Tag Archives: Besinnung

Weihnachten

16 Dez

Dieses Gedicht schrieb ich meiner Großmutter – auf meiner alten Reiseschreibmaschine! – mit 13 zu Weihnachten.
Neulich fand ich es beim Aufräumen wieder, und weil es gerade schon so gut zur Saison passt, möchte ich es gerne mit Euch teilen.

Wenn es Winter werden will,
schneit es leise, langsam, still.
Und die zarten Schneheflocken
fallen wie auf weißen Socken.

Und im Winter, im Advent,
brennen Kerzen – zart, dezent –
verbreiten einen süßen Duft.
Weihnachten liegt in der Luft!

Wenn der Heiligabend naht,
froher, festlicher es ward.
Alle singen Weihnachtslieder;
zum Glück kehrt Weihnacht immer wieder.

In dem hell erleuchtet‘ Raume
an dem großen Weihnachtsbaume
hängten wird den Weihnachtsschmuck,
um zu sagen: „Prima, guck!“

Der Weihnachtsmann verkleidet sich,
bringt viele Gaben, hoffentlich,
Zu unserem großen Gabentische.
Als Festmahl gibt es leckre Fische.

In dem großen Weihnachtstrubel
gibt es ziemlich großen Jubel,
denn der Weihnachtsmann war fleissig,
brachte Gaben an die dreissig!

Ein schöner Tag geht bald zu Ende!
‚S nicht mehr weit zur Tageswende.
Ruhiger wird’s in unsrem Haus,
doch Weihnacht ist noch lang nicht aus.

In diesem Sinne wünsche ich Euch:
Besinnliche Feiertage und nehmt Euch Zeit
für ein kleines Wei(h)n-Achterl.

Alles Liebe
Christina Bolte

 

Photocredits: Shutterstock/523951195 (Lucky Business/Shutterstock.com)

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Pilger Dich reich!

10 Feb

Diesen Beitrag hielt ich (so oder so ähnlich) in freier Rede am 09.02.2015 bei den ToastMastern, Speakers Corner in München:

Viele Menschen, denen ich vom Pilgern erzähle, fragen mich immer: Warum tust Du Dir das an, tage- und wochenlang durch die Hitze zu laufen, sich Wind und Wetter auszusetzen, permanent sein Zeug durch die Gegend zu schleppen, Blasen an den Füssen zu bekommen, um dann in Herbergen mit Hunderten von anderen Menschen zusammen eingepfercht in einen Schlafsaal zu verbringen, mit Sanitärbereichen in dubiosen Zuständen?

So unglaubwürdig es auch klingen mag, genau deswegen tue ich es mir an: um tage- und wochenlang durch die Gegend zu laufen und Blasen an den Füssen zu bekommen. Das ist zwar manchmal ziemlich ätzend und auch mitunter schmerzhaft, aber trotz allem Tag um Tag, Kilometer um Kilometer weiter zu laufen, laufen zu können! – macht mich ehrlich gesagt dankbar.

Dankbar für die Leistungsfähigkeit und Ausdauer meiner Beine und Füße, die mich Tag um Tag, Schritt für Schritt auch durch meinen Alltag tragen, und das, obwohl ich sie nicht immer gut behandele. Ist das etwa kein Wunder? Auf dem Jakobsweg wird mir bewusst, wieviel mein Körper und auch meine Organe für mich leisten – und wie dankbar ich ihnen dafür sein kann. Danke Körper!

Und genau deshalb, tue ich es mir auch an, mich dabei Wind und Wetter auszusetzen. Ich bin hautnah mit der Natur in Verbindung – und allen ihren Kräften: Mit der Sonne, und auch mit dem Regen. Klar ist das nervig, vor allem wenn das Wetter nun schon zum dritten Mal von Sonnenschein auf Regen wechselt, was jedes Mal damit verbunden ist, den Rucksack abzusetzen und seine Jacke aus und wieder anzuziehen. Für mich ist es der Wahnsinn, ein riesiges Feld voller Mohnblumen zu bestaunen oder den Morgentau, der dir Pflanzen oder auch Spinnennetze am Wegrand benetzt. Jedes Mal, wenn ich am Himmel einen Regenbogen entdecke, frage ich mich von Neuem, ob es wohl tatsächlich schon mal jemandem gelungen ist, den Topf mit Gold an dessen Ende zu finden.

Letztendlich sind es nämlich nicht die vielen Kilometer, Kirchen oder Herbergen, die das Pilgern so erinnernswert machen, sondern die Vielzahl an schönen Momenten, die Erinnerungen, die Emotionen, der Duft nach frisch gemähtem Gras, die herzzerreißenden galizischen Melodien und vor allem die Gespräche mit anderen Pilgern, die das Herz berühren.

Es sind die vielen kleinen, scheinbar normalen Dinge, die das Herz erblühen lassen und das Pilgern so besonders machen: Eine warme Dusche, saubere Kleidung, ein Getränk nach längerer Durststrecke – die Tatsache, dass man morgens nicht lange überlegen muss, welches seiner 3 Trikots man anzieht oder auch nur ein Nachlassen Deiner Schmerzen.

Dankbarkeit zu üben, nicht nur auf dem Camino, sondern auch im Alltag, verstärkt das Bewusstsein für all die kleinen und großen Geschenke, den Reichtum und die Freuden in Deinem Leben. Deshalb möchte ich Euch einladen: Pilgert euch reich, Ende April mit mir auf dem Tiroler Jakobsweg – weitere Details gibt es hier!

Was Trauer mit Burnout zu tun hat

24 Jul

Anfang der Woche hatte ich eine sehr interessante Unterhaltung mit Herrn Ulrich Welzel, der sich beruflich mit Trauer am Arbeitsplatz befasst.
Es war ein sehr tiefgreifendes Gespräch, das mich sehr beschäftigt hat. Nicht nur weil wir die gleichen Ansprechpartner bei unseren Kunden haben, sondern auch, weil Trauern und Burnout einiges gemeinsam und miteinander zu tun haben. Daher möchte ich hier meine mit Ihnen Gedanken teilen, die sich in mir aus der Unterhaltung ergeben haben.

