes Jahr her. Es war Silvester 2019/2020. War ’ne grossartige Feier. Wer hätte damals gedacht, dass dies der Beginn eines so unwahr-scheinlich schrägen Jahres werden würde? Ein Jahr, das vermutlich die meisten Menschen, die ich kenne, als das Gegenteil von großartig bezeichnen würden. Ich ehrlich gesagt nicht.

Jahresplanung

Dabei hätte ich es eigentlich schon ahnen müssen. In dem Moment, wo mein Partner durchblicken liess, dass er (nach vielen Jahren gemeinsamen Jahresanfangs-Ritualen) dies Jahr keine Lust hätte, wieder eine gemein-same Jahreszielcollage zu machen. Es wäre ja eh immer nur jedes Jahr das gleiche drauf.
Nun gut, so machte ich eben meine eigenen Ziele und Pläne… und das Jahr nahm seinen Lauf. Arbeit, Urlaub buchen (er stand auf meiner Ziele-für-2020-Liste), Wochenend-Seminare, Geburtstag, Teilnahme an zwei Reise- bzw. Pilgermessen, weitere Urlaubspläne schmieden. Bis zum 28. Februar noch so weit alles normal.

Doch dann verstarb am Abend plötzlich und unerwartet mein Schwager mit 47 an einem Herzinfarkt. So mitten aus dem Leben. Gleichzeitig klingt es beinahe wie aus einer anderen Zeit, dass zum Anlass seiner Beerdigung eine Woche die Kirche bis über den letzten Platz hinaus besetzt war. Denn an Abstandhalten dachte im März noch niemand. Wie auch, in einer Situation in der man üblicherweise seine eigene Betroffen-heit und Fassungslosigkeit mit Umarmungen und körperlicher Nähe zu kompensieren versucht. Wir witzelten noch am gleichen Tag, dass bei etlichen Hunderten Anwesenden eine Kontaktverfolgung schwierig werden würde, wenn nur ein einziger Corona bekäme. Nun ja, das passierte zum Glück zwar nicht, dafür schaffte es dank dem 120 km entfernten Ischgl das österreichische Bundesland Tirol (in dem die Beerdigung statt-gefunden hatte) trotzdem auf die rote Liste des RKI – und mein Chef schickte mich, eine Woche vor allen anderen, ins Homeoffice.

Das war der Tag, an dem das böse C-Wort das erste Mal einen direken Einfluss auf mein Leben hatte, und deshalb erinnere ich mich noch wie heute daran. Seit diesem Tag nahm das Jahr – mit exponentieller Geschwindig-keit seinen rasanten Lauf – nicht ohne vorher in einen anderen Modus zu wechseln. Immerhin – mittlerweile dürften die meisten von uns die Bedeutung und Verlauf einer exponentiellen Kurve verstanden haben, die es im Frühjahr galt abzuflachen*.

Nach den Fake-News der letzten drei Jahre entwickelten sich in diesem Jahr auch völlig neue Wortkreationen – oder sollte ich besser sagen: Unwort-Kreationen? Wer von uns hätte zu Neujahr gedacht, dass Mund-Nase-Bedeckungen zu einem modischen Accessoir avancieren würden oder Trikinis der Schrei des Sommers würden? Auch von dem Wort Systemrelevant hatte man vorher wohl noch so recht nicht gehört – schade, dass die exponentielle Verbreitung des Wortes keine wirkliche Auswirkung auf die allgemeine und v.a. auch finanzielle Anerkennung all jener Berufe hatte, die 2020 den Laden am Laufen hielten (angefangen bei medizinischem Personal über Supermarkt-Mitarbeitenden, Lieferdienst-Beschäftigten und nicht zuletzt all jene, die immer dann Dienst taten, wenn es wörtlich wie im übertragenen Sinne brannte). Und der Gründer der Community für Innovatoren, Kreative, Entscheider und Macher namens Querdenker United, Othmar Ehrl, würde sich wahrscheinlich im Grabe umdrehen, wenn er wüsste, in welche Richtung andere seine Denk-richtung verbogen hätten.

Wer – wie ich – Meister oder Meisterin der Planung ist, durfte dieses Jahr lernen, das Leben in seiner ganzen Unverbindlichkeit und Unplanbarkeit zu genießen. Was logischerweise schwerfällt (das Genießen), wenn das, wie bei den meisten, mit zahlreichen Stornos einhergeht: Urlaubsreisen, Auftritte, Aufträge, Feiern und andere Veranstaltungen. Wer kennt ihn nicht, diesen wohl in diesem Jahr häufig zitierten Satz: „Ich würde gerne mal wieder … – wenn die Umstände es zulassen“. Oder: der Satz der Kapitulation: „Ich hab schon aufgehört zu planen, nach all den viele Absagen.“
Und so wird 2020 vermutlich als das Jahr des Konjunktivs in die Geschichte der Menschheit eingehen. Liebes 2020, ich glaub, Du hast da was verwechselt. Ist der Konjunktiv nicht statt einem Ding der Unmöglichkeit nicht eigentlich die Möglichkeitskeitsform?

Gab es vielleicht doch ein paar Möglichkeiten und Chancen in diesem Jahr?

