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Auf in den täglichen Kampf?

15 Jan

Es gab einmal eine Zeit vor einigen Jahren, da empfand ich mein Leben als täglichen Kampf. Ich befand mich in einem beruflichen Umfeld, das sehr männerdominiert war und in dem deshalb ein recht rauer Umgangston herrschte.
Um „meinen Mann zu stehen“ reihte ich mich ein in die Gepflogenheiten: „Wichtiges“ und richtiges Outfit waren Kostüm und Jackett. Im täglichen Umgang galt: Bloß keine Schwäche zeigen, und Gefühle schon mal gleich erst recht nicht. Wenn man mit jemandem gut konnte, durfte man auch schon mal den einen oder anderen (bestenfalls nur) blöden oder ironischen, schlechtestenfalls auch zynischen Spruch austauschen.

Etliche Jahre hat mir das sogar auch Spass gemacht, mich täglich neuen Herausforderungen zu stellen, und durch die jahrelange Übung war ich auch gar nicht mal so schlecht, denke ich. Aber irgendwann war es mir zu anstrengend.

Denn es war etwas passiert, was mich völlig aus dem Konzept brachte: Ich „verirrte“ mich auf den Jakobsweg. Natürlich verirrte ich mich nicht wirklich, denn ich entschied mich – nach der Lektüre von HaPe Kerkelings „Ich bin dann mal weg“ – schon recht bewußt dafür – allerdings ohne eine genaue Vorstellung davon zu haben, worauf ich mich einlassen. Und das war – der Weg.

Auf dem Jakobsweg begegneten mir viele Menschen, die so ganz anders „drauf“ waren als ich. Nicht nur vom beruflichen oder sozialen Hintergrund sondern auch mental, von ihrer Einstellung her. Aber darum soll es hier und heute auch gar nicht gehen, denn darüber habe ich ausführlich in meinem Buch „Burnout – Vom Jakobsweg zurück ins Leben“ geschrieben.

Was die vielen Begegnungen auf dem Jakobsweg allerdings völlig von meinem damaligen Alltag unterschieden, war die unglaubliche „Tiefe“ der Gespräche, die sich mir innerhalb unglaublich kurzer Zeit offenbarte. Was meine ich mit Tiefe? Nun, die Menschen unterwegs (zumindest die wenigsten) waren innerhalb von sehr kurzer Zeit in der Lage, sehr persönliche Dinge von sich preis zu geben, erzählten über Schicksalsschläge, Krankheiten und andere schwierige Situationen, mit denen sie sich gerade im Leben konfrontiert sahen und die sie veranlasst hatten, sich auf den Weg zu machen. So hatte auch ich die Möglichkeit, mich zu ohne meine gewohnte Maske (man könnte auch sagen: Rüstung) zu zeigen, ich selbst zu sein. Erstmals ließ ich es auch zu, dass sich (meine) tief vergrabene(n) Gefühle zeigen konnten – und merkte, wie wohltuend und erleichternd es war, keine „Rolle“ mehr zu spielen.

Doch dann war meine Reise wieder zu Ende, und ich ging wieder an meinen alten Arbeitsplatz zurück. Naturgemäß fand ich es sehr befremdlich, mich auf einmal wieder in das altbekannte „Korsett“ einzustellen – zumindest empfand ich die oben geschilderten Gepflogenheiten nun als solche. Es war, als ob ich – nachdem ich eine Weile die Leichtigkeit und Flexibilität eines Lebens ohne Ritterrüstung genossen hatte – dieses sperrige und vor allem starre Konstrukt wieder anlegen musste, um in der nächsten Schlacht bestehen zu können. Falls nicht, befürchtete ich zumindest, ähnlich einem heranwachsenden Krebs, der für kurze Zeit seine Hülle ablegt und die kurze Zeit, bis die neue Hülle sich gefestigt hat, nun weitestgehend nackt und verletzlich da zu stehen.