Nicht nur kann sind sowohl Burnout als auch Trauer am Arbeitsplatz Themen, die derzeit (noch?) wenig in der Öffentlichkeit thematisiert werden, wenn man mal von reisserischen Schlagzeilen und Aufmachern in den Printmedien absieht. Darüber hinaus besteht natürlich auch eine Wechselwirkung zwischen dem Trauern und einem Burnout-Prozess.

Denn wenn ein Mensch, der sich in seinem persönlichen Hamsterrad gerade so eben noch durch erhöhte Drehzahl (zumindest scheinbar) im Gleichgewicht halten kann, unerwartet in seinem familiären oder erweiterten Umfeld oder womöglich am Arbeitsplatz mit einem Todesfall konfrontiert wird, kann dies schon mal der Tropfen sein, der das Fass zum Überlaufen bringt – oder zum Platzen, je nachdem wie Sie wollen.
Fakt ist: Ein Trauerfall im persönlichen Umfeld rüttelt auf – konfrontiert uns mit unserer eigenen Endlich- und/oder auch Hilflosigkeit oder nimmt uns, gerade bei nahestehenden Angehörigen, die Orientierung. Abschied nehmen (müssen) schmerzt. Wer da nicht fest mit beiden Beinen im Leben steht und in sich selbst ruht, wird leicht aus der Bahn geworfen. Ein Zusammenbruch ist die Folge – auch wenn dieser vermutlich nicht unbedingt als Burnout sondern eher als Posttraumatische Belastungsstörung in die Akten eingeht. Eine Stabilisierung der eigenen Person wie Situation, eine Auseinandersetzung mit und Akzeptanz der eigenen Endlich- bzw. Hilflosigkeit sind wichtige und notwendige Schritte – ein Tun, was getan werden muss.
Wer sich diesen Schritten entzieht und der so weitermacht als ob nichts geschehen sei, sei es aus Zeitgründen oder weil es potenziell unangenehm oder unbequem ist, dem wird es früher oder später so gehen, wie dem Hochhaus, dessen Stahlbetonträger im Inneren zu viel Feuchtigkeit ausgesetzt sind: Lange Zeit passiert nichts und von außen ist häufig auch nichts zu sehen, aber innerlich am rosten die Träger druch – sodass die langfristige Stabilität nicht mehr gewährleistet ist.

Aber auch andersherum gibt es einen Zusammenhang. Denn auch ein ’normaler‘ Burnout (wenn es so etwas überhaupt gibt, an dieser Stelle meine ich damit jedenfalls einen ohne Todesfall) lädt ein zum Abschiednehmen: Vielleicht bin ich doch nicht so ein grenzenloses Kraftpaket wie ich immer dachte. Vielleicht kann ich doch nicht mehr überall mithalten (wie früher). Vielleicht bin ich auch doch nicht so flexibel, wie ich immer dachte. Vielleicht habe ich doch nicht (wofür mich andere immer schäz(t)en) für jede Sache eine Lösung parat. Vielleicht bin ich den ganzen Anforderungen nicht mehr gewachsen (ob diese von außen oder von mir selbst kommen, ist natürlich eine andere Sache). Vielleicht bin ich mit meinem Latein und/oder mit meiner Kraft einfach komplett am Ende…. Vielleicht ist es gerade (m)eine Fassade, die einstürzt.
Da sind wir wieder bei der Hilflosigkeit. Denn dieses Abschiednehmen bedeutet auch Trauern: Um die Vergangenheit, die eigenen Grenzen, die eigene Verletztlichkeit. Evtl. aber auch um das Eingeständnis, dass mit meinem bisherigen Weltbild irgendetwas nicht funktioniert hat – sollte ich womöglich gescheitert sein?
Dennoch ist das Anerkennen dessen der erste Schritt zur Heilung: Das Fragen nach oder Annehmen von Hilfe, die Einsicht, dass sich nun etwas ändern muss/kann/darf. Klar, auch das tut weh, sehr weh. Ist aber langfristig die einzige Chance.

Nicht nur auf individueller Ebene neigt man/frau gerne dazu, diese Themen zu verdrängen, auch auf gesellschaftlicher. Anscheinend leben wir in Deutschland in einer Kultur (von Werbung & Medien unterstützt) in denen vordergründig „unangenehme“ Themen wie Krankheit, Alter oder Tod zu ‚uncool‘ sind für unseren hippen, ewig-jungen Lifestyle.
Nachdem aber Älterwerden und Tod niemandem im Leben erspart bleiben – und da ist das Leben äußerst gerecht, egal welcher Bevölkerungsschicht, Nationalität oder Bildungsgrad man angehört – tun wir gut daran, uns auch schon im frühen Erwachsenen-Alter damit auseinander zu setzen. Idealerweise schon bevor uns die eigenen Lebensumstände dazu auffordern.

Denn je früher man sich Gedanken macht, wie man im Alter sein Leben verbringen möchte – gesund oder pflegebedürftig, mit Familienangehörigen oder alleine, geliebt oder verachtet, erfüllt von dem Erlebten oder verbittert von dem Bereuten – desto eher kann man die entsprechenden Weichen im Leben stellen und sich für ein bewusst gestaltetes Leben entscheiden (und das schliesst auch den Abschied von einigen Optionen mit ein).

Welche Weichen möchten Sie stellen? Welche Ziele möchten Sie am Horizont Ihres Alters erreicht haben? Dann ist JETZT ein guter Zeitpunkt für eine Kurs-Veränderung. Der nächste Kurs Veränderung startet im Herbst – damit Sie Ihre Lebensumstände bewußt gestalten anstatt Opfer der Umstände zu sein.