Ich finde, ja. Zum Beispiel gab es die Möglichkeit die eigene Heimat kennenzulernen (ich zum Beispiel hab im Umkreis von 25-30 km doch tatsächlich noch ein paar schöne Ausflugsziele entdeckt, die ich noch nicht kannte). Oder die Möglichkeit, sich im Umgang mit digitalen Plattformen mehr auseinander zu setzen. Oder den Wert einer schönen Wohnung, eines schönen Gartens neu zu entdecken.
Auch hätte die Chance bestanden, dass Deutschland Fortschritte in Bezug auf die Digitalisierung macht (da war er wieder, der Konjunktiv…). Haben wir sie genutzt, die Chancen? Das ist sicherlich individuell sehr unterschiedlich. So manch einer entwickelte komplett neue Geschäftsideen, und wenn ich mir die Fotos einiger Bekannter auf Facebook so anschaue, hat so mancher Single-Mann aufgrund von geschlossenen Restaurants dieses Jahr immerhin kochen gelernt.

Was ist nun mein persönliches Fazit des Jahres 2020?

Nun, ich bin mir noch nicht abschließend sicher, wessen ich mir aber sicher ist, ist, dass Veränderung anstrengend ist. Und zwar umso anstrengender, je mehr man sich gegen sie wehrt. Und gleichzeitig steckt auch in jeder Krise eine Möglichkeit (nein, ich schreibe jetzt nicht über das chinesische Schriftzeichen, denn das hab ich schon hier getan). Denn es reicht, wenn man ein paar Worte englisch beherrscht. Denn um von der Veränderung (CHANGE) zur Möglichkeit (CHANCE) zu kommen, muss man nur am G ein kleines j wegmachen. Und am besten aus diesem kleinen j ein ganz großes JA machen.

Deswegen möchte ich mit einem englischen Zitat abschließen (leider ist es nicht gut ins Deutsche zu über-setzen).

“Nothing is impossible the word itself says “I’m possible.” (Audrey Hepburn)

Nehmen wir also die sich uns stellenden Herausforderungen des Lebens an. Nutzen wir sie, um daran zu wachsen. Machen wir was draus. Und freuen wir auf das kommende Jahr. Ich glaube, mein Schwager wäre froh gewesen, hätte er (an dieser Stelle ist der Konjuktiv leider eine Unmöglichkeitsform) diese Chance gehabt.

 

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* Ok, das nehme ich teilweise gleich wieder zurück, denn wenn man sich den einen oder anderen Kommentar in den sozialen Medien so durchliest, scheint es wohl doch etliche Menschen zu geben, die die Bedeutung und den Sachverhalt, der hinter der Linie steckt, unter die die Kurve abgeflacht werden sollte, nicht verstanden zu haben… Aber das soll hier gar nicht weiter das Thema zu sein.

Bildnachweis: geralt / 22389 images @ Pixabay

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Zu Ende gedacht

25 Feb

Diesen Beitrag hielt ich am 24.02.2020 – so oder so ähnlich – in freier Rede im Speakers Corner München Toastmasters Club:

Hast Du schon mal daran gedacht, Dir das Leben zu nehmen?

Nein, ich meine natürlich keinen Suizid, sondern, ob Du Dir DAS Leben nimmst, das Du Dir schon immer gewünscht hast? Oder verschiebst Du lieber Träume, Wünsche und Hoffnungen auf später, auf „wenn’s mal etwas ruhiger wird“, auf „nächstes Jahr“, auf „wenn ich erstmal meinen Lieblings-Menschen gefunden habe“, auf „wenn die Kinder aus dem Haus sind“ oder gar „auf die Rente“?

Fakt ist: Das Leben ist endlich – und der Tod ist nicht nur sehr endgültig, er trifft auch jeden von uns – mich und Dich auch – früher oder später. Und Ja, das ist allzu menschlich, dass man unangenehme Dinge gerne verdrängt oder, wenn sie denn schon da sind, am liebsten gleich wieder beiseite schiebt.

So habe ich auch viele Jahre meines Lebens fröhlich vor mich hingedümpelt, mich von Wochenende zu Wochenende, von Urlaub zu Urlaub irgendwie durchgehangelt, vielleicht objektiv gar nicht mal so schlecht, aber subjektiv eben gar nicht mal glücklich.

Bis – ja bis vor ein paar Jahren meine beste Freundin Katja eines Tages völlig verzweifelt zu mir kam. Sie hatte das Gefühl, sie müsste dringend mit irgendjemandem reden, um nicht zu platzen. „Ich hab in meinem Urlaub in Frankreich einen total tollen Typen kennengelernt und mit diesem eine Affäre angefangen. Boah, war ich in ihn verliebt!“ Ja und dann hatte er ihr erzählt, dass er HIV-positiv wäre.
Blöderweise erst, nachdem sie intim gewesen waren, und eigentlich auch eher beiläufig. Puh, ja genau, das muss man erstmal sacken lassen. Nicht nur Katja war wie gelähmt. Ich glaube, ich wäre an ihrer Stelle vor Wahnsinn aus dem Fenster gesprungen!

Nun war sie also bei mir und wusste weder ein noch aus. Zwischen Schimpftiraden auf „diesen Idioten, der sie so hintergangen hatte“ fingen wir mal an ein paar Fakten zu sortieren. Was war genau gelaufen, wie lange ist das her, was sagt Google zum Thema HIV-Notfall. So fanden wir die  HIV-Notfall-Ambulanz. Am Sendlinger Tor, falls es mal jemand braucht.

