Oh wie schön ist der Frühling

1 Apr

Dieser Text kam mir anlässlich des Pilgertags „Aufblühen, Aufbrechen“ am 1. April 2024 (Ostermontag) zur Eröffnung der Pilgersaison in den Sinn:

Der Frühling ist die schönste Zeit!
Was kann wohl schöner sein?
Da grünt und blüht es weit und breit
im goldnen Sonnenschein.

dichtete einst Annette von Droste-Hülshoff

„Frühling ist, wenn die Seele wieder bunt denkt“

Diesen Satz habe ich im Internet gefunden und gedacht: Ja genau! Nach dem trostlosten Grau-in-Grau des Winters kommt nun das bunte Leben wieder zum Vorschein.

Das Violett der Krokusse, Hyazinthen und der Leberblümchen zeigt sich nun in ersten Blüten. Lila steht auch für Spiritualität und Kreativität.

Das Blau des Himmels zeigt sich nun wieder öfter, manchmal sind wir schon mit einem kleinen Stückchen zwischen den Wolken zufrieden. Blau steht für Tiefe bzw. Weite und für Vertrauen, Stabilität.

Das Grün der ersten Blätter, auch das Hellgrün der ersten Birkenblätter. Das Gras wächst wieder schön saftig grün.
Grün steht auch für die Hoffnung, Hoffnung und Vorfreude auf den Sommer, und auch für Gesundheit.

Das Gelb der Krokusse, der Forsythien, der Narzissen und evtl auch der Zaubernuss. Das Gelb auch der Schlüsselblumen, die uns den Himmel aufschließen, damit die Sonne wieder öfter scheint und uns mit Wärme versorgt und uns besonders auch in schwierigen Zeiten ein Licht auf unserem Weg sei.

Das Orange findet sich in Tulpen und im Inneren Blütenkranz von weißen Narzissen, und später auch in den Ringelblumen. Das Orange steht für Freude und Be-Geist-erung. Mögen uns auch diese zwei ab jetzt wieder öfters begleiten.

Das zarte Rot der Rosen hier in diesem Rosengarten ist noch nicht zu sehen, dafür rote Tulpen und rosafarbene Kirsch- und Magnolienblüten. Rot steht auch für die Liebe. Manchmal auch in der Bibel für das Feuer. So begleite uns die Liebe Gottes mit auf unserem Weg, nicht nur heute sondern alle Tage.

Das sind die Farben des Regenbogens. Und damit Gott, der in all diesen Farben enthalten ist, in der ganzen Vielfalt besser für uns sichtbar ist, schickt er uns dann und wann einen Regenbogen vorbei.

Auf dass wir trotz des regnerischen Wetters einen lebendigen und bunten Tag haben werden und wir nicht nur heute sondern alle Tage gut behütet unseren Weg gehen!

eigene Gedanken

Die Spielbälle des Lebens

21 Nov

Diesen Beitrag hielt ich so oder so ähnlich am 12. März 2018 in freier Rede bei bei den Toastmastern in der Gruppe Speakers‘ Corner München:

So ein Quatsch!

Seit Jahren ist dieser Begriff Work-Life-Balance in aller Munde. Als ob das Leben nur aus Arbeit und Leben besteht. Oder noch schlimmer: als ob das Leben nur aus Arbeit ODER Leben besteht.

Ist es nicht vielmehr so, dass jeder und jede von uns in seinem Leben deutlich mehr „Rollen“ zu bewältigen hat als nur Arbeit und Leben: Für den Arbeitgeber sind wir Angestellte. Für die Wirtschaft sind wir auch noch alle Konsumenten, für den Staat Wähler und Steuerzahler. Und auch privat können wir uns vor Rollen kaum retten:

https://www.youtube-nocookie.com/embed/V3ippjK2Ras?rel=0

Hinzu kommen noch etliche weitere Rollen:

Der Haushalt möchte gemacht sein, dazu kommen noch das Auto, der Garten und die Hobbies, ob das der Sportverein, Musik machen, Reisen oder Ehrenämter sind.

Ich weiss ja nicht, wie es Dir ergeht, aber mich erinnert das Ganze ein wenig an mein neues Hobby. Und an dessen Beispiel möchte ich das ganze nun ein wenig demonstrieren.

Wie Du vielleicht weisst, bin ich bin beruflich selbst & ständig tätig – DEN ERSTEN BALL WERFEN – und Haushalt – DEN ZWEITEN BALL WERFEN – und Beziehung – DEN DRITTEN BALL WERFEN – ist es dann gar nicht so leicht, das Ganze im Gleichgewicht zu halten. Aber mit ein bisschen Übung geht das ganze doch schon ganz gut.

Aber wenn dann noch jemand mit einem Ehrenamt winkt, ein Kind auf die Welt kommt oder die Eltern pflegebedürftig werden – DEN VIERTEN BALL WERFEN – kann es ganz leicht passieren, dass ich aus dem Gleichgewicht komme und mir meine ganzen Bälle des Lebens vor die Füße fallen.

Das kann sich dann so äußern, dass ich meine Arbeit verliere – oder meinen Partner – oder meine Gesundheit. Fatalerweise passiert dies auch häufig alles auf einmal, und im Nachhinein ist dann häufig gar nicht mehr klar, was eigentlich genau der ursprüngliche Auslöser war, der das Fass zum Überlaufen gebracht hatte.

Dabei ist die Antwort darauf ganz einfach: Denn in dem ganzen bisherigen Jonglier-Spiel, das nun am Boden liegt, hat der wichtigste Ball gefehlt: Ich selbst.

Deswegen möchte ich Dir die 3 Schritte zeigen um die Bälle Deines Lebens wieder aufzusammeln:

  1. Steh auf. Einmal mehr, als Du hinfällst.
    Wenn Du am Boden liegen bleibst, bist Du nicht nur allen anderen im Weg. Sondern es trampeln alle auf Dir herum.
  2. Du bist der wichtigste Mensch in Deinem Leben.
    Nicht umsonst heißt es im Flugzeug: „Im unwahrscheinlichen Fall eines Druck-verlustes ziehen Sie zuerst eine Maske über Ihr eigenes Gesicht, bevor Sie Mitreisenden und Kindern helfen.“
    Deshalb: Nimm Dir regelmäßig Zeit für Dich selbst, vor allem wenn es wieder besonders hektisch ist.
  3. Mache eine Bestandsaufnahme und hinterfrage alles:
    Nimm jeden Ball des Lebens einzeln in die Hand und prüfe genau, ob er noch zu Dir passt. Angefangen bei Hobbies, Freunden und Ehrenämtern, aber schau Dir auch Deinen Beruf und Deinen Lebensstil an.
    Wenn Du beim Aufsammeln der Bälle dann feststellst, dass der eine oder andere Ball, mit dem Du früher so gerne gespielt hast, nicht mehr zu Dir passt, lass ihn liegen. Du wirst andere finden, die besser zu Dir passen.