Zwar verhielt ich mich im Großen und Ganzen konform zu den oben geschilderten Gewohnheiten, die nun nicht mehr so ganz die meinen war, vor allem in größeren Runden und Besprechungen. Denn zumindest der Dresscode war nun etwas, was mir wenig innere Konflikte bereitete.
Aber in der weiteren Zeit an dieser Arbeitsstelle (es waren noch einige Jahre, bis mir die Hülle endgültig zu eng wurde) machte ich zu meiner Überraschung einige Entdeckungen. Ich nannte diese übrigens auch „Feldversuche“:

Gelegentlich hatte ich auch Arbeitsgespräche mit einigen Kollegen zu zweit, und in solchen Runden traute ich mich dann immer öfter, mein „Visier“ zu öffnen und mich nicht als Stelleninhaber meiner beruflichen Position (Controller, wer mag die schon?) sondern als Mensch zu zeigen. Soll ich Ihnen etwas sagen, es ist nicht ein einziges Mal ausgenutzt worden! Im Gegenteil, sehr oft wurde meine Offenheit zu meiner Überraschung sogar auch erwidert.

Ganz besonders im Gedächtnis geblieben ist mir eine Situation, als ich mit einem Kollegen bei einem Kaffee ein Gespräch führte. Eigentlich hatte ich mich gar nicht so auf das Gespräch gefreut, im Gegenteil, ich hatte eher mit einem mulmigen Gefühl zugesagt, denn ich hatte den Kollegen bisher eher als „schwierig“ in diversen größeren Runden wahrgenommen. Damals (und das tue ich auch heute sehr häufig noch) trug ich einen relativ großen Schmuckstein als Anhänger um den Hals. Können Sie sich vorstellen, wie blöd ich geschaut hatte, als eben dieser scheinbar so schwierige Kollege relativ zum Ende unseres Gesprächs einen Hämatit aus der Hosentasche zog und mir sagte, dass dies sein Glücksstein wäre, den er immer für schwierige Situationen dabei hätte?

Nun denn – damals gelangte ich zu der Erkenntnis, die ich auch heute noch vertrete: Wenn Dir etwas nicht gefällt, ist es an Dir dies zu ändern. DU bist der- oder diejenige, die den ersten Schritt dazu tun muss. DU bist der- oder diejenige, der/die zuerst sein Visier hochklappen muss.
Natürlich nicht immer und vor allem nicht in jeder Situation – aber immer öfter.

Ich jedenfalls habe es – trotz allem, dass ich mich im Großen und Ganzen nicht mehr wohlgefühlt habe in dieser Unternehmenskultur – als sehr bereichernd wahrgenommen, die teilweise langjährigen Arbeitskollegen auf einer neuen Ebene kennenzulernen und so in meinem kleinen Mikrokosmos eine andere (Arbeits-)Atmosphäre zu schaffen.
Heute habe ich mir – auch unabhängig vom Camino – viele tiefsinnige Begegnungsmöglichkeiten in meinem Alltag geschaffen, auch im beruflichen Umfeld. Nicht nur dadurch finde ich meinen neuen Alltag um ein Vielfaches bereichernder als den damaligen.

Ich wünsche Ihnen, dass auch Sie in Ihrem Leben und in Ihrem Umfeld einen Unterschied machen können. Versuchen Sie es, es lohnt sich!

Ihre Christina Bolte

Ach ja, wenn auch Sie Ihr Leben als täglichen Kampf empfinden – dann ist der/die KURS „Veränderung“ das richtige für Sie. Sie erhalten Hilfsmittel und Werkzeuge an die Hand und üben auch deren Gebrauch, damit Sie sich im Alltag besser schlagen können.
Aktuell beginnt wieder ein neuer Kurs, aber auch laufend ist ein Einstieg möglich.

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Von grauen Mäusen und bunten Vögeln

9 Apr

Ich bin froh, dass es wieder Frühling wird und die Café-Saison wieder losgeht. Denn eine Sache, die ich daran persönlich besonders schätze ist, dass man gemütlich in einem Café in der Sonne sitzen kann und Menschen beobachten kann, vorzugsweise an gut besuchten Plätzen. Einfach nur dasitzen, beobachten – und staunen. Ich nenne das immer: In den Sozialzoo gehen.

Ich kann Ihnen wirklich empfehlen, das auch einmal zu probieren, denn es laufen teilweise wirklich ganz besondere Exemplare auf Deutschlands Strassen umher!

Und nachdem ich ja vor kurzem erst über das Thema Öffentlichkeit geschrieben habe, ist mir dabei aufgefallen, dass sich die Menschen neben den herkömmlichen Merkmalen (wie Geschlecht, Alter, Herkunft) auch in Bezug auf ihr Öffentlichkeitsverhalten klassifizieren lassen.