Das Resultat war, dass Katja eine Art „Pille danach“ verordnet bekam und dann über mehrere Wochen einen fiesen Tabletten-Cocktail für etwa 1.500 Euro einnehmen musste, um zu verhindern, dass sich eventuelle Viren bei ihr ausbreiten würden. Die Wochen, bis ein Test ergeben hat, dass sie nicht HIV-positiv ist, waren natürlich für Katja ein Zittern und Bangen, mal von den Nebenwirkungen, die sie hatte, ganz abgesehen.

 

Selbst als Zweite-Hand-Erfahrung hatte mich die ganze Geschichte ziemlich erschüttert – und vor allem zum Nachdenken angeregt. Denn seitdem ist mir klar, dass das „normale“ Leben mitunter schneller beendet sein kann, als mir lieb ist. Warum sollte ich also meine begrenzte Lebensenergie für die falschen Dinge und Personen aufwenden?

Ich habe damals aufgrund dieser Geschichte meinen Job bei BMW im Controlling aufgegeben, weil mir klar geworden ist, dass es mir im Grunde keinerlei Befriedigung schafft, alle 3 Wochen neue Excel-Tapeten zu erstellen und Leute damit zu nerven, ihnen zu sagen, dass das was sie tun zu teuer ist.

Soll ich Euch was sagen? Der Schritt ist mir nicht leicht gefallen, aber es war rückblickend eine der besten Entscheidungen meines Lebens. Denn seit ich angefangen habe, mir – im positiven Sinne – „das Leben zu nehmen“ und zu gestalten, das mich von Herzen erfüllt und nährt, und alles andere Schritt für Schritt weglasse, bin ich zufriedener als je zuvor.

Deshalb – anstatt Dich einfach so im Leben dahintreiben zu lassen, denk Dir mal Dein Leben bis zum Ende – und dann fang an, Schritt für Schritt das notwendige zu tun, um Dir genau DAS Leben zu nehmen, das Du haben willst.

Denn, so sagte schon Mark Aurel:
„Nicht den Tod sollte man fürchten, sondern daß man nie beginnen wird, zu leben.“

In diesem Sinne – vielleicht auch doch ganz passend zum Rosenmontag – feiere das Leben!

Meine Pläne, das Leben und ich

11 Sept

Diesen Beitrag hielt ich – so oder so ähnlich – am 09.09.2019 in freier Rede im Speakers Corner München Toastmasters Club:

Vorfreude ist die schönste Freude, sagt man.
Deswegen bin ich auch kein Freund von Last-Minute-Urlaubsangeboten, denn da hat man ja vorher kaum Zeit, sich vor-zu-freuen.
Als alter Planungs-Junkie finde ich nämlich, je mehr Zeit ich meinen Urlaub planen kann, desto mehr freue ich mich, diese Planung dann auch tatsächlich umzusetzen.

Einer der Urlaube, die ich am ausführlichsten geplant hatte, war meine erste Alpenüberquerung mit dem Fahrrad, die ich zusammen mit meinem damaligen Freund machen wollte. Wir besorgten uns stapelweise Fachliteratur und Landkarten, um die perfekte Route auszuwählen. Landschaftlich schön sollte sie sein, in unseren Zeitplan von einer Woche hineinpassen, Start- und Zielorte sollten gut mit der Bahn zu erreichen sein – und natürlich sollte auch ordentlich Höhenmeter absolviert werden, damit der Urlaubsbericht in der Clique möglichst Eindruck hinterließ.

So recherchierten wir in einschlägigen Webseiten über Packlisten, Hüttenbewertungen und Routenvorschlägen. Aus Hunderten von Routen-vorschlägen stellten wir uns letztlich unsere eigene Route zusammen, Urlaub war eingereicht, die Fahrräder und Rucksäcke waren schon gepackt – und dann kam mein Freund einen Tag vor der Abreise spontan auf die Idee, mit mir Schluss zu machen.
Als Vegetarier sei ich ihm zu „Öko“, war seine Begründung. Na gut, dass der nicht weiss wie ich heute drauf bin, ich wüsste gar nicht, als was er mich jetzt bezeichnen würde…

Nun saß ich also vor den Scherben meiner Urlaubsplanung. Was also tun? Nachdem mir zu Hause alleine die Decke auf den Kopf fallen würde, tat ich also das, was ich schon immer gut konnte: Ich entwickelte einen neuen Plan.

Auf „unsere Route“ hatte ich keine Lust mehr, so kam ich nach einiger Recherche und Überlegungen auf die Idee, eine Alpenüberquerung mal anders herum als alle anderen zu machen, nämlich von Süden nach Norden. Also kaufte ich mir mal wieder alle möglichen Kompass-Karten um die neue Streckenführung auszuplanen, packte meinen kleinen Radtour-Rucksack und warf am nächsten Tag mein Rad in den Kofferraum meines Autos und fuhr los nach Meran.

Wie sich später dann herausstellte, war die Bezeichnung Alpenüberquerung nicht ganz zutreffend. Denn meine Tour ging zuerst nach Süden, nur um dann einen Tag später auf einer anderen Strecke wieder nach Norden und schließlich über das Zillertal nach Österreich zu gehen.

Unterwegs traf ich auf eine geführte Gruppe Italienischer Mountainbiker mit deutschem Guide und ebenfalls deutscher Begleitfahrzeugfahrerin, die in etwa die gleiche Tour geplant hatten wir ich. So schloss ich mich ihnen an – was für mich deutlich unterhaltsamer war, als alleine vor mich hin zu radeln.