Herzlichst, Ihre
Christina Bolte

Gedanken zu Ostern – Auferstehung feiern

20 Apr

In meinem Bekanntenkreis häufen sich in den letzten Wochen das, was landläufig als „Schicksals-schläge“ bezeichnet wird. In einer Familie erfährt der Vater plötzlich, dass er eine Krebserkrankung im Endstadium hat – und ist gute vier Wochen später bereits tot. Mit Anfang-Mitte Fünfzig.
In einer anderen Familie liegt die kleine Tochter (5) seit einer plötzlichen Hirnentzündung seit gut zwei Monaten im Koma. Zwar befindet sie sich mittlerweile bereits in der Aufwachphase, aber es besteht die Möglichkeit – wenn sie wieder aufwacht – dass eine Behinderung zurückbleibt.

Was zuvor ein ganz normaler (Familien-)Alltag war, ist nun nicht mehr da. Alles anders, und zunächst für alle Beteiligten wie auch Menschen im weiter entfernten Umfeld ein großer Schock.
Was soll man auch sagen, wenn jemand so aus seinem Leben bzw. wie die Angehörigen beider Familien aus ihrem Alltag  gerissen werden?

Für die beiden oben beschriebenen Familien ist der Alltag nun ein neuer. Es gibt noch viel zu regeln und es gilt, einen neuen Alltag einzu“üben“. Ich bewundere mit Hochachtung die Eltern der kleinen Erkrankten für ihre Sichtweise, ihren neuen Alltag primär als „anders und nicht zwingend schlechter“ zu bezeichnen. In einer solchen Situation, gerade eben den Schock überwunden, bedarf es sehr viel Bewußtsein und Kraft, solche Aussagen zu treffen.

Mich jedenfalls macht es betroffen – und lädt mich zum Nachdenken ein: Wir alle haben einen Alltag, den wir mehr oder weniger schätzen, mit dem wir manchmal oder auch öfter hadern, manchmal auch jammern – obwohl es uns, zumindest hier in Mitteleuropa, trotz dem einen oder anderen Wehweh- chen, das man so hat, doch vergleichsweise gut geht.

Besonders anläßlich dieser Ostertage (und der dahinter liegenden christlichen Tradition, die ich mir an dieser Stelle erspare, weiter auszuführen) stellt sich mir immer wieder die Frage, warum wir es immer wieder darauf ankommen lassen, den ganz normalen, schnöden Alltag so wenig zu schätzen, dass es immer erst solcher „Schicksalsschläge“ bedarf, um für unsere alltäglichen „Kleinigkeiten“, wie die gesund zu sein beispielsweise oder gesunde Kinder zu haben, dankbar zu sein. Sollten wir das Leben (das einzige, was wir im Übrigen haben!) nicht viel mehr bewußt zu geniessen?

Ich finde, das ist das mindeste, was wir tun können. Und fühle mich gleichzeitig eingeladen, meine ganz persönliche Auferstehung zu feiern. Gerade zu Ostern und noch viel mehr, wenn ich das Gefühl habe, das Leben präsentiert mir wieder mal tonnenweise Mist, oder erst recht, wenn ich mich dabei ertappe, mehr oder weniger grundlos über das eine oder andere zu jammern. Vor allem, wenn ich es eigentlich sogar in meiner Hand habe, etwas daran zu ändern.

So gesehen ist Ostern auch eine Handlungsaufforderung. Und es lohnt sich, die freien Tage dazu zu nutzen, mal kurz darüber nachzudenken: „Von oder aus was möchten Sie im kommenden Jahr ihre Auferstehung feiern?“ – und dann tun Sie’s! Wir haben es selbst in der Hand, unser Leben zu verändern, und Dankbarkeit ist schon ein erster guter Schritt dorthin.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen schöne Ostertage!

Ihre

Christina Bolte

Von der Be-Sinn-ungslosigkeit zum Sinn…

22 Dez

Gestern passierte mir zweierlei, was auf den ersten Blick gar nicht so viel miteinander (ausser mit Weihnachten) zu tun hat: Einerseits hörte ich im Radio, dass der Einzelhandel bis zum Heiligabend (d. h. in nur noch 1,5 Arbeitstagen!) noch mit 20 % des Weihnachtsumsatzes rechnen würde.
Andererseits empfahl mir jemand ein Youtube-Video mit den Weihnachtsliedern von den Roten Rosen (Toten Hosen) aus dem bereits 1998 erschienenen Album Wir warten auf’s Christkind. Nachdem ich den Videoclip weder besonders weihnachtlich noch besonders musikalisch fand, sondern einfach nur laut, bin ich mir nicht sicher, ob ich ihn hier verlinken soll – tue es aber dennoch, für diejenigen, die sich eine eigene Meinung bilden möchten (wer es nicht möchte – bitte Link ignorieren).

Dabei muss ich sagen, dass ich das eine oder andere Lied der Toten Hosen und die darin zum Ausdruck gebrachte Sozialkritik durchaus gar nicht so schlecht finde, und durchaus auch ein Freund von gut gelungenen Parodien bin, aber diese Werke kann ich für mich beim besten Willen nicht dazu zählen – weder von der Qualität der Melodiosität noch von der „Treff- genauigkeit“ der Töne.

Und während mich das Zuhören des Videos „nur“ massiv in den Ohren schmerzt, kann ich gut nachvollziehen, dass es genau aufgrund der genannnten parodistischen Sozialkritik bei vielen (schätzungsweise) jüngeren Leuten, die sich mit den die althergebrachten Weihnachts-traditionen und -riten nicht mehr identifizieren können, auf breiten Zuspruch trifft, während es andererseits genau darum dem traditionsbewussteren Teil der Bevölkerung ausser in den Ohren auch in der Seele schmerzen mag.

