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In die Welt bringen

18 Apr

Diesen Beitrag hielt ich als Danksagung seitens der Studierenden am 16.03.2016 anlässlich meiner Sponsion (feierliche Zeugnisübergabe) vor ca. 300 Gästen an der Universität in Salzburg:

 

Liebe Absolventinnen & Absolventen,
Liebe Angehörige, liebe Gäste,
liebe Dozierende & liebe Lehrgangsbegleiter & Universitätsmitarbeitende
und natürlich ganz besonders liebe Studienkolleginnen und –kollegen des ULGs Spirituelle Theologie im interreligiösen Prozess.

Fast auf den Tag genau ist es drei Jahre her, dass sich 31 bunt gemischte Individuen zu ihrem ersten Studientag in St. Virgil trafen. Und dadurch fallen wir aus dem Rahmen: Nämlich die Zusammen­setzung dieser 31 Individuen war sehr ungewöhnlich: Während unsere jüngsten Teilnehmerinnen mit damals Mitte 20 noch so eben in einem Alter waren, in dem man üblicherweise studiert, waren unsere ältesten Teilnehmer schon in einem Alter, in dem andere Menschen in Pension gehen. Und dazu waren wir auch noch völlig verschiedener beruflicher und geografischer Herkunft. Und damit haben wir einige Dozierende vor ziemlich große Herausforderungen gestellt, weil wir viele neugierige Fragen vor unserem jeweiligen Background stellten.

Fast auf den Tag genau ist es aber auch drei Jahre her, dass wir – kaum dass wir unseren Universitätslehrgang begonnen hatten – auch schon beinahe wieder ertrunken wären. Ertrunken in den Tsunami-artig assoziierten Wissensmengen über die Basics der christlichen Theologie, denen uns Herr Prof. Dr. Paul Imhof aussetzte. Das ist jetzt ein kleiner Insider, aber ich bin mir sicher, Tsunamis dieser Art gibt es in jedem Studiengang…

Im Verlaufe unseres dreijährigen Studiums lernten wir nicht nur viel über die theoretischen Wurzeln unseres christlichen Glaubens, sondern der ULG brachte uns auch in Berührung mit der einen oder anderen ungewohnten Erfahrung, die wir im Gebet, in der Begegnung und in der gemeinsamen Praxis mit Andersgläubigen machen durften. Unvergessen sind mir die Exerzitientage in Niederaltaich, die uns den monastischen Tagesablauf und die ostkirchlichen Traditionen näher brachten. Unvergessen ist mir aber auch Herr Stanfel, der muslimisch-österreichische Musiker, der begleitet von seinen orientalischen Musikinstrumenten, das muslimische Glaubens-bekenntnis für uns jodelte und uns so zeigte, dass „das Andere“ und „das Eigene“ kein Widerspruch sein müssen.

Das alles hat in mir – und wie ich aus Gesprächen mit Euch, liebe WegbegleiterInnen, weiß, bin ich damit nicht alleine – verschiedene Schubladen geöffnet: Gedankliche Konstrukte und Konzepte, von denen mir nicht mal bewusst war, dass ich sie hatte. Von denen ich im Laufe des Uni-Lehrgangs zunehmend merkte, dass sie mit der Zeit immer überflüssiger wurden, weil ich feststellte, dass hinter den Polaritäten mit denen wir heute leben, wie z. B. Mann – Frau, wir – die anderen, Christ, Moslem, Jude oder Hindu, dass dahinter letzten Endes immer Menschen stehen. Menschen, die sich trotz ihrer Verschiedenartigkeit in ihren Wünschen, Sorgen und Nöten gar nicht so sehr voneinander unterscheiden.

Wir leben in einer Zeit, in der die Welt immer dichter zusammenrückt, in der wir direkt vor unserer Haustür mit „Fremden“, manchmal auch mit „Andersgläubigen“ konfrontiert sind, was vielen von uns Angst macht, weil es unsere Weltbilder in Frage stellt. Umso wichtiger sind in dieser Zeit Brücken­bauer, die bereits die einen oder anderen gedankliche Mauern und Schubladen öffnen konnten und durch Einblicke in verschiedene Kulturen diese Weltbilder für sich verbunden oder geweitet haben. Dazu können wir – aber natürlich nicht nur wir – AbsolventInnen der Spirituellen Theologie im Interreligiösen Prozess einen Beitrag leisten.

Wir leben in einer Zeit, in der wir stolz darauf sind, wenn wir unser Leben im Griff haben und uns als „Krone der Schöpfung“ die Flora und Fauna Untertan machen. – Gleichzeitig müssen wir immer wieder hilflos zusehen, wenn persönliche Schicksalsschläge, Krankheiten oder Naturkatastrophen uns fassungslos machen und uns mitunter demütig werden lassen. In solchen Krisen ist es der Rückgriff und die Anbindung an etwas, das größer ist als wir, das uns in solchen Situationen Halt gibt und uns neue, kreative Lösungsansätze entwickeln lässt. Für manche Menschen ist dies die Natur, für andere die Familie und für wieder andere das Göttliche. Was auch immer es ist, lassen Sie uns gut darauf aufpassen.