Die Verständigung war zwar nicht so einfach, da die Italiener wenig deutsch oder englisch konnten, und ich zwar italienisch leidlich verstehe aber nicht spreche. So war eines meiner ersten Lernerfolge zu verstehen, dass es nichts mit einer Kaffeemaschine zu tun hat, wenn jemand von hinten „la macchina“ ruft, sondern dass es schlicht und einfach auf ein von hinten herannahendes „Auto“ hinweist.

An einem Tag fiel mein Blick dann zufällig auf das Outfit eines der Herren: farblich passend zum grünen Trikot eine grüne Radhose, am Tag zuvor rotes Trikot zu einer roten Radhose und während ich so darüber nachdachte, hatte er davor ein orangefarbenes Trikot zu einer orangefarbenen Radhose an. Ich war schwer beeindruckt – denn, obwohl man Frauen nachsagt, über riesige Kleiderschränke zu verfügen: So viele Radhosen besaß nicht nicht einmal, geschweige denn, dass sie farblich zu meinen Trikots passten oder ich sie in meinem Minimal-Mountainbike-Gepäck dabei hatte…
Das bestand nämlich nur aus einem 30-Liter-Tagesrucksack und zwei Trinkflaschen direkt am Rad dabei. Immerhin war eine der wichtigsten Lektionen meines Vaters gewesen: „Nimm immer nur so viel Gepäck mit, wie Du selbst tragen kannst“. Das habe ich auf Reisen immer beherzigt – so habe ich unterwegs auch noch nie einen Gepäcktransport benötigt.

Am dem Nachmittag, als wir Italien hinter uns ließen und auf der österreichischen Seite einen schönen Trail hinab ins Zillertal rollten, wetteiferten die Italiener in Sachen Coolness und Geschwindigkeit. Allerdings musste ich kurz darauf überrascht feststellen, dass keiner der italienischen Jungs in der Lage war, einen platten Reifen zu wechseln. So saß ich amüsiert an einem See und überlegte, ob ich mich einmischen sollte, während fünf italienische Männer ratlos um ein radloses Mountainbike standen…. bis endlich der Tourguide tatkräftig einschritt.

Während wir am nächsten Morgen beim Aufbruch im Zillertal unsere Mountainbikes aus dem Keller des Hotels holten, trugen wir zwei japanische Gäste ihre Snowboards nach draussen, um auf dem Hintertuxer Gletscher zu trainieren. Ich fragte mich nur, wer von uns wohl gerade die falsche Sportart hatte.
Wie sich dann herausstellte, waren wir das, denn auf dem Weg zur nächsten Hütte fing es tatsächlich zu schneien an.

Nach dem Aufwärmen auf der Hütte trennten sich allerdings unsere Wege, denn während die Jungs hinab ins Inntal und weiter nach Deutschland fuhren, fuhr ich nach Westen in Richtung Brenner weiter, denn ich musste ja noch mein Auto wieder in Meran einsammeln.
An dieser Stelle meiner Reise waren die Kuriositäten, die anders liefen als mein Plan, bei weitem noch nicht zu Ende.

Aber wenn ich ehrlich bin, wäre der Urlaub sterbenslangweilig gewesen, wenn alles immer nur nach Plan gelaufen wäre.
Seitdem weiss ich – wenn Du Gott zum Lachen bringen willst, erzähl ihm Deine Pläne.

My path of life

15 Jul

Diesen Beitrag hielt ich am 07.07.2018 – so oder so ähnlich – in freier Rede und in Englischer Sprache im Munich English Advanced Toastmasters Club in München:

When I was 16, I spent a year as an exchange student at a US High school, where I encountered the well-known poem by Robert Frost which in parts I still remember today:

The Road less Taken

“Two roads diverged in a yellow wood, …
and I –
I took the one less traveled by,
And that has made all the difference.”

Dear Toastmasters,
I do not know why, but paths and ways have always run through my life like a common thread.

After I finished my high school in Germany, my Curriculum Vitae – the path of my life – seemed very straight forward. I studied industrial engineering at a private dual university of applied sciences, actually the first one of its kind. After my diploma in 1998, I moved to Munich to start my first job in the controlling department of a local car manufacturer.

At that time, I worked hard during the day, and often I partied hard during the night. The rhythm of my life seemed to be “Life is a high way, I wanna ride it all night long” – except that my favorite vehicle was not a car but a mountainbike.

As years passed by, I unconsciously felt something was missing in my life – but I could not say what it was. I travelled a lot in search of that something to fill the void inside me.  I hiked through woods and jungles, I scuba dived the nicest seas, and climbed the mountains … and still had not found what I was looking for.

Accidently – or should I say: by chance – in 2007, I found the Way of St. James. Today I know the way actually found me. At some point on my pilgrimage, I came to that point, when I almost drowned. I almost drowned in a river of tears – my own tears. It was like a broken dam of emotions, setting free the tears I had been holding back for the last ten or more years. I realized that as a woman living and working in a man’s world (engineering and the automotive industry actually IS a man’s world), I had not allowed myself to show or even feel any kinds of emotions.
Of course, it took me some years to find words for all those emotions I had not been able to express in years – like anger, fear, frustration or emptiness. And it also took me years to learn actually to feel these feelings instead of covering them up inside me. But by doing so, I not only reconnected with myself, but I also discovered empathy enabling me to connect with other people around me as well.

Eventually, I subscribed in several educations and trainings as a naturopath and as a stress pilot next to my regular job. This enabled me to accompany people to a healthier, stress-free life.

At that time, I realized staying any longer in my deadhearted, senseless but well-paid job at the car manufacturer would cause me getting severely ill sooner or later. Therefore, I quit.