Dennoch passen die Roten Rosen ins Anti-Programm. Denn kommt es nicht – alle Jahre wieder um diese Jahreszeit – in vielen deutschen Haushalten zu Stress (immerhin muss man ja in 1,5 Tagen noch sämtliche bis die verbleibenden Weihnachtsgeschenke besorgen, die dem Einzelhandel noch die erwarteten 20 % des Umsatzes bringen sollen!), Frust und Streit, weil es einerseits Menschen (zumeist Angehörige der älteren bzw. Eltern-Generation) gibt, die an tra- ditionellen, liebgewonnenen (weil nostalgischen), aber möglicherweise nicht mehr zur individuelle Situation passenden Gepflogenheiten (wie beispielsweise der Kirchgang, den Christbaum schmücken oder die viel zu fette Weihnachtsgans) festhalten? Andererseits kenne ich genügend zumeist jüngere Menschen, die trotzdem dass sie den zu Hause begangenen Traditionen eigentlich ablehnend oder gelangweilt gegenüber stehen, dennoch daran teil- nehmen, sei es aus Pflichtgefühl, der Angst sich „offen“ zu ihrer Einstellung zubekennen oder Mangel an Alternativen (von denen eine möglicherweise bedeuten würde, Weihnachten allein verbringen zu müssen).

Auch ich gebe zu, dass ich meinen Jahresend-Urlaub, der mich in der Vergangenheit regel- mäßig über Weihnachten lieber in den sonnigen Süden als in den matschig-kalt-und-dunklen Norden der Republik zog, gerne auch als Alibi für meine Abwesenheit von  weihnacht-lichen Pflichtbesuchen herangezogen habe. Aber nach stressigen Monaten des Arbeitsalltags war dies für mich einfach der Weg des geringsten Widerstandes, da ich meistens weder Lust noch Kraft hatte, auf argumentative Weise an den heimischen Weihnachtsritualen, die darüber hinaus noch ganz häufig eher im Stress oder Streit endeten, etwas zu verändern.

Klar ist es verständlich, wenn man an Weihnachten nach ansonsten sehr stressigen Arbeits-wochen und -monaten einfach nur seine Zeit mit Dingen verbringen möchte, die einem Freude bereiten anstatt von einer Pflichtveranstaltung oder vom Kampf-Shoppen oder Essen-und- Trinken bis zur Besinnungslosigkeit zu hechten/hetzen. Dennoch weiss ich mittlerweile, dass ich es mir damals (so schön die sonnigen Urlaub auch waren) etwas einfach gemacht habe.

Wenn uns bewusst wird, daß die Zeit, die wir uns für einen anderen Menschen nehmen, das Kostbarste ist, was wir schenken können, haben wir den Sinn der Weihnacht verstanden. (Roswitha Bloch)

Denn abgesehen davon, dass es auch in Deutschland genügend Alternativen gibt, wie man Weihnachten nicht allein und trotzdem „sinnvoll“  gestalten kann*, bin ich mir sicher, dass die  perfekt inszenierte Weihnachts-Settings oder Geschenk-Orgien häufig nur eine (möglicher- weise gut getarnte oder unglücklich ausgedrückte) Form dessen ist, das – trotz oder gerade wegen des materiellen Wohlstandes, in dem die meisten von uns in Deutschland leben – im Grunde unseres Herzens eigentlich nach wie vor noch in uns allen gestillt werden möchte: Ein Hunger bzw. eine Sehnsucht nach Liebe, Anerkennung und danach, mit ganzem Herzen von unserem Mitmenschen wahrgenommen zu werden.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen neben einer schönen und harmonischen restlichen (Vor-) Weihnachtszeit und beSINNlichen Feiertagen, dass Sie sich und anderen das schenken, was Sie/sie wirklich erfüllt.

Herzlichst, Ihre Christina Bolte

* Die Stadt München beispielsweise veranstaltet alljährlich an Heiligaben ein Weihnachtsessen für Obdachlose Menschen, das von der Anwesenheit und Mithilfe vieler Freiwilliger lebt.

Schwimmen gegen den Strom (1)

21 Okt

Diese Woche las ich (zu einem Bild wie diesem) auf Facebook den Spruch : „Wer mit der Herde geht…  kann nur den Ärschen folgen!“

Wer mit der Herde geht Nun kann man sicher darüber streiten, ob dieser Satz witzig, politisch korrekt oder einfach nur blöd ist. Ich musste jedenfalls ganz spontan an meine Reise auf den Jakobsweg denken, von der ich gerade zurückkam.

Ich war nun bereits zum dritten Mal auf dem Jakobsweg unterwegs gewesen. Mit dem Unterschied, dass ich diesmal rückwärts gegangen bin. Rückwärts nicht im Sinne von Rücken voran, sondern in dem Sinn, dass ich dort meinen Weg begonnen habe, wo andere normalerweise ihren Weg beenden.

 

 

 

 

Und das war in vielerlei Hinsicht seltsam – zunächst mal für mich…

Zunächst mal war es ein komisches Gefühl, auf der Fahrt mit dem Bus nach Santiago bzw. Finisterre zu fahren (mein Hin-Flug ging nämlich nach Porto) und in den 2,5 Std. bis zu meiner Weiterfahrt nach Finisterre (was übersetzt so viel bedeutet wie „Ende der Welt“, von wo aus ich loslaufen wollte) in das Flair von Santiago de Compostella einzutauchen, um die Zeit nicht am Busbahnhof verbringen zu müssen und um was zu essen.

Mir begegneten mir lauter euphorische Pilger oder gemütliche Bustouristen, die sich trotz starker Bewölkung freuten, durch die Gegend zu bummeln. Um die beeindruckende Kathedrale von Santiago de Compostela – Ziel eines jeden Jakobs-pilgerwegs – machte ich einen großen Bogen. Nicht etwa, weil ich das Gefühl hatte, es nicht wert zu sein dorthinzugehen (wie mich später jemand fragte), sondern eher weil ich von mir selbst aus gar nicht das Gefühl hatte, dort richtig zu sein.