Zum Beispiel gibt es Menschen, die haben eine ausgeprägte Öffentlichkeits-Aversion. Ich möchte sie hier als „graue Mäuschen“ bezeichnen. Graue Mäuse lieben es – wie Mäuse es nun mal so tun – sich in der breiten Masse der anonymen „Gesellschaft“ zu verstecken und haben ein schon fast panische Abscheu davor, in der Öffentlichkeit zu stehen oder aus einer Menge hervorzustechen und tun daher alles, um dies zu vermeiden.
In einem Lokal eine Tasse auf dem Boden fallen zu lassen und dann die Blicke aller Umstehenden auf sich gerichtet zu wissen, gehört für sie zu den größten Alpträumen.

Andererseits gibt es Menschen, die ich gerne als „bunte Vögel“ bezeichne. Sie haben eine sehr ausgeprägte Öffentlichkeits-Affinität und – so wie ein Pfau aus seinem farbenfrohen Federkleid ein Rad schlägt – suchen bunte Vögel immer wieder gerne Situationen um aufzufallen und wahrgenommen zu werden. Ihnen keine Aufmerksamkeit zukommen zu lassen ist so ähnlich wie Blumen nicht zu gießen – sie gehen dann früher oder später ein. 

Von diesem Typus gibt es nach meinen Beobachtungen zwei Ausprägungen:
Die einen möchten gerne im Rahmen der gesellschaftlichen Konventionen auffallen, sei es (wie überwiegend bei Frauen zu beobachten ist) durch extravagante Kleidung, auffälligen Schmuck oder Frisuren. Oder (was gerne bei Männern vorkommt) sie betonen ihr Auftreten durch Statussymbole, wie ein großes, besonderes und/oder PS-starkes Auto, ein Segelboot oder die Präsenz im Golfclub.

Andere wiederum fallen bewusst gerne „aus dem Rahmen“ des Gewöhnlichen. Sie betonen beispielsweise ihren unkonventionellen Lebensstil, den sie meistens recht medienwirksam vermarkten, sei es dass sie Auswandern oder nach einer steilen Karriere ins Kloster gehen. Oder treten im Extremfall auch schon mal  nackt in Fernseh-Shows auf.

Aber ich finde: Gesund ist das beides nicht. Denn wer – wie ein bunter Vogel – die Aufmerksamkeit der anderen zum Leben benötigt wie Luft zum Atmen, oder wer – wie eine graue Maus – bei der geringsten „Überdosis“ an Aufmerksamkeit von außen im Boden versinken möchte, hat ein Problem. Und zwar mit sich selbst. Oder seinem Selbstwertgefühl.

Gesund dagegen ist, dann aufzustehen und aus der Menge aufzutauchen, wenn es etwas zu sagen oder zu tun gibt – wie ein gut erzogener Wachhund vielleicht. Und dann auch wieder problemlos anerkennen zu können, wenn andere Menschen in der ersten Reihe stehen oder das Sagen haben. Dazu gehört auch, ehrlich gemeinten Lob und Dank annehmen zu können, ohne großes Trara. Je nachdem, wie es die Situation gerade erfordert.

Genauso gesund finde ich Menschen – und es macht mir auch wirkliche Freude, diese zu beobachten – die aus reinem Spass am Leben an einem frösteligen Ostermontag zu den feurigen Salsa-Klängen einer Latino-Band mittanzen. Natürlich sticht so etwas ins Auge und erregt auch irgendwie Aufmerksamkeit, aber dazu war es ja nicht primär gedacht. Sicherlich mag der eine oder andere einwenden, dass solch ein Verhalten doch kindisch sein mag. Kann schon sein – denn was sie letztendlich mit Kindern gemeinsam haben, ist, dass man ihnen die pure Lust am Leben so richtig ansehen kann – aber in keinem Fall kann man sie ihnen nehmen. Und das finde ich wunder-voll.

Also, wann nutzen Sie das frühlingshafte Wetter um in den Sozialzoo zu gehen? Ich bin gespannt, was für Exemplare Sie entdecken!

Aus der Maske auf die Bühne: Einladung zur Wahrhaftigkeit!

14 Mär

„Unsere zivilisierte Welt ist nur eine große Maskerade.“
meinte schon Zeit seines Lebens der deutsche Philosoph Arthur Schopenhauer (1788-1860) .