Wir leben in einer Zeit, die uns vor immer komplexere Schwierigkeiten und Fragestellungen stellt. Die mitunter nicht in einzelnen Strukturen oder Verantwortungs-bereichen verortet werden können. Deshalb möchte ich abschließen mit der Feststellung, dass die Welt meiner Meinung nach keine weiteren Silo-Fürsten oder Mauern-Bauer braucht, sondern Menschen, die selbstbewusst und beherzt über ihren Tellerrand hinausschauen und, das Größere im Blick habend, den Menschen in den Focus ihres Handelns stellen. Vor allem aber braucht es Menschen, die lieber MIT den anderen reden als ÜBER sie. Und diese Fähigkeit, ist letztendlich unabhängig von der Studienrichtung, den wir Absolventinnen und Absolventen heute beendet.

Bevor ich ende, möchte ich mich bedanken, auch im Namen aller anwesenden Absolventinnen und Absolventen, bei allen, die uns das Studieren ermöglicht haben. An erster Stelle sind dies natürlich unsere Familien und Partner, die mit viel Liebe, Geduld und Toleranz unsere Anwesenheit hier vor Ort und die weitere Beschäftigung mit unseren Studieninhalten unterstützt haben, indem sie uns zu Hause entbehrten. Darüber hinaus sind das natürlich neben den Dozentinnen und Dozenten, Master­arbeitsbetreuern und Doktorvätern, Lehrgangsbegleitern auch die anderen Mitarbeitenden der Universität, die die ganze universitäre Infrastruktur aufrechterhalten. Dazu gehört auch eine politische Situation, die es uns erlaubt, dass wir uns um solche Themen überhaupt kümmern wir uns nicht, wie in anderen Ländern, um unser Überleben kümmern müssen. Aber natürlich gebührt auch ein Dank dem einen oder anderen Geldgeber, seien es Arbeitgeber, Freunde, Ehepartner oder die Salzburger Nachrichten oder auch der Staat und Stipendienstiftungen, die dem oder der einen oder anderen ganz oder teilweise die Studiengebühren gezahlt oder auf andere Weise das Studium finanziert haben.

„Es ist nicht genug, zu wissen, man muß auch anwenden; es ist nicht genug, zu wollen, man muß auch tun.“
So sagt schon der alte Goethe  in seinem Werk: Wilhelm Meisters Wanderjahre und so ähnlich haben wir auch gerade in der Formel bei der Zeugnisübergabe feierlich gelobt. Deshalb wünsche ich mir und allen Absolventinnen und Absolventen in diesem Sinne, dass es uns gelingen möge, unser Wissen, unsere Fähigkeiten und vor allem unsere Leidenschaft und unser Herzblut im eben genannten Sinn in die Welt zu bringen.

Vielen Dank

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Willkommen zu Hause

2 Feb

Stellen Sie sich vor, Sie möchten abends mal ausgehen – und engagieren zur Betreuung Ihres Kindes einen Babysitter. Dieser hat eine glänzende Reputation, ist intelligent und macht einen gepflegten Eindruck. Guten Gewissens gehen Sie aus dem Haus und machen sich einen schönen Abend.

Als Sie nach Hause kommen, haben Sie eine komische Vorahnung. Schon von weitem bemerken Sie, dass in Ihrem Haus überall das Licht brennt und hören, dass laute Musik spielt. Als Sie auf Ihr Grundstück fahren, sehen Sie, dass Ihre Haustür sperrangelweit offen steht. Als Sie das Haus betreten, der nächste Schock: Im Wohnzimmer sind alle Fenster geöffnet, die Vorhänge wehen nach außen. Alle Stühle wie auch andere Möbel liegen umgekippt am Boden, auch die Blumentöpfe, deren Erde nun auf dem Teppich verteilt ist. Im Bad läuft non-stop der Wasserhahn, zum Glück funktioniert der Überlauf einwandfrei. In der Küche sind sämtliche Töpfe und Schubladen ausge- räumt und der Inhalt über den gesamten Boden verteilt, ebenso wie die Reste dessen, was vor Ihrem Aufbruch noch im Kühlschrank war. Was ist los, ein Einbruch?

Als Sie die Treppe hinaufgehen, hört der Alptraum nicht auf – im Gegenteil. In Ihrem Schlafzimmer sind die Schränke aufgerissen und die Kleider liegen am Boden verstreut. Überalle finden Sie leere Bierflaschen und volle Aschenbecher vor. Im Kinderzimmer ein ähnliches Bild – dazu sehen Sie Ihr Kind und den Babysitter, wie diese begleitet von lauter Hardrock-Musik auf dem Bett herumhüpfen, beide gekleidet in Ihren glitzernden Party- und Ausgehklamotten und mit einer Flasche Bier in der Hand.

„Oh je“, werden Sie vielleicht denken, „Was soll man dazu nur sagen, da fehlen mir echt die Worte.“ Und die Worte, die Ihnen möglicherweise als erstes in den Sinn kommen, gehen vermutlich in die Richtung: „Unverschämtheit“, „Wie kann der [Babysitter] sich nur so verhalten?“ oder „…
Die Rechtsanwälte unter Ihnen werden vielleicht noch ergänzen: „Den [Babysitter] werde ich verklagen!“

Ihr Ärger wäre verständlich – ich wäre auch ziemlich wütend, wenn jemand so mit dem ihm anvertrauten Hab & Gut und vor allem mit meinem Kind umginge! Denn immerhin kommt das Wort ‚anvertrauen‘ von Vertrauen, und das ist in diesem Gedankenspiel arg mißbraucht worden.