Ungewohnt war sicherlich auch, Santiago und Finisterre in frischen Klamotten zu erreichen – normalerweise hat man am Ende seines Pilgerweges eher selten noch Kleidungsstücke, die nicht mindestens drei Mal gewaschen wurden und dennoch ein wenig müffeln (daher kommt übrigens auch der Brauch, dass in der Kathedrale von Santiago zu wichtigen Messen das Weihrauchfass geschwungen wird – früher diente dies der Desinfektion…)

Eine (Camino-erfahrene) Bekannte hatte mir zuvor prophezeit, dass es rückwärts ein einsamer Camino werden würde – womit sie zum Teil Recht hatte. Denn naturgemäß sind mir viel mehr Leute entgegen gekommen, als in meine Richtung gingen. Und so bin ich „meinen Weg“ zumeist alleine gegangen, was für mich ok war, weil ich so gut meinen eigenen Takt finden und nachdenken konnte. Auch konnte ich dadurch auf eine ganz besondere Weise die unterschiedlichen Stimmungen wahrnehmen, die mir durch die Natur und die verschiedenen Wetterlagen vermittelt wurden.

Apropos „meinen Weg“: Manchmal, vor allem bei schlechtem Wetter oder in der Dämmerung, war es gar nicht immer so leicht, die Wegmarkierungen zu finden, die meinen oder den entgegen-gesetzten Weg markierten. Ein paar Mal hatte ich mich sogar auch verlaufen. Dann freute ich mich immer, entgegen- oder vorbei-kommende Pilger zu sehen, denn sie zeigten mir an, dass ich wieder auf dem richtigen Weg war – waren mir also im Wortsinn „Weg-weiser“.

Unerwarteterweise gab es tatsächlich einen Tag, an dem ich Gesellschaft hatte: Denn zunächst begegnete mir ein Italiener und später auch noch eine Tschechin, die in die gleiche Richtung liefen wie ich, wenn auch aus völlig unterschiedlichen Motivationen und mit verschiedenen Zeitplänen. Und so empfand ich es einerseits als schön, diese eine Etappe zusammen mit meinen neuen Weggefährten zu laufen, dennoch war es aber eben auch sehr ungewohnt, jemand anderes‘ Präsenz neben mir zu spüren.
Alles in allem möchte ich nicht sagen, dass ich auf meiner Reise einsam war. Denn abends in den Herbergen gab es ja genügend Begegnungen. Nur dass mir die wenigsten der Menschen, die ich dort traf, wiederbegegnet sind – was ja anders ist, wenn man „mit dem Strom schwimmt“, wo man sich früher oder später immer wieder begegnet.
Ein paar Mal unterwegs musste ich auch – zum ersten Mal seit über 20 Jahren – wieder an meinen Konfirmationsspruch denken, den ich mir als 14-Jährige in einem aus heutiger Perspektive zu bezeichnend als „heller Moment“ ausgesucht hatte: „Wie eng ist die Pforte und wie schmal der Weg, der zum Leben führt, und wenige sind’s die ihn finden!“ (Matt. 7,14).

Übrigens habe ich ich mit diesen Menschen, auch wenn ich sie nur dies eine Mal getroffen habe, überwiegend sehr tiefgehende Gespräche geführt, wie es fast nur auf dem Camino möglich ist. Und diese Gespräche haben teilweise in mir noch relativ lange „nachgeschwungen“…

So zum Beispiel stimmte mich u. a. der abendliche Kommentar einer Engländerin in einer Herberge sehr nachdenklich, die sagte, dass sie es extrem schwierig fände, den Pilgerweg rückwärts zu laufen, denn dann würde man ja dauernd Leuten entgegen gehen. Möglicherweise war ich etwas unbedarft an mein Vorhaben (mit dem Rückwärtsgehen) herangegangen, denn darüber hatte ich mir zum Glück zu keinem Zeitpunkt Gedanken gemacht. Während meiner ganzen Reise habe ich das getan, was man als gut erzogener Mensch so macht: Ich habe jeden mir entgegen gehenden Pilger mit dem üblichen Pilgergruß/-wunsch „Buen Camino“ (das heißt soviel wie „Guter Weg!“) gegrüßt.

Die Reaktionen der Menschen darauf waren allerdings höchst unterschiedlich, aber das wird eine andere Geschichte…

Fortsetzung folgt.

Vom Sehnen und Suchen: Sehn – Sucht

28 Mai

Früher, während meiner Zeit als Angestellte, bin ich in meinem Urlaub immer gerne durch die ganze Welt gereist. Klar, einerseits wollte ich natürlich dem mitteleuropäischen matschig-nass-kalten Winter entkommen und mir die lichtarme Zeit im sonnigen Süden verkürzen.

Anderseits hatte die Abwechslung zu meinem sonst sehr stressigen und durchgetakteten Arbeitsalltag ohne viel Freiraum zum Luft holen und für neue Eindrücke natürlich auch immer einen Touch von Freiheit und Abenteuer.
Und so fand ich es auch immer sehr bereichernd aus erster Hand zu erleben, wie Menschen in anderen Ländern leben. Wobei er-leben meistens im Wortsinn als sinnhaftes Er-Lebnis zu verstehen war, denn meistens waren alle Sinne zu dessen Wahrnehmung gefordert:
Die Ohren vernahmen fremd anmutende Töne und Klänge, was manchmal Musik war, manchmal auch nie zuvor gehörte Insekten, häufig aber auch Unmengen an Verkehrslärm.

Die Augen erfreuten sich an blauem Himmel, weißem Strand und azur-farbenen Wasser, alternativ an den bunten Farben der Kleidung der Einheimischen.

Etwas ambivalent waren häufig die Eindrücke für die Nase – einerseits der großstädtische Gestank viel genutzter zweigetakteter Volks-Fahrzeuge, andererseits der intensive Geruch beim Besuch der einheimischen Märkte – mancherorts waren Kühlschränke Luxus, und so durchzog ein deutlich wahrnehmbarer Geruch von getrocknetem Fisch, frischen Obst oder frischen Gewürzen die Luft…
Gleichzeitig kitzelten die frischen Früchten und Gewürzen aus der Küche des Reiselandes auch den Gaumen – was diesen erfreute, manchmal aber auch den Montezuma reizte.

Nicht zu vergessen natürlich die urlaubsmässige Laisser-faire-Mentalität mit der ich heute hier und morgen dort die Tage spontan nach Lust und Laune verbringen konnte, sofern ich nicht der Meinung war, irgendwo ein toughes Programm von soundso-vielen Tauchgängen absolvieren zu müssen.