Zu guter Letzt:
Nicht nur beim Jonglieren, auch im Leben darf Dir auch mal was vor die Füße fallen.
Für die meisten „Dinge“ im Leben gibt es eine Versicherung. Und was die Menschen betrifft: die meisten lachen mit, wenn Du über Dich selbst lachen kannst.

Deshalb: Das Leben ist schon ernst genug. Und es ist zu kurz, um es ohne Humor zu nehmen!

erstmals veröffentlicht auf meiner Webseite am

The only way is up

23 Jan

Diesen Beitrag hielt ich am 23.01.2021 in englischer Sprache in meinem Toastmasters Club Munich English Advanced Toastmasters (M.E.A.T.) – die Übersetzung erfolgte durch Deepl.com
Thema des Redeprojekt war, sich auf das Positive zu focussieren – nicht immer so einfach in (Corona-)Zeiten wie diesen… Aber lies selbst:

Letzte Woche, an einem Freitagmorgen, lag ich noch im Bett. Der Wecker hatte bereits geklingelt. Es war eine dieser Wochen, in denen es draußen kaum Sonnenlicht gegeben hatte – die ganze Woche über nur grau in grau. Gerade war mal wieder vermeldet worden, dass beschlossen worden sei, die Ausgangs-beschränkungen (mal wieder) in die nächste Verlängerung zu schicken. Wieder einige weitere Wochen oder Monate, bevor ich wieder ins Fitnessstudio oder in die Sauna gehen konnte. Wieder einige Wochen oder Monate, bevor ich mich wieder meine Eltern in Hamburg besuchen könnte. Wieder einige weitere Wochen oder Monate, bevor ich wieder meine beruflichen Veranstaltungen anbieten könnte (Pilgern geht nun mal online nicht so gut). Noch mehrere Wochen oder Monate, bevor es wieder eine berufliche Perspektive für mein Geschäft geben würde, um weiterzumachen.

Letzte Woche, an einem Freitagmorgen, lag ich noch im Bett. Der Wecker hatte bereits geklingelt, draußen war es noch dunkel – und immer noch kein Licht am Ende des Tunnels. Es fiel mir schwer, aufzustehen – als ich mich plötzlich bei dem Gedanken ertappte: „Habe ich heute überhaupt einen Grund zum Aufstehen?“.

Lass‘ das mal für einen Moment auf Dich wirken. ICH habe keinen Grund, um morgens aufzustehen. Habe tatsächlich ICH das gesagt oder gedacht? Normalerweise bin ich ein zäher Mensch, eine Art Stehauf-Männchen.
Nachdem mir ins Bewusstsein gesickert war, was ich gerade gedacht hatte, machte ich eine kurze Überprüfung, was genau ich eigentlich gerade fühlte (in diesem Fall war es Wut, Hilflosigkeit, Frustration, weil ich nicht wusste, an wen ich mich wenden sollte), und warum ich das eigentlich gedacht bzw. gefühlt hatte. Anschließend konnte ich endlich aus dem Bett steigen. Wobei ich zugeben muss: Es war meine Blase, die mich dazu zwang…

Am Abend ließ ich den Tag Revue passieren — Journaling, also Tagebuch schreiben, ist eine Angewohnheit, die ich schon vor einiger Zeit begonnen hatte. Aber an diesem speziellen Tag war der Rückblick doch sehr erstaunlich. Nachdem ich aufgestanden war und gefrühstückt hatte, fuhr ich mit der S-Bahn nach München, um ein paar Besorgungen zu machen. Während ich in der Bahn saß, kam die Sonne heraus und gab einen schönen Blick auf die verschneite Zugspitze frei. Ein paar Minuten später, in Pasing, betrat zufällig eine Freundin von mir, die ich seit Monaten nicht mehr gesehen hatte, neben mir die S-Bahn, wobei ich sie mit ihrer Mütze und der Mund-Nasen-Bedeckung fast nicht erkannt hätte. Sie setzte sich zu mir und wir hatten ein wirklich schönes Gespräch darüber, wie es uns gerade erging und wie wir uns in der aktuellen Situation fühlten. Eigentlich sollten uns zukünftig absichtlich mit Freunden in öffentlichen Verkehrsmitteln treffen (da darf man ja immerhin noch 🙂 )
Später an diesem Tag hatte ich noch ein anderes Gespräch mit einem Geschäftspartner. Noch ein weiteres dieser vermeintlich kleinen Ereignisse, das mir den Tag gerettet hatte. Als ich also am Abend beim Journaling auf diesen Tag zurückblickte, war ich überrascht, was ich herausgefunden hatte. Deshalb möchte ich diese 3 Kernbotschaften gerne mit Dir teilen.

  1. Obwohl ich morgens keinen Grund oder keine Perspektive gesehen hatte, um aus dem Bett zu steigen, hat sich dieser Tag als sehr lohnenswert erwiesen. Das Universum hatte mir mindestens zwei Gespräche geschenkt, an die ich mich sicher noch eine Weile erinnern werde. Das einzige, was ich dazu beitragen musste, war, meinen Hintern aus dem Bett zu bewegen und dem Leben die Chance zu geben, mich zu überraschen.
  2. Für mich war der erste Schritt, um mich besser zu fühlen, meinen inneren Frieden wiederherzustellen. Ein Beispiel: Am Tag davor hatte ich ein Gespräch mit einem Dienstleister. Wir sprachen über deren Datenpolitik, also nichts Besonderes. Während unseres Gesprächs fing der Typ an, mir eine wirklich seltsame Haltung zu offenbaren, die mich ziemlich verärgerte – er bezeichnete nämlich Kunden (von denen ich ein potenzieller war) nämlich als Betrüger.
    Ich sagte ihm sehr freundlich aber bestimmt, wenn das wirklich seine Überzeugung sei, wolle ich das Gespräch mit ihm nicht fortsetzen – und legte ich auf. Das war besser für mein Seelenheil, denn das Leben ist zu kurz für Menschen, die rechthaben wollen.
    Halte Dich von Negativität fern. Beende negative Gespräche, vermeide energie-zehrende Personen. Reduziere Deinen Medienkonsum und die Zeit, die Du in den sozialen Medien verbringst, denn ich habe gemerkt, dass mich das Schauen von Nachrichten und das Reagieren auf Kommentare anderer noch mehr runterzieht.
  3. Wenn wir uns mit schwierigen Zeiten konfrontiert sehen – und ich glaube, das tun wir im Moment alle – neigen wir dazu, Schuldige zu suchen … das Wetter, das Virus, die Umstände, die Politiker, der Arbeitgeber, der/die Partner/in oder die Familie. Schuldzuweisungen sind nie eine Lösung. Genauso wenig wie Selbstmitleid.