That was six years ago. Since then, my life has been full of ups and downs and twists and turns. Two of the funniest probably being me studying theology about 20 years after resigning from church as a paying member – and me as a vegetarian since almost 25 years joining MEAT.

But there are even more paths and ways joining the common thread of my life: I recently learned to be a guide for other pilgrims, and I served as a Pathway guide in Toastmasters. Maybe the reason for all of this was the biblical saying I chose as a thirteen-year-old for my confirmation. I had forgotten about it for quite a long time – but recently, it suddenly came to my mind again, because it seemed to fit my life quite well.

I chose Matthew 7, verses 13-14:

13 For wide is the gate and broad is the road that leads to destruction, and many enter through it.
14 But small is the gate and narrow the road that leads to life, and only a few find it.

Whether my life will lead to destruction or to life, remains to be seen. Nevertheless, I do not regret any of the twists or turns. Because every single of them has made me the person I am today.

A small detail I discovered while researching for this speech, is that I remembered Robert Frost’s poem mentioned in the beginning the wrong way. First of all, the title actually quotes “The road NOT Taken” and the tenor is you’ll never find out what happened walking the other path.

For me, this doesn’t matter so much: I prefer to sum up Roberts Frosts poem with the quote of Franz Kafka: Paths are made by walking them. So let’s discover together, where my current paths – MEAT & Developing Leadership – will lead me.

As the pilgrims say: Buen Camino!

Weihnachten – und die andere Realität

22 Dez

Zeit meines Lebens hatten wir, wie vermutlich viele Familien, über die Weihnachtsfeiertage und darüber hinaus immer Weihnachtssterne bei uns zu Hause stehen – also nicht die am Himmel, sondern die Zierpflanzen natürlich, so wie die oben im Bild.

Ich fand sie – trotz ihrer Schlichtheit – immer sehr hübsch und dekorativ. Als ich mit ca. 25 einmal in der Vorweihnachtszeit auf einer Reise in sonnigen Gefilden war, machte ich eine Entdeckung, die mein Weltbild sehr ins Wanken brachte:

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Video

Metamorphose – Veränderung

17 Aug
Die Metamorphose von der Raupe zum Schmetterling – wie sie sehr schön in diesem Video von Terra X zu sehen ist – erklärt wie ich finde wunderbar, warum uns Transformation so schwer fällt.
Was wir für uns daraus ableiten können, ist:
1. Es braucht Geduld und Vertrauen – um die Phase zu überbrücken, in der „das Alte“ (die Raupe) nicht mehr passt und „das Neue“ (der Schmetterling) noch nicht seine Form gefunden hat, ja diese teilweise sogar noch nicht mal erkennbar ist.
2. Rückzug und Kraftschöpfen (in jeglicher Hinsicht) sind dabei ein guter Weg.
Viel Spass bei Eurer persönlichen Veränderung – auf dass Euch bald die Flügelchen trocken sind und ihr mit Leichtigkeit Eure neue Lebensphase genießt.

Begegnungen

21 Mai

Gerade habe ich mich wieder mal auf den Weg gemacht – auf den Jakobsweg…

Dabei bin ich noch nicht einmal losgegangen, sondern nur mit dem Bus vom Flughafen in Vigo (Spanien) zum meinem Startort Valenca do Minho, der nördlichsten Stadt in Portugal, gefahren, wo ich morgen losgehen werde.

Dabei ist mir eine Sache sofort wieder aufgefallen (und ich vermute, das ist einer der Gründe, warum Menschen wieder und wieder pilgern gehen), die hier, unterwegs, total anders ist als in Deutschland – nämlich wie leicht man mit anderen Menschen ins Gespräch kommt. Anscheinend ist ein Rucksack oder eine Jakobsmuschel ein willkommenes Erkennungszeichen, um sich zu trauen, jemand Wildfremdes anzuquatschen – als ob alle anderen Menschen beissen würden… Ich jedenfalls finde es schön, wenn Menschen sich mitteilen – teilen, wer sie sind und was sie ausmacht. Das macht (unter anderem) für mich das Wesen des Jakobsweges aus.

Dabei wäre es doch eigentlich gar nicht so schwer, dies auch zu Hause zu tun, denn alles was man tun muss ist, mit offenen Augen und offenem Herzen herumzulaufen – anstatt wie es viele Menschen in meiner Münchner Heimat tun, sich hinter ihren Smartphones oder ihrer Musik zu verbarrikadieren, so dass man sich auch gar nicht trauen würde sie anzusprechen. Man könnte. sie ja dabei stören. Ich glaube jedenfalls, ich werde es mal ausprobieren, wenn ich wieder nach Hause komme, und einfach mal sehen was passiert, wenn ich mir meine Jakobsmuschel an meine Handtasche befestige. Wer weiss, wer mich da alles anspricht.

Habt ihr noch Ideen, um in Kontakt mit anderen Menschen zu kommen? Dann freue ich mich, wenn ihr sie mir mit-teilt.

Herzliche Grüße von unterwegs

von

Christina Bolte

Vorsprung durch Technik?

3 Apr

Neulich war ich auf einer Veranstaltung, wo es darum ging, wie wir in Zukunft leben wollen. Natürlich lag der Schwerpunkt der Frage auf dem „WIE wollen wir in Zukunft leben?“ – und wie so ganz häufig wird man dann ganz schnell in Szenarios von hochtechnologisch ausgefeilten Visionen versetzt. Technischer Fortschritt par exellance. Virtual-Reality-Glasses oder Stichworte wie Internet der Dinge, künstliche Intelligenz und ultimative Vernetzung werden genannt.