Urlaub – ist mehr als Abenteuer

Genug der Erinnerungen – denn wie ich bereits hier erwähnte, hat alles seine Zeit.
Die Reisen ermöglichten mir – neben der Möglichkeit Sonne zu tanken und den trüben Winter besser zu überstehen – natürlich auch vielfältige Einblicke und Eindrücke in das Leben der Bewohner meines Reiselandes.
Vor allem aber ermöglichten sie mir auch immer mal wieder die Erkenntnis, wie gut es uns hier in Deutschland eigentlich geht, was mich dann immer sehr mit Dankbarkeit erfüllte.

Allerdings immer nur so lange, bis ich wieder in meinem Arbeitsalltag angekommen war und in diesem wieder versank. Denn dann waren all die Sinneswahrnehmungen wieder in weiter Ferne und die Erinnerungen nur noch auf Fotopapier (bzw. nach dem Einsetzen der Digitalfotografie sogar nur noch im Datenarchiv). Es dauerte allerdings noch ein paar Jahre (die mich natürlich nicht davon abhielten, im Winter weiter zu verreisen), bis ich herausfand, warum das so war.

Denn wie mir mittlerweile bewußt ist – so schön, erlebnis- und erfahrungsreich diese Urlaubsreisen auch immer gewesen waren: Als eine wichtige, wenn mir damals auch unbewußte Motivation für die Reisen war damals immer eine gewisse Sehnsucht mit im Spiel (und im Gepäck) gewesen. Vordergründig sicherlich eine Sehnsucht nach Neuem, nach Abenteuer, nach Erholung genauso wie nach Ausgleich oder Belohnung zu meinem stressigen Job.

In den wenigen wirklich ruhigen Momenten auf diesen Reisen, in denen mein Bewußtsein nicht durch reisebedingte „äußere Einflüsse“ abgelenkt war, gelang es gelegentlich meiner inneren Stimme, sich Gehör zu verschaffen. Das waren dann die Momente, in denen mir Gedanken kamen wie „in was für einem Film lebe ich eigentlich gerade?“ (wobei mit ‚gerade‘ mein für mich normaler Alltag gemeint war) und „kann denn das (der Alltag) schon alles sein“.

Tief in mir drin wurde also eine zunehmend stärkere Sehnsucht in mir offenbar, die für mich lange nicht greifbar war. Was sehnte ich mir herbei? War es etwas (oder jemand?), um eine innere Leere tief in mir drin zu füllen? War es der Wunsch meiner inneren Stimme, gehört oder gar die Sucht, ge-seh(e)n zu werden?

Heute weiss ich, dass ich auf all diesen Reisen tief in mir drin den Wunsch hatte, etwas in meinem Leben zu verändern – ohne dass ich jedoch im Alltag dafür etwas getan oder anders gemacht hatte als zuvor. Gleichzeitig war es die Suche nach etwas, was mir und meinem Leben einen ‚echten‘ Sinn gab und mich erfüllte – ohne aber mich in meinem Alltag für so etwas (Neues) zu öffnen.

Ich weiss heute außerdem, dass meine Innere Stimme in den verschiedenen ruhigen Momenten am Meer mich genau auf diese Notwendigkeit für eine solche Öffnung und Veränderung  hinweisen wollte. Leider musste ich ein- oder zwei Mal in einen Burnout geraten, um die Bereitschaft dafür (und fürs Hinhören) auch tatsächlich zu entwickeln und eine Veränderung in meinem Leben vorzunehmen.

Heute brauche ich keine Fernreisen mehr (auch wenn ich mich zugegebenermaßen immer noch schwer tue, mich mit dem mitteleuropäischen Winter anzufreunden). Denn heute kann ich auch die kleinen Wunder des Alltags als Abenteuer betrachten und den ‚Sinn‘ meines Lebens in mir selbst finden. In Kontakt mit meiner inneren Stimme kann ich ohnehin auch auf meiner Couch kommen…

Interessanterweise ist das Wort Sehnsucht oder Sehnen verwandt mit der anatomischen Sehne, also jenem bindegewebigen Teil des Muskels, durch den dieser mit einem angrenzenden Knochen verbunden ist.
Rein anatomisch betrachtet wird also durch die Sehne, also dem Muskelansatz selbiger aktiviert, quasi als ein Bewegung ausführendes Organ oder Körperteil.

Ich finde, dies ist eine spannende  Analogie, wenn die Sehne am Anfang einer Bewegung  steht und als deren Auslöser steht. Denn ist es nicht gerade, die Sehnsucht nach etwas, die uns veranlasst, in Aktion zu treten, und eine Veränderung zu bewirken?

Die Fenster der inneren Stimme

Wonach sehnen Sie sich? Fragen Sie Ihre innere Stimme – und fürchten Sie sich nicht vor den „stillen Momenten“ in Ihrem Leben, sondern schätzen Sie sie. Denn genau diese sind die „Fenster“, in denen Ihre innere Stimme mit Ihnen kommunizieren möchte.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen erfolgreiches und erfülltes Finden…

Gedanken zum Garten und Burnout (2)

31 Mär

Im letzten Jahr schrieb ich über den Zusammenhang zwischen einem Garten und Burnout.
Heute möchte ich das Ganze um einen weiteren Aspekt ergänzen, nämlich um den der Jahreszeiten.

Wenn Sie derzeit aus dem Fenster schauen, werden Sie die ersten zarten grünen Triebe aus der Erde hervorschauen sehen, und mancherorts sogar auch die eine oder andere gelbe, weiße oder violette Blüte. Endlich ist Frühling!

Frühling bedeutet aber – neben dem im letzten Beitrag erwähnten Boden bestellen – auch, die Samen oder Setzlinge für die Zukunft auszusäen, idealerweise auch zur richtigen Jahreszeit. Denn nicht jedes Korn oder jede Pflanze bringt das erwartete Ergebnis, wenn man es zu einem beliebigen Zeitpunkt aussät.