Doch wenn wir ehrlich sind, wir als Menschheit, gehen wir besser mit der uns anvertrauten Erde um, dem Erbe unserer Kinder? Wir Menschen halten uns für die Krone der Schöpfung, und vergessen dabei, dass die Krone wertlos ist, wenn es keinen Kopf gibt, der sie trägt. Oder der Kopf nur noch ein Totenschädel seiner selbst ist.

Und so bedienen wir uns der Schätze und Rohstoffe der Erde (Kühlschrank), fällen den Regenwald (das Mobiliar), vergeuden sinnlos das Trinkwasser und Energie und hinterlassen überall unseren Müll – und das alles nur um uns zu vergnügen (Partyklamotten).

Um noch mal auf den Babysitter zurückzukommen: Wie würden Sie sich wünschen, dass er mit Ihrem Kind (und Ihrem Haus) umgeht – sicherlich pfleglich, sorgsam und liebevoll. Und vermutlich wären Sie auch nicht traurig, wenn er nebenbei auch noch staubsaugen oder das Badezimmer putzen würde, oder? (Zumindest ginge es mir so…)
Wie wäre es, wenn wir beginnen würden, so auf und mit der uns überlassenen Erde umzugehen? Sie in einem besseren Zustand hinterlassen als wir sie vorfinden? Und vor allem mit uns selbst und miteinander umzugehen? Ich finde, das käme dem Paradies auf Erden schon recht nahe.

Pflegen wir es also!

Paradiesische Grüsse sendet Ihnen

Ihre Christina Bolte

Vom Winde verweht…

28 Jul

Am Wochenende erzählte mir ein Bekannter, dass er derzeit aus persönlichem Interesse an den öffentlichen Prozesstagen im Fall Mollath teilnehme – und welche skurillen Begebenheiten sich in Zusammenhang damit für ihn ergeben hätten. Sei es, dass ohnehin bereits vor Offenlegung aller Tatsachen „alle“ (ich verallgemeinere an dieser Stelle ganz bewußt, um das ganze etwas zu veranschaulichen!) bereits wissen, was wann wie genau vorgefallen ist und überhaupt bereits vollkommen klar ist, wer in diesem Sachverhalt der Böse (wahlweise der Schuldige) ist. Sei es, dass durch das In-die-Welt-Setzen scheinbar wichtiger Gerüchte, die sich möglicherweise hinterher als unrichtig und darüber hinaus noch als belanglos erweisen, dieses Vor-Verurteilen bestimmter Sachverhalte auch noch beschleunigt wird.

Darauf hin fragte ich mich, warum es mir besonders zur Zeit immer öfters auffallen würde, auch gerade wieder in Zusammenhang mit dem Flugzeugabsturz in der Ukraine, dass immer häufiger der Menschheit bereits klar ist, was genau geschehen ist und wer für dafür verantwortlich ist, während doch die Ermittlungen alles andere als bereits abgeschlossen seien.
Natürlich ist das eine schreckliche Angelegenheit, da gibt es nichts zu diskutieren. Aber ich denke gerade in solchen (auch politisch) vertrackten Zeiten, sollte man sich mit voreiligen Urteilen wie „Die bösen Russen“ oder deren „idiotischer Präsident“ doch etwas zurückhalten.

Nicht nur, um nicht weiteren Haß oder weitere Aggressionen aufkeimen zu lassen – denn davon gibt es meines Erachtens (wie die diversen „Krisenherde“  beweisen) ohnehin schon genug auf dieser Welt – und dadurch weiteres Öl ins Feuer einer politisch angespannten Situation zu gießen. Sondern vor allem deshalb, weil es mich an diese

Chassidische Geschichte erinnert:

„Ein Mann verbreitete Lügen über seinen Rabbiner im ganzen Dorf. Später am Abend fühlte er sich doch schuldig, und merkte, dass das, was er getan hatte, nicht richtig war. Er ging zum Rabbi und bat ihn: ‚Rabbi, ich habe etwas Schlechtes getan, ich habe über dich im Dorf Lügen verbreitet. Wie kann ich es wieder gut machen? Ich will alles tun, was du mir sagst!‘
Der Rabbi antwortete: ‚Nun, geh nach Hause, öffne ein Daunenkissen und verstreue die Daunen im Wind.‘ Der Mann war erleichtert, die Aufgabe schien merkwürdig, aber nicht allzu schwer.

Nachdem er alles so getan hatte, wie der Rabbi ihm aufgetragen, kehrte er zu ihm zurück. ‚Und nun‘, so sagte der Rabbi, ’sammle alle Daunen wieder sorgfältig auf. Weder wirst du den Schaden, den deine üble Rede verursacht hast, wieder gutmachen können, noch jede der Federn aufsammeln können.‘ “ (als Quelle habe ich Martin Buber gefunden, für ähnliche Parabeln allerdings andere Quellen*)

So wichtig und verständlich ein individuelles wie kollektives Bedürfnis nach Sicherheit – in diesem Falle: sofort alle Fakten richtig einordnen zu können oder in Kategorien wie ‚Gut’/’Böse‘ oder ‚Schuldig’/’Unschuldig‘ zu verpacken – auch sein mag, so sehr sollte es uns trotz allem nicht dazu veranlassen, die Federn dem Wind zu überlassen und mit unseren Urteilen und Geschichten anderen Menschen einen dauerhaften Schaden zuzufügen.