… und das stimmt – wie ich finde – nicht nur zum Karneval. Ja, Karneval (man in manchen Gegenden Deutschlands auch Fasching oder Fasnacht genannt) bietet Menschen die unheimlich tolle Gelegenheit, sich zu verkleiden, um dann so völlig unerkannt „die Sau rauslassen“ zu können… Oder, wie der Aphoristiker Gerhard Uhlenbruck es auszudrücken pflegt:
„An Karneval maskiert man sich, damit man die Maske fallen lassen kann.“
Ich selbst habe das früher auch so praktiziert – als Kind sowieso, hauptsächlich des Verkleidens wegen. Später dann, während des Studiums und während meiner frühen Münchner Jahre, war die Karnevalszeit immer eine gern gesehene Gelegenheit zum Feiern.

Nachdem mich allerdings seit einigen Jahren immer häufiger das Gefühl beschleicht, mich im Alltag ohnehin schon oft genug verkleiden zu müssen oder mich in irgendwelchen Rollen wieder zu finden, die mir nur zum kleinen Teil entsprechen, habe ich selbst vor einigen Jahren beschlossen, die Karnevals-Festivitäten zukünftig zu meiden.

Sie fragen sich nun, welche „Verkleidungen und Rollen des Alltags“ ich meine? Dazu hatte ich im letzten Jahr schon einen kleinen Blog-Artikel verfasst, den Sie hier  nachlesen können. Aber vermutlich können Sie sich ohnehin schon denken, dass ich mit Verkleidung das Anzug- und Schlips-Trägertum in deutschen Wirtschaftsunternehmen meine. Und das Rollenspiel, das ebendort gespielt wird, häufig „Ich-Chef-Du-Befehlsempfänger“ heißt.

Ob Sie meine Ansicht dazu teilen oder nicht – am Aschermittwoch – zum Abschluss des Karnevals – ist es jedenfalls an der Zeit, das (Rollen-)Spiel zu beenden und die Masken und Verkleidung fallen zu lassen. Und somit der Welt sein „Wahres Ich“ zu offenbaren.

Das mag sich zunächst einmal ungewohnt anfühlen, so kalt, laut und ungemütlich, mitunter schmerzhaft – wie wenn ein Baby nach neun Monaten der Schwangerschaft das Licht der Welt erblickt und so mehr oder weniger nackt, wie es selbige „betreten“ hat, der Öffentlichkeit präsentiert zu werden.

Meiner Ansicht nach ist es jedoch einfacher, gleich „ICH“ zu sein, als vor sich selbst und der Welt eine Rolle aufrecht zu erhalten – primär weil mir Energieaufwand zu hoch ist, mir permanent ein „Drehbuch“ merken zu müssen. Ich finde, die Energie kann ich viel effizienter in andere Dinge investieren. Letztendlich ist es allerdings fast egal, ob Sie sich Ihr rollen-adäquates Kostüm anlegen oder nicht, denn auch dieses lässt mitunter tiefe Einblicke in den eigentlichen Charakter einer Person zu. Denken Sie nur an „des Kaisers neue Kleider“ – aus Angst, für schwach oder dumm gehalten zu werden, spielt der ganze Hofstaat das Spiel der Betrüger mit und geht ihnen dadurch auf den Leim. Und erst ein kleines Kind in seiner naiven Ursprünglichkeit nennt die Dinge wie sie sind.

Wenn es Ihnen gelingt, sich auf das Masken-Fallenlassen einzulassen, können vielleicht sogar auch Sie gespannt sein, zu erkunden, wer dahinter zum Vorschein kommt. Und vielleicht können Sie ja sogar auch Freude daran entwickeln – oder auch Stolz – sich so völlig unmaskiert der Öffentlichkeit zu zeigen. Denn es gehört ja auch eine ordentliche Portion Mut dazu, und erfordert viel Stabilität und inneres GleichGewicht (dazu auch mein früherer Beitrag ), um diese Situation aushalten zu können.

Was hat das ganze Thema Karneval zu tun mit Unternehmer(innen)tum?
Nun, auch als Unternehmer(in) muss ich irgendwann mit meinen Visionen – unserem Monatsthema vom Januar – an die Öffentlichkeit und diese mit der Welt teilen. Auch auf die Gefahr hin, in dem Moment dafür für verrückt erklärt zu werden. Denn, wenn ich meine Visionen oder meine Kenntnisse oder Fähigkeiten nur so still und heimlich für mich in meinem Elfenbeinturm behalte, fehlt ihnen ja von vorneherein das (Rampen-)Licht der Öffentlichkeit, um zu wachsen und zu gedeihen.