Ob diese Szenarien, sollten sie ganz oder nur in Teilen, irgendwann in ferner oder nicht mehr ganz so ferner Zukunft zur Realität werden, uns mit Freude, Begeisterung oder mit Angst erfüllen werden, ist sicherlich individuell unterschiedlich und hängt in hohem Maße davon ab, welches Menschenbild und welche Lebenseinstellung insgesamt jeder einzelne hat.

Was mich jedoch viel mehr beschäftigt – und es ist schade, dass dieser Aspekt auf Veranstaltungen wie die anfangs erwähnte meistens völlig ausser Acht bleibt – ist, dass man den Schwerpunkt der Frage genauso gut auf das WIR oder das LEBEN legen könnte, also: „Was bedeutet LEBEN in der Zukunft?“ oder: „Wer ist das WIR, das wir in Zukunft leben wollen?“

Denn wenn ich an die Zukunft denke, denke ich nicht darüber nach, ob mir sprechende und vernetzte Kühlschränke das Leben vereinfachen, wieviel komfortabler ….. Nein, mich interessiert viel mehr, wie wir Menschen miteinander umgehen, wenn sie in einem noch größeren Maße als heute schon eine Koexistenz mit Maschinen und technischen Geräten führen. Ist es ein empathischer, liebevoller Umgang oder einer eine Begegnung voll Misstrauen und gegenseitiger Kontrolle?
Mich interessiert, wer WIR sind. Besteht unsere Gesellschaft in der Zukunft nur aus Menschen, die ein gutes und uniformes Leben führen, in dem Menschen, die aus dem Rahmen fallen oder aus Gründen (Krankheit, Behinderung oder Armut beispielsweise), für die sie nichts können oder auch doch, durch das Raster fallen und ein Leben im Untergrund oder in Ungnade fristen müssen? George Orwell bezeichnete dies mit „gleicher als gleich“ sein. Oder ist unsere Zukunft groß genug für Menschen, in der sich jeder nach Gutdünken, Wissen und Gewissen entfalten und leben können wie sie möchten – und in der man sich dabei unterstützt und in der jeder dem anderen mit offenem Geist, offenem Herzen und Respekt begegnen kann?

Mich interessiert die Frage, wo ist mein Platz in dieser Welt, wenn bestimmte Tätigkeiten und Dienstleistungen von Maschinen übernommen wurden oder werden. Werde ich meine Träume realisieren und malen, schreiben, singen, tanzen und spazierengehen können? Oder werde ich ein Leben in Langeweile fristen, weil alle sinnvollen erscheinenden Berufstätigkeiten nur noch durch Maschinen mit künstlicher Intelligenz ausgeführt werden dürfen (u. a. weil menschliche Arbeit zu teuer geworden ist)? Oder werde ich womöglich nur noch ein Sklave dieser technischen, überlegenen Spezies sein?

Und schliesslich bewegt mich noch die Frage, ob es in ferner Zukunft überhaupt noch Menschen auf diesem Planeten geben wird – oder sind wir gerade auf dem besten Weg uns selbst überflüssig zu machen und abzuschaffen? Getreu dem Motto des Witzes:

„Treffen sich zwei Planeten. Fragt der eine: ‚Wie gehts dir?‘, antwortet der andere: ‚Schlecht, ich hab Menschen.‘ Darauf tröstet ihn wiederum der eine: ‚Ach, keine Sorge, das geht vorbei.‘ „

Was bewegt Sie, wenn die an die Zukunft denken – welche Szenarien wünschen Sie sich?
Ich freue mich auf Ihre Beiträge.

Ihre
Christina Bolte

Geh heim – finde Dich selbst

4 Feb

Dies ist mein Beitrag zur Blogparade meiner lieben Freundin Irene aus Wien zum Thema „Neu starten und endlich deine Berufung leben„,  die unter diesem Link zu finden ist:

Mein Weg (zurück) in mein Leben

Nach meinem Abitur studierte ich im Rahmen eines dualen Studiums (was damals noch ein Novum war) Wirtschaftsingenieurwesen, kam also direkt nach meinen beiden Elternteilen (mein Vater war Ingenieur, meine Mutter Kaufmännische Angestellte). Auch aus heutiger Sicht würde ich noch sagen, dass es damals genau das richtige für mich war. Es machte mir Spass – und sicherte mir darüber hinaus gute Jobaussichten.

Und so zog ich dann für meinen ersten Job direkt nach dem Studium 800 km in den Süden (damals wohnte ich noch in Hamburg), um bei einem größeren Münchner Arbeitgeber in der Automobilbranche im Produktcontrolling zu beginnen. Die neue Stadt, die tollen Kollegen und die Herausforderungen bei der Arbeit begeisterten mich zunächst sehr, vor allem die Vorteile des „von oben“ angeordneten Überstundenabbaus ermöglichten mir, insbesondere im Winter längere Urlaubsreisen in den sonnigen Süden zu unternehmen. Die ich auch dringend brauchte, um mich nach meinen Überstunden-intensiven Arbeitsphasen wieder zu regenerieren…

Denn Kraft und Erholung schöpfen hatte ich ziemlich nötig bei meinem Lebenswandel (oder wie man auf neudeutsch sagt: „Lifestyle“). Wenn ich diesen mit einem Liedtitel beschreiben sollte, wäre wahrscheinlich „Ja, ich weiß, es war ‘ne geile Zeit, uns war kein Weg zu weit…” von der Gruppe Juli sehr zutreffend.