In diesem Sinne wünsche ich mir (und uns allen) nicht nur von unseren Medien einen verantwortungsvollen Umgang mit der „Wahrheit“ – sondern auch, dass wir alle diese kleine Geschichte immer im Hinterkopf haben, wenn wir ‚etwas‘ über ‚jemanden‘ weiter erzählen.

Einen wahrhaft schönen Tag wünscht Ihnen

Ihre Christina Bolte

* Sollten Sie mit Sicherheit die richtige Quelle wissen, bitte ich um einen entsprechenden Hinweis, damit ich die Quellenangaben richtig stellen kann.

(Selbst-)Führung und Burnout

15 Mai

Kürzlich nutzte ich mal aus purer Neugier die von WordPress zur Verfügung gestellten Auswerte-möglichkeiten, um zu herauszufinden, über welche Suchworte dieser Blog so gefunden wird. Sehr zu meiner Überraschung (zu Ihrer vermutlich nicht, denn so steht’s ja schon im Titel) waren die häufigsten Suchbegriffe, in verschiedener Kombinatorik und Schreibweise, „Burnout“ und „Führung“.

Verwundert bin ich gar nicht mal unbedingt darüber, dass „Burnout“ unter den Top-Suchbegriffen zu finden ist (denn es ist immer hin mein am zweitmeisten verwendetes Schlagwort und ich habe ja auch schon den einen oder anderen Blogbeitrag so betitelt), sondern vielmehr darüber, dass es anscheinend viele davon Betroffene gibt, die einen direkten Zusammenhang mit Ihrem Vorgesetzten sehen und sich für Ihre Situation Rat und/oder Unterstützung im Internet erhoffen.

Liebe Leserinnen und Leser, mich würde Ihr Feedback interessieren:
Haben Sie auf meinen Seiten gefunden, was sie gesucht haben oder Ihnen weiter geholfen hat?
Ich bin offen für jede Diskussion!

Selbstverständlich können sowohl eine Führungskraft durch ihr persönliches Verhalten als auch die generelle Kultur und der Umgangston in einem Unternehmen einen Burnout von einzelnen oder mehreren Mitarbeitern begünstigen. Das will ich gar nicht abstreiten, vor allem weil ich selbst mal einen Vorgesetzten hatte, der auf meinen eigenen Burnout nicht ganz unwesentlichen Einfluss hatte.

Mit etwa vier bis fünf Jahren zeitlichem Abstand bin ich diesbezüglich aber zu einer etwas anderen Sichtweise gekommen – und diese Überlegung möchte ich gerne mit Ihnen, liebe Google-Nutzerinnen und -Nutzer teilen, für den Fall dass diese eventuell auch bei Ihnen zutrifft:
Mein damaliger Chef nämlich, der im übrigen an sich ein ganz netter Kerl war, hatte gelegentlich, vorzugsweise wenn er sich selbst unter Druck gesetzt sah, die unangenehme Eigenschaft, diesen mehr oder weniger unreflektiert oder unbewusst an seine Mitarbeiter (also meine Kollegen und mich) weiterzugeben. Zartbesaitete oder sensible Menschen wie ich, oder auch Menschen, denen es Schwierigkeiten bereitet, auch mal „Nein“ zu sagen, nahmen sich das natürlich besonders zu Herzen.

Führung und Selbstführung

Nachdem ich bereits mehrere Jahre, auch gesundheitlich, darunter gelitten hatte, wagte ich irgendwann einmal einen Mutanfall und bat ihn in einem Vier-Augen-Gespräch, sein Verhalten mir gegenüber doch bitte zu verändern. Sie werden mir sicherlich glauben, dass mir das Gespräch damals alles andere als leicht fiel. Aber ob Sie es glauben oder nicht: Das hat er sogar seitdem auch getan. Und vermutlich können Sie sich vorstellen, wie ich mir im Nachhinein in den Hintern gebissen habe, nicht schon etliche Monate früher etwas gesagt zu haben…

Fazit von der Geschichte: Es gibt (zumindest unter Erwachsenen Menschen) keine Täter und Opfer. Sondern nur Täter und Menschen, die sich mehr Dinge gefallen lassen, als es Ihnen eigentlich recht ist. Das mag hart klingen, aber genauso benötigen manche Menschen (auch Führungskräfte!) klare Ansagen, wenn sie die persönlichen Grenzen ihres Gegenübers verletzen. Und für seine Grenzen kann kann eben jeder nur für sich selbst einstehen (wie soll denn auch mein Arbeitskollege wissen, was mich stört?)

Anfangs wird sich sicherlich bei solchen Interventionen öfters mal das alt-bekannte innere Stimmchen melden, welches sich sorgt, was denn der andere von einem denken könnte… (vermutlich gar nichts, denn hat er sich Gedanken gemacht, was man selbst von seiner Grenzüberschreitung hält?) … oder man könne den anderen doch nicht derartig vor den Kopf stossen… (warum denn vor den Kopf stossen – hier geht es um die Verteidigung der eigenen Grenzen!) Ja warum denn nicht – immerhin stellt jeder Staat, jedes Bundesland, jeder Ort an seiner Grenze Schilder auf, auf denen steht „Achtung, hier Ende“.