Somit sorgt die Öffentlichkeit quasi als „Katalysator“ für meine Ziele und Visionen für zweierlei: Zum einen wirkt das Veröffentlichen wie ein „Tritt in den Hintern“, um die eigenen Ziele und Visionen auf die Welt zu bringen.

„Wer in der Öffentlichkeit Kegel schiebt, muss sich gefallen lassen, dass nachgezählt wird, wie viele er getroffen hat.“ (wusste schon Kurt Tucholsky)

Denn wenn ich einmal etwas „hinausposaunt“ habe, muss ich damit rechnen, dass auch mal jemand danach fragt – und das wiederum verleiht meinen Visionen dadurch mehr (Gestaltungs-)Kraft.

Wichtig ist jedoch, sich seine Bühne(n) mit Bedacht zu wählen. Präsentiere ich mich lieber ganz direkt und „zum Anfassen“ im persönlichen Gespräch? Oder anonymer, als Autorin oder Redakteurin in Schriftform, mit für den Kunden/Leser niedriger Schwelle? Oder wähle ich das Internet – mit all seinen Vor- und Nachteilen, vor allem demjenigen, dass Informationen nicht mehr revidierbar sind – als Präsentationsplattform?

Passend zum Thema hat übrigens dieser Tage auch meine neu gestaltete Website das Licht der Öffentlichkeit erblickt – mit vielen neuen Veranstaltungen und Terminen. Ich freue mich über Ihren virtuellen wie persönlichen Besuch unter www.geh-heim-weg.de.

Und was folgt nach der Wahl?
Habe ich eine für mich passende „Bühne“ gefunden, ist es fast noch essentieller, diese nicht nur halbherzig oder gar „zufällig“ zu betreten. Wenn Sie auch zu den Menschen gehören, wie ich, die sagen: „Ich kann noch nicht anfangen, weil mir noch dieses oder jenes fehlt“ – dann wird es Zeit, diesen Gedanken fallen zu lassen. Denn der Mensch – und das Leben – sind immer in Entwicklung, im Fluss. Zu warten „bis man fertig ist“ oder perfekt oder sonst etwas, heißt warten, bis es vorbei ist.

Eines sollte klar sein: Was immer Sie auch tun – Kritiker wird es immer geben. Aber die breite Masse kommt ins Theater, um etwas zu lernen, um zu lachen oder um unterhalten zu werden.
Und das lässt sich am besten transportieren, wenn wir selbst nicht etwa bierernst, sondern mit Spaß und Freude auf der Bühne und bei der Sache sind.

Denn, wenn ich eines in den letzten Jahren gelernt habe von meinem langjährigen Arbeitgeber, dann ist es das „Prinzip Freude“, das für mich zweierlei beinhaltet: Erstens: Freude ist nicht nur das wichtigste auf der Welt, ein elementares Grundbedürfnis von uns allen und ein tolles Rezept gegen Missmut und Depression. Und sondern auch Zweitens: Freude ist eine Frage der Einstellung!

Deshalb lassen Sie uns bewusst wählen und JA! sagen – zur Bühne, zum Publikum, zur Rolle und zum Tun des eigenen Lebens und zu uns selbst. Experimentieren Sie damit! Zeigen Sie sich, am besten unmaskiert und so wie Sie sind – und glauben Sie mir: Das ist das beste was Sie sein und tun können. Und ganz wichtig: Seien Sie authentisch und vermitteln Sie das, worum es Ihnen geht.

Ich finde: Das ganze Leben ist eine Bühne – nutzen wir sie also, und spielen wir mit Freude darauf. Lassen Sie uns spielen – mit uns selbst, mit unseren Mitspielern und mit dem Publikum. Wer auch immer das ist, der interessiert zuschaut.

Karneval – Und welche Rolle spielen Sie?

3 Mär

Helau und Alaaf, es ist wieder Karnevalssaison! Die Zeit der Narren, Faschings-Prinzen und -prinzessinnen, der großen und kleinen Harry Potters und seiner Kollegen, von Männern mit blondzöpfigen Perücken oder auf andere Art verkleidete Faschingsfreunde. 