    Danach, wenn das, was Dir hilft, den inneren Frieden wiederherzustellen, ein Spaziergang im Schnee oder in der Sonne ist – gehe hinaus in den Schnee oder in die Sonne. Wenn es Meditieren ist – dann meditiere. Wenn es Bewegung ist – mache Sport oder mache Deine Musik an und tanze!

Zum Schluss: Ich möchte eines der Lieder zitieren, auf die ich zu solchen Gelegenheiten gerne zurückgreife. Es ist ein Lied aus den 1980ern von Yazz: „Things may be a little hard now – But we’ll find a brighter day – Hold on – Won’t be long – The only way is up!“
Also – mach die Lautsprecher an und lass Dich anstecken!

 

 

2020 – Das Jahr der Konjuktive und Möglichkeiten

12 Dez Planen

Einladung zur Silvesterfeier: Über den Dächern von München, seid ihr dabei? Wir feiern auf einer Dach-terrasse im was weiss ich wievielten Stockwerk mit Blick auf den Olympiapark und auf die unter uns fliegenden Silvesterraketen. Mit leckerem Finger-Food (jeder bringt was mit), Wein, Cocktails und natürlich Champagner zum Anstossen. Mit vielen verschiedenen bekannten und unbekannten Gesichtern, ein bunter internationaler Haufen.
Klingt unrealistisch? Wie aus einer anderen Welt? Nö, ist erst ein knappes Jahr her. Es war Silvester 2019/2020. War ’ne grossartige Feier. Wer hätte damals gedacht, dass dies der Beginn eines so unwahr-scheinlich schrägen Jahres werden würde? Ein Jahr, das vermutlich die meisten Menschen, die ich kenne, als das Gegenteil von großartig bezeichnen würden. Ich ehrlich gesagt nicht.

Jahresplanung

Dabei hätte ich es eigentlich schon ahnen müssen. In dem Moment, wo mein Partner durchblicken liess, dass er (nach vielen Jahren gemeinsamen Jahresanfangs-Ritualen) dies Jahr keine Lust hätte, wieder eine gemein-same Jahreszielcollage zu machen. Es wäre ja eh immer nur jedes Jahr das gleiche drauf.
Nun gut, so machte ich eben meine eigenen Ziele und Pläne… und das Jahr nahm seinen Lauf. Arbeit, Urlaub buchen (er stand auf meiner Ziele-für-2020-Liste), Wochenend-Seminare, Geburtstag, Teilnahme an zwei Reise- bzw. Pilgermessen, weitere Urlaubspläne schmieden. Bis zum 28. Februar noch so weit alles normal.

Doch dann verstarb am Abend plötzlich und unerwartet mein Schwager mit 47 an einem Herzinfarkt. So mitten aus dem Leben. Gleichzeitig klingt es beinahe wie aus einer anderen Zeit, dass zum Anlass seiner Beerdigung eine Woche die Kirche bis über den letzten Platz hinaus besetzt war. Denn an Abstandhalten dachte im März noch niemand. Wie auch, in einer Situation in der man üblicherweise seine eigene Betroffen-heit und Fassungslosigkeit mit Umarmungen und körperlicher Nähe zu kompensieren versucht. Wir witzelten noch am gleichen Tag, dass bei etlichen Hunderten Anwesenden eine Kontaktverfolgung schwierig werden würde, wenn nur ein einziger Corona bekäme. Nun ja, das passierte zum Glück zwar nicht, dafür schaffte es dank dem 120 km entfernten Ischgl das österreichische Bundesland Tirol (in dem die Beerdigung statt-gefunden hatte) trotzdem auf die rote Liste des RKI – und mein Chef schickte mich, eine Woche vor allen anderen, ins Homeoffice.

Das war der Tag, an dem das böse C-Wort das erste Mal einen direken Einfluss auf mein Leben hatte, und deshalb erinnere ich mich noch wie heute daran. Seit diesem Tag nahm das Jahr – mit exponentieller Geschwindig-keit seinen rasanten Lauf – nicht ohne vorher in einen anderen Modus zu wechseln. Immerhin – mittlerweile dürften die meisten von uns die Bedeutung und Verlauf einer exponentiellen Kurve verstanden haben, die es im Frühjahr galt abzuflachen*.

Nach den Fake-News der letzten drei Jahre entwickelten sich in diesem Jahr auch völlig neue Wortkreationen – oder sollte ich besser sagen: Unwort-Kreationen? Wer von uns hätte zu Neujahr gedacht, dass Mund-Nase-Bedeckungen zu einem modischen Accessoir avancieren würden oder Trikinis der Schrei des Sommers würden? Auch von dem Wort Systemrelevant hatte man vorher wohl noch so recht nicht gehört – schade, dass die exponentielle Verbreitung des Wortes keine wirkliche Auswirkung auf die allgemeine und v.a. auch finanzielle Anerkennung all jener Berufe hatte, die 2020 den Laden am Laufen hielten (angefangen bei medizinischem Personal über Supermarkt-Mitarbeitenden, Lieferdienst-Beschäftigten und nicht zuletzt all jene, die immer dann Dienst taten, wenn es wörtlich wie im übertragenen Sinne brannte). Und der Gründer der Community für Innovatoren, Kreative, Entscheider und Macher namens Querdenker United, Othmar Ehrl, würde sich wahrscheinlich im Grabe umdrehen, wenn er wüsste, in welche Richtung andere seine Denk-richtung verbogen hätten.

Wer – wie ich – Meister oder Meisterin der Planung ist, durfte dieses Jahr lernen, das Leben in seiner ganzen Unverbindlichkeit und Unplanbarkeit zu genießen. Was logischerweise schwerfällt (das Genießen), wenn das, wie bei den meisten, mit zahlreichen Stornos einhergeht: Urlaubsreisen, Auftritte, Aufträge, Feiern und andere Veranstaltungen. Wer kennt ihn nicht, diesen wohl in diesem Jahr häufig zitierten Satz: „Ich würde gerne mal wieder … – wenn die Umstände es zulassen“. Oder: der Satz der Kapitulation: „Ich hab schon aufgehört zu planen, nach all den viele Absagen.“
Und so wird 2020 vermutlich als das Jahr des Konjunktivs in die Geschichte der Menschheit eingehen. Liebes 2020, ich glaub, Du hast da was verwechselt. Ist der Konjunktiv nicht statt einem Ding der Unmöglichkeit nicht eigentlich die Möglichkeitskeitsform?