Wichtig ist, dass Sie dran bleiben, dass Sie konsequent bleiben – trotz des schlechten Gewissens, dass Sie anfangs quälen mag. Denn nur so wird man Sie bzw. Ihre Aussage ernst nehmen. Denn ein wichtiger Aspekt der Führung ist zunächst einmal, sich selbst zu führen – das gilt für Führungskräfte aber auch im Hinblick darauf, WIE man selbst geführt werden möchte.

Denn Führung hat auch viel mit Verantwortung zu tun – und damit sind wir dann auch wieder bei uns selbst angelangt. Denn Verantwortung hängt mit Wort und Ant-Wort zusammen. D. h. Verantwortung heißt auch, mal eine Ant-Wort einzulegen, ob auf ein Wort oder eine grenzüberschreitende Handlung. Und Selbst-Verantwortung heißt demnach, dies für sich selbst zu tun…

Was Nachhaltigkeit mit Burnout zu tun hat – Teil 1

18 Jan

Nachhaltigkeit ist ja mittlerweile schon fast ein alter Hut, kaum einer mag es mehr hören.
Ursprünglich aus der Forstwirtschaft kommend, mit der Bedeutung, dass nicht mehr Holz gefällt werden darf, als jeweils nachwachsen kann (vgl. Wikipedia, Begriffsherkunft), wird der Begriff heute eher in dem Zusammenhang mit der Bedeutung eines verantwortungsvollen und weitsichtigen Umgangs mit natürlichen oder schwer zugänglichen Ressourcen verwendet.

Egal, ob es sich um die Optimierung des Energieeinsatzes, die Verwendung nachwachsender Rohstoffe oder alternativen Energiequellen oder ein gezieltes Abfallmanagement – häufig bezieht sich der Begriff Nachhaltigkeit auf Bereiche des Umweltschutzes. Wobei kaum ein Unternehmer sich dieses Themas aus reinem Gutmenschentum heraus annimmt, denn viele der genannten Maßnahmen schonen auch den eigenen Geldbeutel.

Denn auch der Faktor Geld ist eine Ressource, mit der es nachhaltig umzugehen heisst. Denn wenn ein Unternehmen (oder auch eine Privatperson oder -haushalt) dauerhaft mehr Geld ausgibt als zur Verfügung steht, führt dies unweigerlich zur Insolvenz.

Um dem steigenden Kostendruck gerecht zu werden und dies zu vermeiden, greifen Unternehmer häufig zu vielfältigen Maßnahmen: Kosteneinspar-Pakete und Stellenabbau sind die häufigsten, über die in der Presse zu lesen ist. Somit sollen Personalkosten eingespart werden und die bestehende Arbeit durch weniger Mitarbeiter erledigt werden.

Leider wird dabei häufig übersehen, dies zwar vordergründig nachhaltig zu sein scheint, langfristig dabei allerdings auf Kosten des Personals (engl.: Human Ressource) gehandelt wird. Es mag zwar makaber klingen, Mitarbeiter als Ressource zu sehen, dennoch finde ich den Vergleich im Zusammenhang mit dem Begriff Nachhaltigkeit gar nicht so abwegig. Denn zum einen handelt es sich tatsächlich um eine natürliche Ressource, um lebendige Menschen aus Fleisch und Blut, die ihre Fachkenntnis und Begeisterungsfähigkeit in ihre Arbeit mit einbringen. Und auch wenn sich diese Tatsache noch nicht flächendeckend herumgesprochen hat – ist die Ressource aber durchaus schwieriger zugänglich, als es scheint. Stichwort: Demografischer Wandel.
Darüber hinaus läßt sich auch feststellen, dass Menschen nicht unbegrenzt belastbar sind, die Medien waren in den letzten paar Jahren voll von Berichten über steigende Fallzahlen von Burnout, Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen.

Daher, lieber Unternehmerinnen und Unternehmer, möchte ich an dieser Stelle plädieren für einen nachhaltigen Umgang mit Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Man kann heutzutage viele Produktionsschritte und andere Prozesse automatisieren. Aber in einem können die ganzen Maschinen und Anlagen mit Menschen nicht mithalten: Mit Leidenschaft und Weiterdenken.
Deshalb: „Pflegen und warten“ Sie Ihr Personal, und gönnen Sie ihnen angemessene Auszeiten. Denn nicht nur Maschinen und Anlagen haben eine Auslegungsgrenze und benötigen Wartungsintervalle, für Mitarbeiter gilt das gleiche.

Wenn Sie dabei Unterstützung brauchen, helfe ich Ihnen gerne weiter.

Herzliche Grüsse und
ein erholsames Wochenende

wünscht Ihnen
Christina Bolte

Über die Vereinbarkeit von Gesundheit und Life-Style

26 Okt

Wie ich bereits hier erwähnte, war ich vor einiger Zeit als Zuhörerin bei einer Podiumsdiskussion, bei der es darum ging, dass sich gemäß einer von den Veranstaltern in Auftrag gegebenen Demografie-Studie die Menschheit (in diesem Falle die Oberbayerns) einer immer höhere Lebenserwartung erfreuen darf. Wobei gemäß dieser Studie von „freuen“ wohl eher nicht die Rede sein wird, weil anscheinend das höhere Lebensalter nicht unbedingt mit einer höheren Lebensqualität einher gehen wird.