Irgendwann (ca. 6-7 Jahre später, ich hatte mittlerweile die 30 überschritten) begann ich einfach so aus Spass eine Massage-Ausbildung. Ich glaube, es war der Wunsch, als Ausgleich zu meiner langjährigen Controller-Tätigkeit, während der mich die Leute lieber von hinten (beim Verlassen eines Raums) als von vorne (im Hereinkommen) gesehen haben, endlich auch mal Menschen mit meiner Anwesenheit und meinem Tun eine Freude bereiten zu wollen. Interessanterweise hatte ich das Gefühl, je öfter ich diese Massage-Ausbildungs-Wochenenden hatte, desto weniger befriedigend empfand ich meinen Job. So kamen mir dann zum ersten Mal Gedanken auf, dass mein stressiger Job ja wohl nicht alles sein könnte. Aber was sollte ich anderes tun, ich konnte ihn ja nicht einfach so aufgeben… Aber aus irgendeinem Grund wurden diese Gedanken im Alltag leider immer wieder verschüttet.

So unternahm ich zwar im Außen einige Dinge (z. B. wechselte ich intern auf eine andere Position und zog ich um in eine andere Wohnung mit mehr Grün im Umfeld und begann darüber hinaus eine nebenberufliche Heilpraktiker-Ausbildung), um meine latente innere Unzufriedenheit und Leere zu füllen, ohne dass sich diese jedoch linderte. Bis mich der so genannte Zufall 2007 auf den Jakobsweg führte – den ich in meiner damaligen Manier ziemlich rastlos absolvierte. Dort fiel dann nach einiger Zeit der Groschen und machte das bisher unbewusste offensichtlich: So kann es nicht weitergehen!

In den darauf folgenden Monaten und Jahren kam ich mir immer deutlicher wie in dem Lied „Entre dos tierras“[1] vor, so als ob ich mich zwischen zwei Welten befinden würde. In die „alte“ Welt, die meines Arbeitsplatzes, die des Kopfes, des Rationalen, des Denkens und irgendwie auch des Kämpfens, passte ich irgendwie nicht mehr hinein. In die „neue“ Welt, die des Fühlens, des Bauchgefühls und des Seins, aber irgendwie auch nicht. Für den klar entschiedenen Schritt, diesen sicheren Job aufzugebben, fehlte mir zum einen der Mut und zum anderen sprach der Verstand dagegen. Zum ersten Mal nahm ich ganz klar das Gefühl der Angst wahr, das mir bekannte Terrain zu verlassen und mich auf etwas Neues, Unbekanntes einzulassen…

Denn bis mein damals noch zartes „Neues“ auch tragfähig genug war, um mich mindestens „über Wasser“ zu halten, vergingen noch einige Jahre. Jahre der Fortschritte und der Rückschläge und Jahre der Prüfungen. Im Detail sind diese in meinem Buch „Burnout – Vom Jakobsweg zurück ins Leben“ (ISBN: 9-783-000-445033) nachzulesen, das (wenn nicht mehr über Amazon[2], so zumindest) direkt in meinem Shop zu beziehen ist.

Was jedoch den Ausschlag gab, den Sprung ins kalte Wasser zu wagen, war die Aufgabe, die ich im Rahmen einer Fortbildung bekam: Schreiben Sie mal bitte Ihre eigene Traueranzeige!  Im ersten Moment hatte ich erst einmal heftigst schlucken müssen – denn man denkt ja an viel mit Mitte Dreißig, aber doch nicht an seine eigene Traueranzeige! Aber so im Nachhinein muss ich sagen, dass dies in Kombination mit einigen Todes- und Beinahe-Todesfällen in meinem persönlichen Umfeld einen entscheidenden Denkprozess bei mir ausgelöst hatte.

Was möchte ich in diesem Leben hinterlassen?

Mir wurde klar, wie schwierig es für die Mehrheit der Menschen, die ich kenne, ist, sich damit auseinanderzusetzen, dass der Tod für uns alle Bestandteil des Lebens ist. Kein Wunder, Sterben ist nun auch ein unangenehmes und vor allem endgültiges Thema. Aber so konnte ich nun diese verrinnende Sanduhr so deutlich vor mir sehen. Seitdem beschäftigt mich der Gedanke, wenn das „normale“ Leben mitunter so schnell beendet sein kann, wofür ich dann meine (wie mir klar wurde) begrenzte Lebensenergie aufwenden wollte. War ich denn überhaupt in einem Job, in dem ich die Dinge nicht aus Überzeugung tat, sondern nur weil ich dafür bezahlt wurde, am richtigen Ort? Wollte ich in meiner Traueranzeige stehen haben: „Sie erstellte 1 Millionen Excel-Tapeten“? Was waren denn überhaupt meine eigenen Lebensziele und –hoffnungen? Und wann endlich wollte ich denn – im positiven Sinne – überhaupt anfangen, mir „das Leben zu nehmen“? Anstatt es in einem Job, der mir keinerlei Befriedigung verschafft, zerfließen zu lassen.

2012 wagte ich ihn also endlich – den Sprung ins kalte Wasser und in die Selbständigkeit. Leinen los und Segel setzen. Aufbrechen zu neuen Ufern. Träume verwirklichen. Mein Leben, ich komme!