Gab es vielleicht doch ein paar Möglichkeiten und Chancen in diesem Jahr?

Ich finde, ja. Zum Beispiel gab es die Möglichkeit die eigene Heimat kennenzulernen (ich zum Beispiel hab im Umkreis von 25-30 km doch tatsächlich noch ein paar schöne Ausflugsziele entdeckt, die ich noch nicht kannte). Oder die Möglichkeit, sich im Umgang mit digitalen Plattformen mehr auseinander zu setzen. Oder den Wert einer schönen Wohnung, eines schönen Gartens neu zu entdecken.
Auch hätte die Chance bestanden, dass Deutschland Fortschritte in Bezug auf die Digitalisierung macht (da war er wieder, der Konjunktiv…). Haben wir sie genutzt, die Chancen? Das ist sicherlich individuell sehr unterschiedlich. So manch einer entwickelte komplett neue Geschäftsideen, und wenn ich mir die Fotos einiger Bekannter auf Facebook so anschaue, hat so mancher Single-Mann aufgrund von geschlossenen Restaurants dieses Jahr immerhin kochen gelernt.

Was ist nun mein persönliches Fazit des Jahres 2020?

Nun, ich bin mir noch nicht abschließend sicher, wessen ich mir aber sicher ist, ist, dass Veränderung anstrengend ist. Und zwar umso anstrengender, je mehr man sich gegen sie wehrt. Und gleichzeitig steckt auch in jeder Krise eine Möglichkeit (nein, ich schreibe jetzt nicht über das chinesische Schriftzeichen, denn das hab ich schon hier getan). Denn es reicht, wenn man ein paar Worte englisch beherrscht. Denn um von der Veränderung (CHANGE) zur Möglichkeit (CHANCE) zu kommen, muss man nur am G ein kleines j wegmachen. Und am besten aus diesem kleinen j ein ganz großes JA machen.

Deswegen möchte ich mit einem englischen Zitat abschließen (leider ist es nicht gut ins Deutsche zu über-setzen).

“Nothing is impossible the word itself says “I’m possible.” (Audrey Hepburn)

Nehmen wir also die sich uns stellenden Herausforderungen des Lebens an. Nutzen wir sie, um daran zu wachsen. Machen wir was draus. Und freuen wir auf das kommende Jahr. Ich glaube, mein Schwager wäre froh gewesen, hätte er (an dieser Stelle ist der Konjuktiv leider eine Unmöglichkeitsform) diese Chance gehabt.

 

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* Ok, das nehme ich teilweise gleich wieder zurück, denn wenn man sich den einen oder anderen Kommentar in den sozialen Medien so durchliest, scheint es wohl doch etliche Menschen zu geben, die die Bedeutung und den Sachverhalt, der hinter der Linie steckt, unter die die Kurve abgeflacht werden sollte, nicht verstanden zu haben… Aber das soll hier gar nicht weiter das Thema zu sein.

Bildnachweis: geralt / 22389 images @ Pixabay

I have a dream…

7 Apr

Ich habe einen Traum. Stell Dir mal vor:

Wie würde eine Welt aussehen – oder sich anfühlen – wenn…
… wenn sich die Menschen zuhören würden, anstatt einander zu beschimpfen?
… wenn es möglich wäre, einfach nur seine Sorgen und Gedanken zu teilen, ohne von anderen dafür verurteilt zu werden?
… Menschen voneinander lernen oder erfahren wollten, anstatt andere belehren zu wollen?
… sie einander ausreden ließen und zu verstehen versuchten, anstatt auf die Schnelle „ihren Senf dazugeben“ würden?
… wenn es möglich wäre, nebeneinander und gleichberechtigt mehrere Meinungen im Raum stehen lassen zu können, als nur „die eine einzige Wahrheit“ verteidigen zu müssen?

 

Ich sage nicht, Du sollst Deine Feinde lieben – das wäre weiß Gott ziemlich viel verlangt.
Aber wie wäre es, wenn Du, wenn jeder von uns, bis die Corona-Gefahr verbannt ist, jeden Tag nur einen einzigen meiner „Wunschverstellungen“ versuchten würden umzusetzen?
Wie würde es Dir dabei gehen? Was würde mit den Diskussionen und mit den Menschen um Dich herum passieren?

Wäre es nicht interessant, das herauszufinden?

Neues aus dem Heiligen Land

6 Apr

Hier und hier hatte ich bereits davon berichtet, wieso ich von einer nicht stattfindenden Reise schreibe und was ich unterwegs erfahren habe. Gestern wäre ich eigentlich wieder zurück von Israel nach Hause geflogen. Stattdessen fange ich langsam an, mich zu Beginn meiner vierten Woche zu Hause (die dritte der offiziellen Ausgangsbeschränkung in Bayern) in der gegenwärtigen Situation „einzurichten“.

Der Tag bekommt einen (neuen) Rhythmus

… der eigentlich gar nicht soo viel anders ist als sonst: An 1-2 Tagen fahre ich in mein Büro nach München rein (meist in Kombination mit einem Arzt- oder Physio-Termin, von denen gerade einige anstehen). Die S-Bahnen sind gespenstisch leer und ungewohnt (über-)pünktlich. Aha, damit ist das auch klar – die Verspätungen sonst liegen nicht an der S-Bahn, sondern an den Leuten 😉

An den anderen Tagen arbeite ich unter der Woche im Homeoffice, es gibt ein spätes Mittagessen (das auch nicht so viel anders ist als das, was es sonst eben mittags zu Hause gibt), nachmittags ein kleiner Spaziergang oder ein Spaziergang zum Einkaufen, damit man wenigstens ab und zu mal das Haus verlässt. OK, das hätte ich sonst sicherlich anders organisiert, denn normalerweise fahre ich nie nur „zum Einkaufen“, sondern erledige das meist auf dem Heimweg von irgendwas.
Aus Prinzip verbringe ich übrigens die Tage zu Hause nie im Jogginganzug oder im Pyjama, sondern kleide mich, wie ich auch ins Büro gehen würde. Das gibt mir zumindest das Gefühl, die Kontrolle über mein Leben behalten zu haben…

Die Arbeit gestaltet sich nun anders: Tagsüber & abends habe ich quasi täglich etliche Telefon- oder Video-Konferenzen, beruflich aber genauso auch für den privaten Austausch mit Freunden. Meine Lernkurve diesbezüglich ist sehr hoch, wie aber auch insgesamt die Lernkurve all derer mit denen ich auf diese Art kommuniziere. Meine Technik hat sich allerdings sehr schnell als noch verbesserungsfähig erwiesen. So habe ich mittlerweile ein Greenscreen, und (m)ein neues Mikro ist auch bereits unterwegs. Gleichzeitig stelle ich fest, dass mich Online-Kommunikation fast noch mehr anstrengt als persönliche oder telefonische Meetings.
Vermutlich werden die persönlichen Begegnungen wohl noch eine Weile auf sich warten lassen.