Im Sommer ist es dann an der Zeit, die Saat wachsen zu lassen. Natürlich muss man gelegentlich gießen und den Boden pflegen, aber im Wesentlichen heißt es nun: Abwarten. Oder etwas flapsiger formuliert:
Ein Grashalm wächst auch nicht schneller, wenn man daran zieht
(leider ist mir die Quelle dieses wunderbaren Spruches nicht bekannt).

Im Herbst heißt es dann endlich: Ernten. Egal, ob Apfel- oder Pflaumenbaum, Getreidefelder oder Mais, eines bleibt nicht aus – das Sortieren und Trennen von Ernte und dem, das zur direkten Verwendung nicht geeignet ist. Im Märchen heisst es so schön: Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen. Dennoch ist auch das „Schlechte“ nicht sinnlos, denn auch aus dem Mist lässt sich für die kommenden Jahre zu einem hervorragenden Dünger machen!

Natürlich lassen sich diese Jahreszeiten auch auf unserem „Seelengarten“ und unser alltägliches Leben übertragen. Darüber hinaus verstecken sich hinter den „Bildern“ wichtige Faktoren, die einen Burnout begünstigen oder verhindern können.

Projekte starten und Kontakte knüpfen sind wertvolle Aktionen (Säen!) – die jedoch ohne Erfolg bleiben, wenn man sie zum falschen Zeitpunkt oder im falschen Umfeld angeht. Stattdessen verliert sich die aufgewendete Energie dann im blinden Aktionismus.
Natürlich empfiehlt es sich, auch darauf zu achten, welches Saatgut man aussät. Wer Intrigen sät, braucht sich nicht zu wundern wenn er (oder sie) später selbst welche erntet. Heutzutage wird das ganze etwas postmoderner als Resonanzgesetz bezeichnet oder wer auf Anglizismen steht: Law of Attraction. Früher sagte meine Mutter dazu  immer: „Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es zurück“ “ – aus Wort und Ant-Wort folgt also, Verantwortung zu übernehmen.

Noch schlichter formuliert es ein chinesisches Sprichwort, das ich an dieser Stelle teilen möchte:
Achte auf Deine Gedanken, denn sie werden zu Worten.
Achte auf Deine Worte, denn sie werden zu Handlungen.
Achte auf Deine Handlungen, denn sie werden zu Gewohnheiten.
Achte auf Deine Gewohnheiten, denn sie werden Dein Charakter.
Achte auf Deinen Charakter, denn er wird Dein Schicksal.

Genauso wichtig für ein zufriedenes und gesundes Leben ist natürlich auch der Faktor Zeit. So, wie man im Sommer die Saat in Ruhe wachsen lässt, braucht eine Liebesbeziehung Zeit, braucht Vertrauen Zeit, um sich zu entwickeln. Auch eine regelmäßige Entspannungs- oder Meditationspraxis braucht Zeit (und Übung!) um einen Effekt zu erzielen. In meinem Umfeld höre ich immer wieder, dass Zeit haben ein Luxus sei, den man sich derzeit nicht leisten könne. Ich sehe dies anders, denn erstens habe ich keine Zeit, sondern vielmehr: ich nehme sie mir! Und zweitens finde ich, dass Zeit haben/nehmen kein Luxus ist, sondern eine unabdingbare Voraussetzung für ein zufriedenes Leben. Denn eine echte Freundschaft, die einem in schwierigen Zeiten Rückhalt gibt, möchte in „guten Zeiten“ gepflegt werden, und Entspannung auf Knopfdruck funktioniert halt auch nur, wenn man vorher entsprechend geübt hat. Eben so, wie ich auch den Apfel und das Getreide nicht gleich schon im Frühling ernten kann, sondern abwarten muss, bis es gereift ist…

Wie wir bereits am Frühling gesehen haben, ist Acht-samkeit also das Mittel der Wahl – und dazu fordert uns auch der Herbst wieder heraus. Das Aufheben und Sammeln der Ernte kann bereits – zumindest wenn man es manuell erledigt – als wahre Meditationsübung praktiziert werden. Dabei in einer gebückten Körperhaltung zu verharren, z. B. bei der Ernte von Beerenfrüchten, verlangt auch dem Erntenden auch mental eine quasi demütige Haltung ab.

Wenngleich mitunter auch ziemlich lästig, so erfordert das Aussortieren von Ernte und „Abfall“ eine noch ausgeprägtere meditative Grundhaltung: Achtsamkeit und Konzentration auf das Wesentliche: Das was ich gerade in der Hand habe und tue. Eine Bekannte von mir, die gerne Marmeladen einkocht, meinte neulich halb scherzhaft, ihre Art zu meditieren wäre Birnen schälen. Sehen Sie, immer noch besser als zur Entspannung herumzusitzen und nichts zu tun!
Spass beiseite…

Der aufmerksame Leser wird sich nun sicherlich fragen, was mit dem Winter ist. Im Winter leben wir von dem, was wir übers Jahr erarbeitet haben – und kümmern uns um ganz andere Dinge, z. B. darum, unser Handwerkszeug instand zu halten oder die Planung fürs nächste Jahr vorzubereiten.  Das mag erholsam klingen oder bequem, ist es aber nicht.
Denn de facto braucht es alle Jahreszeiten und alle Tätigkeiten, alle Anspannung und alle Entspannung, alle Arbeit und alle Besinnung. Aber eben alles zu seiner Zeit.