Es folgten stürmische Zeiten, gute Entscheidungen, und Situationen, in denen mir manche Dinge „zufielen“. Trotzdem, dass ich mein regelmäßiges Einkommen von damals manchmal vermisse, habe ich meine Entscheidung keinen Moment bereut. Seit ich den vermeintlich sicheren Hafen verlassen habe, hatte und habe ich unzählige Gelegenheiten, Neues zu lernen und über mich hinaus zu wachsen.

Es folgten viele „Erste Male“, Dinge zu tun, die ich zuvor noch nie gemacht hatte. Zur Arbeitsagentur gehen beispielsweise, oder einen Businessplan schreiben, bei dem es an mir lag, ihn mit Leben zu befüllen. Was teilweise gelang, aber teilweise ganz anders kam. So, wie auch Kolumbus noch nicht wusste, wo er landen würde, als er Spanien verließ, um nach China zu segeln, bin auch ich ganz wo anders gelandet, als ich es damals geplant hatte.

Was ist ist meine Essenz, mein höchstes Potenzial?

Immer und immer wieder beliefert mich das Leben auch heute noch mit Möglichkeiten zur Überprüfung meiner Ziele, fordert mich heraus, meinen Kurs zu verändern bzw. anzupassen und zu schauen, ob die Mannschaft, mit der ich gerade unterwegs bin, noch zu mir passt (oder auch: ich zu ihr).

Heute weiss ich, dass die Ziele, die ich mir vornehme, nicht nur aus meinem Kopf und meinem Herzen kommen müssen, sondern auch meinem Wesen und einem höheren Ziel entsprechen müssen. Ich habe gelernt, mich immer wieder mit diesem Höheren zu verbinden. Aber ich weiss auch, dass es manchmal einfacher ist, seinen Weg zu sich selbst nicht alleine zu gehen. Die Hauptsache jedoch ist ist, Sie gehen Ihren eigenen Weg. Denn:

Nur wer seinen eigenen Weg geht, kann von niemandem überholt werden. (Marlon Brando)

Und wer sonst, wenn nicht Sie, soll Ihren Weg gehen?

Gerne begleite ich Sie dabei ein Stück Ihres Weges, ob als Lotse, Pilgerbegleiterin auf einem Jakobsweg oder als GEH Heim-Agentin auf Ihrem Weg zurück ins Leben oder zu sich selbst.

Guten Weg, wünscht Ihnen

Ihre Christina Bolte

Mehr zu mir erfahren Sie auf:

http://www.christina-bolte.de/

http://www.geh-heim-weg.de und

http://www.unternehmens-gesundheit.de
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[1] von den Heroes del Silencio

[2] da Neuauflage gerade in Arbeit ist

Eindrücke vom Camino (2): Mit dem Finger auf der Landkarte

29 Jul

Diesen Beitrag hielt ich (so oder so ähnlich) in freier Rede am 29.07.2015 bei den ToastMastern, Speakers Corner in München:

Reisen ist schön. Deshalb tue ich es auch sehr gerne. Gerade komme ich zurück von meiner Tour mit dem Fahrrad auf dem – wie sollte es bei mir anders sein? – Jakobsweg. Und zwar dem Streckenabschnitt von München bis an den Bodensee. Wir sind direkt von der Haustür aus weggeradelt!

Ich muss sagen, für mich ist Reisen immer doppelt schön, denn die Reise beginnt bei mir schon mit der Vorbereitung. Vor allem bei Wander- oder Radtouren wird der Urlaub geradezu minutiös ausgeplant. Wie viele Kilometer, wo wird übernachtet, und so weiter. Kennt ihr das? Macht das von Euch auch jemand so? Wem von Euch geht es ähnlich?

Dann könnt ihr ja gut nachvollziehen, wieviel Freude – vor allem Vor-Freude – es macht, sich die Höhenprofile anzuschauen sowie die Etappenbeschreibung und die der Zielorte durchzulesen. Fast ist es, als wäre man schon unterwegs und auch schon fast am Ziel.

 

Dennoch war beim Reisen selbst, beim Radfahren dann alles anders. Denn in keinem Reiseführer steht, wie es sich anfühlt, stundenlang das Gewicht seines Rucksacks auf den Schultern zu spüren. Oder wie extra-anstrengend es ist, bei über 35 Grad in praller Sonne zu fahren. Zwar war die enorme Hitze nicht wirklich überraschend, weil das Wetter ja entsprechend vorher gesagt war. Dennoch war es einfach wunderbar, bei der Affenhitze den kühlen Fahrtwind auf der Haut zu spüren, das kann einem keine Planung ermöglichen.

Aber: Beim Reisen selbst war dann auch alles anders als in der Theorie, weil auf keiner Landkarte eingezeichnet war, an welchen Streckenabschnitten das Zwitschern der Vögel oder das Muhen der Kühe zu hören war. Könnt ihr es hören?

Und die Gerüche erst, auch die waren nirgendwo verzeichnet. Aber dennoch: ein Traum! Ich liebe es einfach, wenn es nach Sommer riecht! Nach frisch gemähtem Heu an einem Ort, oder ein paar Kilometer weiter im Wald, wo es so schön nach frisch geschlagenem Holz roch.

Letztendlich ist es aber mit dem Reisen wie mit allem im Leben, egal ob es berufliche Projekte oder Ziele sind oder private: Man wird niemals dort hinkommen, indem man davon träumt oder es plant, so lange man sich nicht auf den Weg macht.