Nacheinander stornieren immer mehr meiner Auftraggeber die Trainings und Seminar-Aufträge für April. War zwar fast zu erwarten, ist aber trotzdem bitter.
Immerhin kommt so langsam meine Kreativität zurück und es entwickeln sich so langsam ein paar Ideen, wie ich das eine oder andere meiner Angebote als Digitales Angebot umsetzen kann.

Etwas fehlt!

Nach einiger Zeit fällt mir aber auf, dass mir mein morgendliches S-Bahn-Ritual fehlt, denn wenn ich sonst ins Büro fahre, schreibe ich in der S-Bahn morgens immer Tagebuch: Was steht die Tage an, was hab ich geschafft oder auch nicht geschafft, was beschäftigt mich und wie geht es mir gerade. Das hilft mir, sortiert und klar zu bleiben.
Daher stelle ich nun fest, dass es gerade in Ausnahmezeiten wie diesen mindestens genau so wichtig ist, dieses Ritual weiter zu machen, denn oftmals fällt es mir beim Schreiben auch selbst auf, wenn ich in den Jammer-Modus falle oder zum dritten Mal in einer Woche das selbe Gedankenkarussell benutze. Alleine das Beobachten dessen bringt mich schneller wieder in meine Selbstwirksamkeit.

Zwischendurch bekomme ich immer mal wieder einen Rappel. Meine Steuererklärung 2019 macht Fortschritte, die Küche ist mittlerweile komplett geputzt, für den Mohnkuchen vom letzten Mal hab ich mittlerweile ein paar Rezepte von chefkoch.de ausgedruckt, um sie nacheinander auszuprobieren. Zwischendurch bepflanze ich immer mal wieder einen Balkonkasten oder entsorge den einen oder anderen Papierstapel.

Ich merke aber auch, dass ich immer noch zu viel Zeit in den Sozialen Medien oder den Onlinezeitungen verbringen. Meist erfahre ich dort von den neuesten schlechten Nachrichten, neuen Gerüchten oder muss mitbekommen, wie unangenehm, ja fast schon beleidigend sich der öffentliche Diskurs gegenüber Menschen entwickelt, die das Geschehene und Geschehende oder dessen mögliche Folgen kritisch hinterfragen oder einfach nur andere Gedanken äußern als alle anderen.
Schlimm finde ich das. DAS ist das, was mich eigentlich beunruhigt. Leben wir mittlerweile wieder in Zeiten, in denen es nur eine einzige „richtige“ Meinung gibt und das Motto „wer nicht für mich ist, ist gegen mich“ gilt? Gruselig.
Zum Glück gelingt es mir wieder, vor dem Schlafengehen meine Psychohygiene-Rituale durchzuführen. Alle Gedanken und Emotionen aussortieren, die nichts mit mir zu tun haben. Das hilft mir, wenigstens einigermaßen gut zu schlafen.

Was hat nun das Geschriebene mit dem Heiligen Land zu tun?

… frage ich mich (und Du Dich eventuell auch). Hmm. In einer Woche feiern wir in Deutschland Ostern – etwa zeitgleich feiern die Juden in Israel (und anderenorts) das Pessachfest. An Pessach wird der Auszug der Israelis aus der Gefangenschaft in Ägypten gefeiert, auf griechisch Exodos. Nachdem Gott die 10 Plagen über das Land schickte und nur die erstgeborenen Söhne des Volkes Israel verschonte (nachzulesen im 2. Buch Mose/Exodus, 1-15).

Nun, dass das Corona-Phänomen eine von Gott geschickte Plage ist, bezweifle ich persönlich sehr stark – aber dass der Tag, an dem wir wieder ganz normal das Haus verlassen und Freunde treffen dürfen, ein Grund zum Feiern ist, davon bin ich aufs Tiefste überzeugt.
Ich hoffe, dass dieser Tag bald kommen möge!

Gesund bleiben in Corona-Zeiten

27 Mär

Einmalige & bewegte Zeiten erleben wir gerade. Seit einer Woche hat die Bayrische Staatsregierung aufgrund des Corona-Virus für die nächsten Wochen Ausgangsbeschränkungen in Bayern verhängt. Auch die Bundesregierung hat ein sogenanntes Kontaktverbot verordnet. Ziel ist es, die Ausbreitung des Erregers aufzuhalten oder zumindest zu verzögern.

Neben den getroffenen politischen Maßnahmen wie Reise-, Versammlungs- und Bewegungseinschränkungen wurde und wird für meinen Geschmack ansonsten in den Medien oftmals nur über Maßnahmen zum Infektionsschutz (wie Händehygiene & Niesetikette), über Sicherheitsabstände oder über das Tragen von Masken berichtet. Das ist richtig und auch wichtig, dient aber im Wesentlichen dem Schutz vor Ansteckung anderer Personen.

Als Heilpratikerin darf ich Dich oder andere mit Coronavirus zwar nicht behandeln (will ich ehrlich gesagt auch nicht). Aber ich darf Dich beraten und begleiten, wie Du Dich präventiv selbst gut schützt, damit Du in jeder Hinsicht gesund durch die kommenden Wochen kommst (oder auch sonst durch kommende Grippe-Perioden), möchte ich Dir mit diesem Beitrag gerne ein paar Tipps geben:

Ausgangsbeschränkungen – Pro & Contra

Natürlich schützt Du in gewisser Hinsicht auch Dich selbst vor einer möglichen Ansteckung, wenn Du nicht aus dem Haus gehst und Fremdkontakte komplett vermeidest oder auf ein Minimum reduzierst. Ob das im Einzelfall nötig, möglich oder sinnvoll ist, hängt sicherlich von vielen verschiedenen Aspekten ab.
Wie groß ist der Wohnraum, auf den Du Dich beschränkst/beschränken musst? Und mit wievielen Personen teilst Du diesen? Musst Du ihn verlassen, um Deinen Lebensunterhalt zu verdienen und mit wievielen Menschen kommst Du dabei in Kontakt?

Wenn Du Dich ausschließlich in Deinem Wohnraum aufhältst, kommen allerdings frische Luft, Bewegung und Sonnenlicht definitiv zu kurz. Es sei denn, Du hast eine 20-Zimmer-Villa mit großem Garten, in dem Du Dich austoben kannst.