Leider wurde in dieser Podiumsdiskussion mehr über das Problem des (zukünftig) noch größer werdenden Bedarf an Ärzten und Pflegeeinrichtungen diskutiert (den ich an dieser Stelle auch gar nicht wegdiskutieren möchte), als darüber wie es erreicht werden kann, dass die Menschen zukünftig zwar älter aber nicht unbedingt kränker werden müssen.
Dabei wurde das für diese Situation extrem hilfreiche (Zauber-)Wort „Prävention“ von den Teilnehmern der Diskussion eher mit einem abfälligen „Ach ja, das schon wieder“ gewürdigt.

Diese Denkweise scheint nun allerdings völlig dem Usus der heutigen Zeit zu entsprechen, denn sowohl in der Politik wie auch in der Wirtschaft scheint es an der Tagesordnung zu stehen, kurzfristige Ergebnisoptimierung zu betreiben, die sich auf die Zeitdauer der amtierenden Landes- und Unternehmens-Fürsten begrenzt. Was aus meiner Sicht aber weder für wirklichen Weitblick und noch für Nachhaltigkeitsbewusstsein spricht.

Prävention und Lifestyle

Denn wenn jeder frühzeitig investierte Euro (der beispielsweise für eine Schulung von Gesundheits-bewusstsein und Ernährungsgewohnheiten von Kindern und Jugendlichen investiert wird) am Ende des Tages Millionen oder Milliarden von Euro spart, die für die Diabetesmedikamente und Blutdrucksenker der zukünftigen Diabetiker ausgegeben werden müssten, wäre das zwar ein nachhaltiges und langfristiges Ergebnis, mit dem Nachteil, dass es sich aber leider nicht unsere heutigen Damen und Herren Politiker auf die Fahnen schreiben können, sondern primär die zukünftigen Generationen profitieren. Schwieriges Dilemma, nicht nur für „die da oben“, sondern auch für jeden einzelnen von uns…

Denn ein paar Wochen später bekam ich eine Studie in die Hand, in der es um Life-Style ging. Unter Life-Style fielen für mich bis zu dem Zeitpunkt (und auch nach dem Verständnis von Wikipedia) eher Lebensstile, die stark auf Luxus und Konsum ausgerichtet sind und mit Adjektiven wie „modern“ und „stylish“ assoziiert werden können. Vor allem in den sogenannten „Lifestyle-Medien“ sind hauptsächlich Hinweise auf Partys, Unterhaltungs- und Vergnügungsveranstaltungen, Diskotheken, Restaurants, Mode usw. zu finden.

Insofern klingt das Wort „Prävention“ (im Sinne von gesundes Essen oder ausreichend Bewegung) natürlich im ersten Ansatz auch auf der persönlichen Ebene eher nach Verzicht oder einer scheinbaren Einschränkung an Genuss oder Lebensqualität an, als nach Life-Style.

Dennoch sehe ich die Chance, sich auch im Alter noch einer hohen Lebensqualität und einem hohen Maß an Gesundheit zu erfreuen, durchaus als langfristigen Mehrwert für jeden einzelnen von uns wie auch für die Gesellschaft. Denn Gesundheit und ein gesunder Körper sind nicht – wie weitläufig verbreitet –  ein Luxusgut, das man hat oder nicht, sondern etwas zu dem man durch sein eigenes Verhalten etwas beitragen kann, und zwar je früher desto besser. Ich unterstelle Ihnen an dieser Stelle einfach mal, dass Sie Ihr Auto ja vermutlich auch regelmäßig zum Service bringen und es nicht gerade mit den billigsten Ölen und Kraftstoffen befüllen, den Sie finden…

Die Herausforderung dabei in Bezug auf das gesunde Altern ist, dass dies ein komplettes Umdenken erfordert. Neben einer kompletten Neustrukturierung unseres Gesundheitssystems (auf das ich an dieser Stelle nicht näher eingehen möchte) verlangt dies nämlich von jedem einzelnen von uns einen proaktiven Lebensstil, mit dem so früh wie möglich begonnen werden kann. Wichtig dabei ist das Verständnis, dass nicht nur mit Cremes oder notfalls auch Schönheits-OPs zum Erhalt der äußeren Schönheit beigetragen wird. Sondern auch zur Erhaltung der „inneren Schönheit“ und vor allem Gesundheit kann eben auch schon in der Jugend beigetragen werden, vorzugsweise mit gesundem Essen, ausreichend Bewegung, sowie Alkohol- und Nikotin-Abstinenz. Auch Schlaf anstatt vieler durchfeierter Nächte leistet langfristig einen positiven Beitrag zu unserer Gesundheit. Insofern finde ich es einen interessanten Gedankengang, den ich besagter Studie entnommen habe und den ich hier deshalb aufgreifen möchte, die weiterentwickelte Form von Lifestyle als „Life-Design“ zu betrachten.