Wie steht es mit Ihnen – sind Sie auch dabei, wenn es demnächst wieder ans Feiern geht? In welche Rolle schlüpfen Sie in diesem Jahr? Lassen Sie es auch so richtig krachen, auf dass der Kater sich erst am Aschermittwoch vertreiben lässt? Und mit dem Kater sich manchmal der Katzenjammer blicken lässt – vor allem dann, wenn sich herausstellt, dass die hübsche blonde Prinzessin im wahren Leben  doch eher einer grauen Maus gleicht oder der bildhübsche Latin Lover eher verwandt mit Spargel-Tarzan ist als mit Julio Iglesias? 

Oder gehören eher Sie zu der Fraktion derjeniger, die der Meinung sind, im „normalen Leben“ ohnehin schon genügend Rollen besetzen zu müssen? Nein, die Rede ist nicht von Schizophrenie – ich meine die ganz normalen Rollen des Alltags: 

Die meiste Zeit des Arbeitstages verbringen die meisten Menschen vermutlich in der Rolle als Arbeitnehmer/in, Schüler/in oder Student/in, Mitarbeiter/in oder Kolleg/in oder manche Menschen auch als Chef/in.

Und findet man sich nicht innerhalb seiner Familie ganz automatisch – natürlich je nach Alter und Geschlecht – in den verschiedenen Rollen als Sohn, Bruder, Ehemann bzw. Partner, Vater oder Opa oder frau als Tochter, Schwester, Mutter, Oma, Ehefrau bzw. Partnerin?

Und dann gibt es natürlich noch die unterschiedlichen Situationen, in denen wir Nachbar oder Gast sind, Freund bzw. Freundin, Kunde oder Kundin, oder ganz einfach auch mal Sitznachbar in der S-Bahn sind. 

Verhalten Sie sich in all diesen Szenen Ihres Lebens gleich? Wie oft und wie gerne spielen Sie all diese verschiedenen Rollen? Gibt es eine, in der Sie sich besonders wohl fühlen? Oder fühlen Sie sich in der einen oder anderen Rolle doch eher unbehaglich und nicht wohl?
Ja, genau, gibt es eine oder mehrere Ihrer unterschiedlichen Rollen, die Ihnen überhaupt gar nicht entspricht? Haben Sie sich mal überlegt warum das so ist? Liegt es möglicherweise den unterschiedlichen Gewichtungen der Faktoren wie Spass, Verantwortung und Austoben-Können der verschiedenen Rollen?

Oder passiert es Ihnen auch ab und zum mal, dass Sie sich mal in Ihren Rollen vertun? Dass Sie zum Beispiel von Ihrer täglichen Arbeit nach Hause kommen und Ihrer Familie immer noch als „die Lehrerin“ begegnen anstatt als Mutter bzw. Ehefrau oder Ihre Kinder so anreden wie Ihre Kollegen auf der Baustelle?

Das sind natürlich ziemlich extreme Beispiele, aber sie sollen verdeutlichen, wie wichtig es ist, dass wir uns zwischendurch immer wieder mal bewusst machen, in welcher Rolle wir uns gerade befinden bzw. ob unsere derzeitige Rolle dem Umfeld angemessen ist. Natürlich kann es passieren, dass wir versehentlich einmal die falsche Rolle annehmen, aber die Reaktionen unseres Gegenübers zeigen uns dies häufig sehr schnell. Und dann heisst es: Raum verlassen, 3x tief durchatmen oder 2x um die eigene Achse drehen, was auch immer Ihnen hilft, das unpassende Kostüm abzustreifen. 

Und zum Abschluss sein nun noch die Frage erlaubt, wann Sie eigentlich – inmitten Ihrer verschiedenen Rollen, die Sie spielen – sich selbst sind (spielen müssen Sie sich ja nicht). Oder haben Sie sich in den anderen 100 Rollen Ihres Lebens so gut verkleidet, dass Sie sich schon gar nicht mehr erkennen?

Nun, welche Rolle Ihnen auch immer am besten gefällt bzw. in welcher Rolle Sie sich am besten gefallen: Genießen Sie die Närrische Zeit und vor allem haben Sie Freude daran, einfach mal eine neue Rolle auszuprobieren, denn das erweitert das eigene Repertoire ungemein.  Aber vergessen Sie nicht, sich hinterher wieder zu „ent-rollen“…