Denn Bewegung & frische Luft sind überlebenswichtig für den Körper und vor allem stärken sie das Immunsystem. Darüber hinaus steigert natürlich vor allem ein gutes Maß an Sonnenschein neben der Vitamin-D-Versorgung auch das psychische Wohlbefinden – erst recht, wenn Bewegung (z. B. ein Spaziergang) noch dazu kommt.

Für den in der Stadt lebenden Otto-Normal-Bürger ist für den Anfang auch schon ein Balkon ganz gut, auf dem Du Dich zeitweise aufhalten kannst oder ein Sportgerät (Heimtrainer, Fitness-Matte & Theraband o.ä.), das Du bei geöffnetem Fenster nutzen kannst.

Ansonsten:
Geh spazieren. Oder joggen. Oder einkaufen (zu Fuß) – selbstverständlich alleine – oder mit Deinem Hund oder Deinen (wie es so schön heißt) „Haushalts-angehörigen“. Wenn Du Dich damit besser fühlst, trage einen Mundschutz.

Das Immunsystem stärken

Eine Atemwegserkrankung (zu denen gehören auch durch das Corona-Virus ausgelöste Erkrankungen) hängt immer mit dem Immunsystem zusammen. Über die Bewegung und die frischen Luft hatte ich schon geschrieben (siehe oben) – genauso leistet aber auch die Ernährung dafür einen wichtigen Beitrag.

Gesunde Ernährung heißt konkret: Ernähre Dich gesund und abwechslungsreich, möglichst mit viel frischem, regionalen Gemüse. Eine Faustformel in der Ernährungsberatung besagt: Je bunter der Teller ist, desto besser (= gesünder). Auch auf die Gefahr hin, dass es Dir nicht gefällt: Täglich Tiefkühlpizza oder Nudeln (weil die zufällig gerade da sind *Augenzwinker*) mit immer der gleichen Soße ist nicht abwechslungsreich. Und dass Alkohol und Zigaretten das Immunsystem eher belasten als fördern, weisst Du eh selbst.

Wenn Du Schwierigkeiten hast, auf mindestens 5 Portionen Gemüse und Obst (in der Reihenfolge übrigens!) zu kommen, möchte ich Dir gerne das Saft-Konzentrat LaVita empfehlen. Mit diesem Konzentrat aus Obst und Gemüse (ich selbst nehme derzeit jeweils morgens und abends davon ein großes, mit Wasser aufgefülltes Glas) hast Du eine gute Grundversorgung mit Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelemente. Das ist daher besonders sinnvoll, wenn Du Vorerkrankungen hast, viel Stress hast oder rauchst.

Gesunde Ernährung beinhaltet aber auch, die verschiedenen antiviralen und antibakteriellen Nahrungsmittel zu nutzen, um auch auf diesem Wege einer Infektion vorzubeugen.
Die antiviralen Klassiker sind sicherlich Knoblauch und Zwiebeln (möglichst roh – da Du eh isoliert bist, stört es auch niemanden), Zitrone, Ingwer, Honig, Meerrettich oder Melisse & Thymian (z. B. als Tee) sowie bei Bakterien (also nicht bei Covid-19, dafür eher bei „einfachen“ Erkältungen) haben sich Kamille- oder Salbei-Tees, ebenfalls Thymian, Zitrone, Zwiebeln & Knoblauch, sowie Kurkuma oder Kapuzinerkresse  bewährt.

Kommen wir nun zum, wie ich finde, wichtigsten Punkt, der ebenfalls auf das Immunsystem-Konto einzahlt:

Der Psycho-Hygiene

Was ist denn das? Ganz einfach, so wie wir alle nun vermehrt unsere Hände waschen oder desinfizieren, um schädliche Krankheitserreger abzutöten, ist es genauso wichtig, schädliche Gedanken oder Gesprächsthemen zu identifizieren, um zu verhindern, dass sich diese in unserem Hirn breit machen.

Was sind schädliche Gedanken oder Gesprächsthemen? Das ist sicherlich individuell ganz unterschiedlich. Dennoch würde ich ganz klar zusammenfassen: Solche, die Dir Angst machen, Dein Energieniveau senken oder nach denen Du Dich einfach nur mies, schlecht, hilflos oder ähnlich negativ fühlst.
Denn auch Angst, Stress, psychisch, physisch oder welcher Art auch immer, belastet das Immunsystem immens.

Mir geht es zum Beispiel immer so, wenn ich in einem zu hohen Maße versuche, in Bezug auf die aktuelle Situation „auf dem Laufenden“ zu bleiben und stundenlang viele verschiedene Nachrichten oder Quellen dazu lese. Dann merke ich immer wieder, dass ich mich anschließend ziemlich deprimiert und kraftlos fühle. Genauso geht es mir übrigens, wenn ich mich (zu lange) mit den falschen Leuten unterhalte.

Was kann man dagegen tun? Mein Tipp: Versuche, Deinen Nachrichten- oder Medienkonsum zeitlich zu begrenzen, zum Beispiel morgens und abends jeweils 15 min. Viel hilft nicht immer viel.
Wenn es um bestimmte Personen geht – versuche sie und den Kontakt zu ihnen zu meiden – oder zumindest zu reduzieren. Denn häufig ist es ja auch das nur eine Frage der Dosis, wenn es zu viel Kraft kostet. Bei Familienangehörigen oder Arbeitskollegen ist das natürlich nicht ganz so leicht, auch klar. Mir hilft oft eine freundliche Ich-Botschaft als Abgrenzung, wie z. B. „Ich merke gerade, dass ich das Gespräch beenden möchte, es geht mir gerade nicht gut und ich muss zusehen, dass ich auf dem Damm bleibe.“

Einsamkeit überwinden

Mitunter kann auch das Gegenteil in dieser Situation belastend sein: das Gefühl von Isolation und Einsamkeit, die Sorge um erkrankte Angehörige, die man gerade nicht besuchen darf oder kann. Oft ist uns körperliche Nähe oder jemanden in den Arm zu nehmen ein menschliches Bedürfnis.

Darüber hinaus ist schlimm genug, dass man den anderen nicht helfen kann: Nicht zu wissen, wie es den anderen ergeht, macht hilflos.
Hier kann ich Dich nur ermutigen, kreativ zu werden. Dank technischer Möglich-keiten wie Telefon, Skype, Zoom, Facetime oder anderen Programmen zur Video-Telefonie kann man zumindest virtuell in Kontakt bleiben. Auch wenn das natürlich an die persönliche Begegnung nicht heran kommt.