Die wichtige Botschaft dabei ist, dass ein gesunder Lebenstil (Life-Style)  nicht Verzicht und Zwang bedeuten, sondern Genuß und Freude!
Denn wer weiß, vielleicht wird auch dem gemeinsamen Kochen einer gesunden Mahlzeit im Freundeskreis ein vergleichbarer „stylischer“ Status eingeräumt wie das gemeinsame Konsumieren überteuerter alkoholischer Getränke und lauter Musik beim nächtlichen Disko-Besuch. Ebenfalls interessant ist, dass das Wort „Sport“ hergeleitet ist vom lateinischen dispertare: sich zerstreuen, sich vergnügen. Ziehen Sie also bitte auch in Erwägung, dass Sport Spass bereiten darf!

Die neue, zukünftige Definition von Lifestyle wäre also, dass Lifestyle die Kunst  ist, für die Gestaltung seiner eigenen Gesundheitszufriedenheit selbst die Verantwortung zu übernehmen. Jeder von uns hat für sich selbst die Aufgabe und kann die entsprechenden Fähigkeiten erlernen, sich seine Gesundheit selbst zu entwickeln!
Was meiner Meinung nach gar nicht so schwer ist. Denn genauso wie für die deutliche Mehrheit unserer Gesellschaft ein gewisses Maß an Körperhygiene (also beispielsweise Händewaschen oder Zähneputzen) mittlerweile eine Selbstverständlichkeit geworden ist, kann zukünftig auch eine neue Form der Hygiene selbstverständlich werden – die Psycho-Hygiene. Was das ist? Den Körper/Kopf sowie den Geist und die Seele rein halten von psychischem „Müll“. Wie das geht? Ganz einfach: mit  Bewegung, Entspannung, Mentaltraining. Denn nachdem dies dem ganzheitliches Konzept der Burnout-Lotsen entspricht, haben Sie auch gleich ein ganzes Netzwerk an Ansprechpartnern zur Verfügung, die Sie hier finden.

Für den Raum München stehe ich Ihnen zur Verfügung, für Diskussionen wie auch für Unterstützung.
Bitte sprechen Sie mich an!

Literatur-Tipp:
Healthness: Die nächste Stufe des Megatrends Gesundheit„,
erschienen im Verlag Zukunftsinstitut, 136 Seiten,
ISBN-10: 3938284668 bzw. ISBN-13: 978-3938284667

Vom Zusammenhang zwischen Führung und Burnout

7 Jul

Führung – durch Zeiten der Veränderung und für die Wanderung auf dem Weg des Lebens

Bei den Worten Führen und Führung muss ich unwillkürlich an meine Erfahrungen aus meiner Zeit als langjährige Mitarbeiterin in einem Großkonzern denken – habe ich doch selbst hinreichende – aktive wie passive – Beispiele erleben dürfen. Jeder, der angestellt ist oder einmal war, wird diesbezüglich ähnliche Erfahrungen gesammelt haben, deshalb will ich auf diesen Aspekt an dieser Stelle gar nicht weiter eingehen.

Besonders gut lassen sich Führungsqualitäten, wie ich finde, allerdings bei Hunden beobachten, wie gut oder auch nicht diese den Anweisungen ihres Herrchens oder Frauchens folgen. Meistens folgen diese nur dann gehorsam, wenn die führende Person „weiß, wo es lang geht“ und deren Befehle entsprechend klar und sicher ausgeübt oder formuliert sind.

Aber Führung heißt mehr als Anweisungen oder Befehle austeilen. Sondern Führung bedeutet vor allem auch Vorbildfunktion auszuüben, in schwierigen Situationen oder Phasen der Veränderung vorangehen. Oder – wie der Management-Autor Winfried M. Bauer schon sagte:
„Wenn man Führer ist, muss man sich als solcher verhalten, d.h. immer drei Schritte voraus sein.“

Sei es in puncto Verhalten, persönliche Integrität, Disziplin, der oben genannten Klarheit oder Konsequenz. Denn wer andauernd heute „Hü“ und morgen „Hott“ sagt, dem ist schwierig zu folgen. Insofern hat Konsequenz (von lateinisch consequi „folgen“, „erreichen“) beim Führen auch sehr viel mit Durch-Führen zu tun und im letzten Schritt auch mit Ziel-Erreichung.

Gleichzeitig bedeutet Führung auch, Verantwortung zu übernehmen, sei es für die eigenen Handlungen und Ergebnisse oder die der anvertrauten Mitarbeiter. Interessanterweise beinhaltet das Wort Verantwortung auch ein anderes, welches ebenfalls sehr eng mit Führung zusammen hängt. Eine Führungskraft sollte nämlich auch Antworten haben, beispielsweise auf die Frage „wo es lang geht“ – oder wenn sie keine Antworten weiß, ganz einfach weil in neuen Situationen häufig alle gerade Neuland betreten, wenigstens dazu stehen. Denn nichts missfällt den Untergebenen mehr, als wenn der Chef so tut, aber keine Antworten hat.

Und damit kommen wir dann gleich zu einem weiteren Punkt:
Führung bedeutet auch Vertrauen – vor allem in Teamsituationen. Essentiell dabei ist, dass Führen nur über das Vertrauen derjenigen funktioniert, die geführt werden. Das frühere Verständnis eines Chefs mit Diktator-ähnlichem Gebaren ist da nicht wirklich dienlich. ….