Abschließen möchte ich mit einem (gekürzten) Zitat aus dem meist gelesenen Buch auf dieser Welt:

Ein jegliches hat seine Zeit

„Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde:
geboren werden hat seine Zeit, sterben hat seine Zeit; pflanzen hat seine Zeit, ausreißen, was gepflanzt ist, hat seine Zeit; […]
weinen hat seine Zeit, lachen hat seine Zeit; klagen hat seine Zeit, tanzen hat seine Zeit;
Steine wegwerfen hat seine Zeit, Steine sammeln hat seine Zeit; […]
behalten hat seine Zeit, wegwerfen hat seine Zeit; […]
schweigen hat seine Zeit, reden hat seine Zeit; […]
lieben hat seine Zeit, hassen hat seine Zeit; Streit hat seine Zeit, Friede hat seine Zeit. […]
Da merkte ich, dass es nichts Besseres dabei gibt als fröhlich sein […] in seinem Leben.“

In diesem Sinne:  Achten Sie auf ein ausgewogenes Verhältnis aus allem was Sie tun, pflegen Sie Ihren Seelengarten und betrachten Sie das Leben mit einer gewissen Heiterkeit – ernst ist es schon von ganz allein.

Und: Danke, dass Sie sich die Zeit dafür genommen haben diesen Text bis zum Ende durchzulesen.
Deshalb möchte ich Ihnen nun auch noch verraten, wo Sie das zuletzt genannten Zitat in ganzer Länge nachlesen können:
Im Alten Testament beim Prediger Salomo (Kohelet) im 3. Kapitel, hier in der Übersetzung der Luther-Bibel von 1984.

Herzliche Ostergrüsse
wünscht Ihnen

Ihre Christina Bolte

Dufte Adventszeit!

19 Dez

Draussen schneit es,
drinnen duftet’s nach Kardamom und Marzipan.
Zum Plätzchenbacken, Karten schreiben
zünd ich noch schnell ein Kerzlein an.

Gemütliche Grüsse von meiner Couch zum vierten Advent!

Vom Wert des inneren Gleichgewichts

15 Aug

Wir lesen heutzutage so viel vom „inneren Gleichgewicht“. Aber was ist das innere Gleichgewicht eigentlich? Mein erster Gedanken-Impuls ging in Richtung Work-Life- Balance, worüber ich schon mehrmals Vorträge gehalten habe.

Balance bedeutet sprachlich Waage, Ausgewogenheit oder Gleichgewicht. Unter „Work-Life-Balance“ ist in diesem Verständnis die Ausgeglichenheit zwischen Arbeit/Pflichten auf der einen Seite und Leben (Sport, Familie, Hobbies, Entspannung, und alles was Freude macht) auf der anderen Seite gemeint.

Nach einigem Nachdenken, hinspüren, brainstormen bin ich allerdings zu der Erkenntnis gekommen, dass dieses „Bild“ für das Leben gar nicht zutreffend sein kann. Denn, wenn ich gewichten oder abwägen muss zwischen Arbeit und Leben, impliziert dies ja, dass die Arbeit nicht zum Leben gehört. Nur was ist sie dann? Und ist dann nicht das Leben schon per se im Ungleichgewicht? Außerdem kann eine Waage oder ein Aufwiegen bzw. Ausbalancieren von zwei Seiten immer nur ein Status Quo, also eine Momentaufnahme sein. Darin ist uns die Natur das beste Vorbild – Status bedeutet Stillstand. Und Stillstand bedeutet Tod oder zumindest Lähmung. Beispiele dafür sind „stehenden Gewässer“ oder wenn uns sprichwörtlich der Atem stockt oder das Blut in den Adern stehen bleibt/gerinnt.

Deshalb handelt es sich bei dem inneren Gleichgewicht unseres Lebens vielmehr um
ein offenes System, und das Gleichgewicht ist ein Fließgleichgewicht.

Neue Einflüsse von außen kommen hinzu, und das System (z. B. unser Körper) reagiert so ähnlich wie ein Pendel darauf, so lange bis der Zustand wieder ausgewogen ist. Wir können – zumindest auf Dauer gesehen – nur soviel Energie ausgegeben, wie hineinkommt. Oder anders herum, wir müssen dafür sorgen, dass wir mindestens genau so viel Energie tanken, wie uns abverlangt wird oder wir von uns abverlangen.

Bei sich verändernden Umständen – wie es im Leben permanent der Fall ist – wird die individuelle Fähigkeit des Menschen, sich bei solchen Veränderungen auf die neue Situation einzustellen, ohne dass das ganze System „zusammenbricht“, auch Resilienz genannt. Resilienz ist dabei nicht etwa eine Fähigkeit die man hat oder nicht (wie zum Beispiel die Fähigkeit des menschlichen Körpers, den Blutdruck, den Blutzucker sowie die Herz- oder Atemfrequenz an verschiedenen Belastungs- oder auch Stresssituationen anzupassen). Sondern Resilienz ist – vergleichbar einem Muskel – trainierbar.

Aber Gleichgewicht hat schließlich auch etwas damit zu tun, verschiedenen Dingen einen gleichen Stellenwert einzuräumen, damit sie gleich-gewichtig sind.
Oder zumindest gleich-wertig, denn den Stellenwert oder das Gewicht erhalten sie ja letztendlich durch unserer
Be-Wert-ung. Mehr Informationen und Anregungen, was Sie tun können und welche Einflussfaktoren es gibt, um an Ihrer inneren Ausgeglichenheit zu arbeiten oder Ihren Resilienzmuskel trainieren zu können, erhalten Sie zum Beispiel auf meinem Workshop „Wege-aus-dem-Hamsterrad“
.

Eines sollte allerdings klar sein: Wer den Zugang zu Ausgewogenheit und Gleichgewicht im Außen sucht, sei es durch exzessives Sport treiben, das Konsumieren von Lifestyle-Artikeln oder Fernsehshows, dem wird sein „inneres Gleichgewicht“ bedauerlicherweise dort nicht begegnen.
Denn das innere Gleichgewicht wird nur zu finden sein – und das impliziert bereits der erste Teil der Bezeichnung – wenn wir bereit sind, in unserem Inneren danach zu suchen. Nicht umsonst enthält das Wort Gleichgewicht sogar gleich zweimal das Wort ICH.

Sind Sie neugierig geworden? Ich wünsche Ihnen viel Freude bei der Suche nach Ihrem GleICHgewICHt und bin Ihnen gern behilflich.

Lesenswertes zu diesem und anderen Themen finden Sie auch in hier.


Herzlichst, Ihre Christina Bolte