Nachdem wir neulich unseren Geburtstag wegen des Kontaktverbots nicht persönlich feiern durften, haben wir unsere Freunde stattdessen zu einer „Online-Feier“ eingeladen und vorab das Kuchenrezept geteilt. So haben wir uns dann mit Kuchen und Prosecco vor dem Zoom getroffen und gemeinsam angestoßen, geblödelt, uns unterhalten – und vor allem zusammen gelacht. Es war allerdings von Vorteil, dass sie die Eingeladenen schon alle kannten.

Die eigene Wahrheit finden

Ganz wichtig finde ich die persönliche Unterscheidung: Ist die Angst, die ich gerade fühle, oder das was mich gerade herunter zieht – sind das meine eigenen oder lasse ich mich von den Emotionen anderer anstecken? Anstecken – da sind wir wieder beim Stichwort Hygiene. Nur eben für die Psyche.

Was hilft? Es gibt etliche Methoden aus dem Stressmanagement, die dazu beitragen können. Beispielsweise kannst Du Dir vorstellen, unter einem Wasserfall (aus Wasser, Licht, oder was auch immer Dir gut tun) zu stehen, der all das wegwäscht, was Dich belastet und/oder nicht zu Dir gehört. Wenn Du andere Rituale kennst, mit solchen Sachen umzugehen, nutze sie regelmäßig (in Zeiten wie diesen idealerweise mind. einmal täglich).

Naturheilkunde hilft

Darüber hinaus gibt es auch viele pflanzenheilkundliche oder spagyrische Mittel, die Dir helfen, Ängste abzubauen, Dich psychisch-emotional zu stabilisieren  und Lebensfreude zurück zu bringen. Da ist natürlich für jede/n in seiner/ihrer individuellen Situation etwas anderes sinnvoll und erforderlich, daher kann ich an dieser Stelle dazu keinen konkreten Tipp abgeben.

Gerne bin ich dazu auch in dieser Zeit für Dich da, persönlich in meiner Praxis wie u. U. auch telefonisch. Wenn Du Fragen hast, rufe mich gerne an, damit wir eine Lösung finden können.
Du erreichst mich unter: 089-52 38 93 02 oder
per Mail unter praxis@geh-heim-weg.de.

Ich wünsche Dir, dass Du gesund durch diese herausfordernde Zeit kommst,

Deine Christina Bolte

PS: Falls Du wirklich Symptome wie (zumeist trockener) Husten, längere Zeit andauerndes Fieber, oder auch Kurzatmigkeit bei Dir bemerken solltest: Bitte wende Dich so schnell wie möglich an den ärztlichen Bereitschaftsdienst unter 116 117, um die weitere Vorgehensweise zu besprechen.

Mohnkuchen statt Israel

26 Mär

 

In meinem letzten Beitrag schrieb ich davon, warum mein Israel-Urlaub überhaupt ausgefallen ist. Heute möchte ich beginnen darüber zu schreiben, wieso der „ausgefallene“ Urlaub dennoch Wert ist, darüber einen Blogbeitrag zu schreiben.

Was wollte ich also tun mit meinen „gewonnenen“ zwei Wochen Zeit? Ich beschloss, das Beste daraus zu machen. Oder zumindest das Nützliche. Oder alles, was ich schon immer mal tun wollte, „wenn ich mal Zeit habe“.

Also so nützliche Sachen wie: Meine komplette Bügelwäsche erledigen (ich hasse bügeln – aber mit einem Hörbuch war es recht erträglich…), sämtliche Küchenschränke reinigen, diverse Ecken und Eckchen mit Zeug aufräumen bzw. entsorgen (übrigens hat das Reinigen der Küchenschränke immerhin ansatzweise was mit Israel zu tun – oder viel mehr mit den Vorbereitungen der Juden auf das Pessachfest, bei dem eine ganze Woche zugunsten von ungesäuertem Brot auf die üblichen Backwaren verzichtet wird…)

Dazwischen immer schön jeden zweiten Tag einkaufen, damit man auch mal rauskommt aus den eigenen vier Wänden und natürlich spazieren gehen (zum Altglascontainer, zum Briefkasten, zu unserer „Buchhaltestelle“ (gelbe Telefonzelle als Buchtauschstation) zum Nachschub holen, für den Fall, dass mein ca. halbmeterhoher Stapel sich dem Ende nähern sollte. Von den eigentlich Pilgerwanderungen mit 20 km am Tag ist das bisschen Bewegung allerdings weit entfernt.

Das auch noch…

Bereits nach einer guten Woche fing die Stimmung bei uns zu Hause an, ein wenig gereizter zu werden – ist halt blöd, wenn zwei Leute im Homeoffice gleichzeitig telefonieren oder per Video konferieren wollen oder vielmehr müssen.
So war auch diesbezüglich das regelmäßige Einkaufen eine willkommene Abwechslung, so voll waren die Läden immerhin auch nicht, und der nötige bzw. geforderte Sicher-heitsabstand war weitestgehend gewährleistet.

Wenn ich vorgehabt hatte, in Israel neue Menschen oder Kulturen kennen zu lernen, so war auch das möglich. Nein, mir sind zum Glück keine neuen Mitbewohner zu Hause entgegen gekommen, aber zumindest konnte ich „alte Bekannte“ neu kennenlernen… Denn mein Partner und ich kamen lustigerweise zum ersten Mal in den sieben Jahren, die wir uns kennen, darauf zu sprechen, dass wir beide Mohnkuchen lieben.

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Wiener Mohnkuchen by Rischart

Erkenntnisse der ersten Woche:
1. Auch Kuchen ist als präventiver Beziehungskitt geeignet und
2. Wie gut, dass die Figur nachgibt…

Demnächst geht es weiter…

Auf ins Heilige Land – Tagebuch einer anders als geplanten Reise

23 Mär

Eigentlich war geplant, dass ich vom 22.3.-5.4. für zwei Wochen nach Israel fliege. Schon lange hatte ich mich auf diesen Urlaub gefreut, denn ich hatte einen „Ruf“ dorthin verspürt. Klingt jetzt vielleicht etwas schräg oder abgehoben, aber wer schon mal vom Jakobsweg gerufen wurde, weiss wovon ich schreibe.
Ich hatte eine bunte Mischung aus Pilgern, Kultur, Sightseeing und Wandeln auf den Spuren des Christentums geplant und wollte dort ein bestimmtes persönliches Thema bearbeiten. Frischluft, Frühling, Sonne und eine für mich fremde Kultur sollten dafür den Rahmen bieten.

Aber erstens kommt es anders, zweitens als man denkt. Nachdem am 28.2. ganz unerwartet mein Schwager mit 47 verstarb, dachte ich, es könnte nicht schlimmer kommen. Weit gefehlt – es kam schlimmer, oder ging zumindest so weiter. Am 4.3. dann die Nachricht: Einreiseverbot für Deutsche nach Israel, am 5.3. dann die Nachricht: Flug storniert, Urlaub geplatzt. Vorfreude dahin. Daran musste ich erstmal eine Weile kauen.
Doch die Hiobsbotschaften waren noch nicht zu Ende. Am 13.3. wurde ich von meinem Arbeitgeber ins Homeoffice geschickt, alle möglichen größeren Veranstaltungen wurden staatlicherseits untersagt, und ab dem 21.3. wurde in Bayern eine „Ausgangs-beschränkung“ verhängt.

Genau für den Zeitraum meines geplanten Urlaubs hatte ich nun also das Gegenteil von Frischluft, Sonne und fremder Kultur.
Statt Frühling gibt es noch mal Temperaturen um den Gefrierpunkt und statt Wandern und neuen Kulturen heißt es Dank Corona nun: Ausgangsbeschränkung.

Da ich ja bereits sämtliche Termine großzügig um den Zeitraum meines Urlaub herum geplant hatte, boten sich mir also nun zwei „neu gewonnenen Wochen Zeit“. Mein erster Gedanke war naheliegenderweise an ein anderes Ziel weg zu fahren oder zu fliegen, an ein anderes Ziel. Das allerdings ließ die politisch-gesundheitliche Lage nicht zu.

Statt schmollend in der Ecke zu liegen und mich zu ärgern (die Phase hatte ich zum Glück schon eine Woche hinter mir) mache ich nun also das Beste draus.
Was das war, lest ihr im nächsten Beitrag 🙂

Zu Ende gedacht

25 Feb

Diesen Beitrag hielt ich am 24.02.2020 – so oder so ähnlich – in freier Rede im Speakers Corner München Toastmasters Club:

Hast Du schon mal daran gedacht, Dir das Leben zu nehmen?

Nein, ich meine natürlich keinen Suizid, sondern, ob Du Dir DAS Leben nimmst, das Du Dir schon immer gewünscht hast? Oder verschiebst Du lieber Träume, Wünsche und Hoffnungen auf später, auf „wenn’s mal etwas ruhiger wird“, auf „nächstes Jahr“, auf „wenn ich erstmal meinen Lieblings-Menschen gefunden habe“, auf „wenn die Kinder aus dem Haus sind“ oder gar „auf die Rente“?

Fakt ist: Das Leben ist endlich – und der Tod ist nicht nur sehr endgültig, er trifft auch jeden von uns – mich und Dich auch – früher oder später. Und Ja, das ist allzu menschlich, dass man unangenehme Dinge gerne verdrängt oder, wenn sie denn schon da sind, am liebsten gleich wieder beiseite schiebt.

So habe ich auch viele Jahre meines Lebens fröhlich vor mich hingedümpelt, mich von Wochenende zu Wochenende, von Urlaub zu Urlaub irgendwie durchgehangelt, vielleicht objektiv gar nicht mal so schlecht, aber subjektiv eben gar nicht mal glücklich.

Bis – ja bis vor ein paar Jahren meine beste Freundin Katja eines Tages völlig verzweifelt zu mir kam. Sie hatte das Gefühl, sie müsste dringend mit irgendjemandem reden, um nicht zu platzen. „Ich hab in meinem Urlaub in Frankreich einen total tollen Typen kennengelernt und mit diesem eine Affäre angefangen. Boah, war ich in ihn verliebt!“ Ja und dann hatte er ihr erzählt, dass er HIV-positiv wäre.
Blöderweise erst, nachdem sie intim gewesen waren, und eigentlich auch eher beiläufig. Puh, ja genau, das muss man erstmal sacken lassen. Nicht nur Katja war wie gelähmt. Ich glaube, ich wäre an ihrer Stelle vor Wahnsinn aus dem Fenster gesprungen!

Nun war sie also bei mir und wusste weder ein noch aus. Zwischen Schimpftiraden auf „diesen Idioten, der sie so hintergangen hatte“ fingen wir mal an ein paar Fakten zu sortieren. Was war genau gelaufen, wie lange ist das her, was sagt Google zum Thema HIV-Notfall. So fanden wir die  HIV-Notfall-Ambulanz. Am Sendlinger Tor, falls es mal jemand braucht.

Das Resultat war, dass Katja eine Art „Pille danach“ verordnet bekam und dann über mehrere Wochen einen fiesen Tabletten-Cocktail für etwa 1.500 Euro einnehmen musste, um zu verhindern, dass sich eventuelle Viren bei ihr ausbreiten würden. Die Wochen, bis ein Test ergeben hat, dass sie nicht HIV-positiv ist, waren natürlich für Katja ein Zittern und Bangen, mal von den Nebenwirkungen, die sie hatte, ganz abgesehen.

 

Selbst als Zweite-Hand-Erfahrung hatte mich die ganze Geschichte ziemlich erschüttert – und vor allem zum Nachdenken angeregt. Denn seitdem ist mir klar, dass das „normale“ Leben mitunter schneller beendet sein kann, als mir lieb ist. Warum sollte ich also meine begrenzte Lebensenergie für die falschen Dinge und Personen aufwenden?

Ich habe damals aufgrund dieser Geschichte meinen Job bei BMW im Controlling aufgegeben, weil mir klar geworden ist, dass es mir im Grunde keinerlei Befriedigung schafft, alle 3 Wochen neue Excel-Tapeten zu erstellen und Leute damit zu nerven, ihnen zu sagen, dass das was sie tun zu teuer ist.

Soll ich Euch was sagen? Der Schritt ist mir nicht leicht gefallen, aber es war rückblickend eine der besten Entscheidungen meines Lebens. Denn seit ich angefangen habe, mir – im positiven Sinne – „das Leben zu nehmen“ und zu gestalten, das mich von Herzen erfüllt und nährt, und alles andere Schritt für Schritt weglasse, bin ich zufriedener als je zuvor.

Deshalb – anstatt Dich einfach so im Leben dahintreiben zu lassen, denk Dir mal Dein Leben bis zum Ende – und dann fang an, Schritt für Schritt das notwendige zu tun, um Dir genau DAS Leben zu nehmen, das Du haben willst.

Denn, so sagte schon Mark Aurel:
„Nicht den Tod sollte man fürchten, sondern daß man nie beginnen wird, zu leben.“

In diesem Sinne – vielleicht auch doch ganz passend zum Rosenmontag – feiere das Leben!