Gleichzeitig muss und darf der Führende seinerseits darauf vertrauen, dass die delegierten Dinge bestmöglich erledigt werden. Tut er es nicht und meint, aus eigenem Perfektionsdrang heraus seine Untergebenen kontrollieren – oder noch schlimmer: selbst korrigieren – zu müssen, wird ehe dass er sich versieht eine ungute Spirale von Misstrauenskultur im gesamten Team genährt. Unter Umständen nähert er sich damit auch gleichzeitig seinem eigenen Burnout.

„Wer sich selbst nicht zu führen versteht, kann auch andere nicht führen.“
Alfred Herrhausen (1930-89, Bankier und Vorstandssprecher der Deutschen Bank)

Aber Führung muss nicht immer in Zusammenhang mit anderen Personen stattfinden, eine wichtige Voraussetzung, um andere zu führen, ist dabei auch die Selbstführung. Denn auch das eigene, innere Team will geführt werden. Das Team, bestehend aus den verschiedenen Persönlichkeitsanteilen, wie den Perfektionisten, den Faulen (der immer gerne Ausreden erfindet), den Aktiven, den Ungeduldigen (der am besten immer alles gleich sofort haben möchte), und (in meinem Fall) noch die „kleine Christina“, die am liebsten immer spielen möchte und ansonsten nur den Anspruch hat geliebt zu werden.

Natürlich bedarf es dazu einer gewissen Neutralität oder die Fähigkeit, wie aus einer Kamera-Perspektive zu erfassen, welcher der Team-Mitglieder bei den eigenen Handlungen gerade „am Werk“ ist. Und das ist nicht gerade einfach, denn jeder aus dem inneren Team möchte beachtet sein.

Und so ist es eine Gratwanderung, sich selbst zwischen Minderwertigkeitskomplex und Perfektionismus hindurch zu manövrieren. Das Fatale daran ist: Auf beiden Seiten des Grates kann am Ende der Burnout warten, denn sowohl Perfektionismus als auch die Suche nach Anerkennung sind häufig anzutreffende Beweggründe, um in eine solche Situation zu geraten. Das weiß ich aus eigener Erfahrung, als Mensch wie auch als Balance-Lotse®.

Lassen Sie mich dies kurz erläutern: Um nicht auf der einen Seite den Abgrund eines schwachen Selbstvertrauens hinabzustolpern, gab ich früher häufig mein Bestes und noch mehr, um mit einem erhaschten Lob mein Selbstwertgefühl zu steigern. Aus Angst, die anderen könnten mich nicht (mehr) mögen, tat ich so manches, was mir selbst und den meinen eigenen Werten eigentlich widersprach. Natürlich tue ich heute nach wie vor mein Bestes, aber nur so lange es mit meinen Werten im Einklang ist.

Auf der anderen Seite des Grates lauert die Perfektionsfalle: Unter extrem hohen Zeitaufwand werden die zu erledigenden Dinge bis ins kleinste Detail ausgefeilt oder – wie oben geschildert – die Arbeit anderer nachkontrolliert, mit dem unangenehmen Nebeneffekt, dass für andere, mitunter wirklich wichtige Dinge die Zeit fehlt – und das Hamsterrad sich dadurch noch schneller dreht.

„Ein Führer ist jemand, der vor seinen Leuten hergeht, doch nicht weiter, als er ihre Fußtritte hören kann.“ (Tommy Lasorda, nähere Autorenangaben nicht feststellbar)

Um in schwierigen Zeiten durch diese Gratwanderung heil hindurch zu kommen oder – besser noch – bereits präventiv auf „einfachem Terrain“ schon ein wenig Trittsicherheit auf dem Grat der Selbstführung zu erlangen, bedarf es manchmal eines guten Bergführers. Im Fall unseres Selbstführungs-Grates kann dies zum Beispiel ein Burnout-Lotse® sein.

Dieser hat im Normalfall eine extrem gute Ortskenntnis und kennt die einen oder anderen technischen Tricks und Kniffe, die das Passieren des Grates vereinfachen. Manchmal reicht auch schon die achtsame Präsenz einer erfahrenen Person, um dem Gratwanderer entsprechende Sicherheit zu geben.

Und so möchte ich Sie einladen: Sehen Sie den Weg auf dem Pfad oder Grat Ihres Lebens als Spiel. Gehen Sie ihn mit Hingabe und Vertrauen – denn wenn Sie jeden „Fehler“ (was auch immer das sein mag) als Abenteuer oder Spiel, in jedem Fall aber als Lernmöglichkeit sehen, so können Sie ein Stolpern oder Abrutschen in gewisser Hinsicht genießen.

Wenn Sie Unterstützung brauchen, sprechen Sie mich an: post@geh-heim-weg.de.

Abschied – oder: Gedicht an das Leben

29 Feb

Das Ende einer langjährigen Beziehung – die ein Drittel meines bisherigen Lebens gedauert hat.
13 Jahre bekanntes Umfeld,  13 Jahre Sicherheit und gesellschaftlicher WohlStand.
Aber zunehmend auch mehr Enge und Sinnentleerung.

Mit einem Mutanfall und einer Unterschrift am Tag X
(der, den es nur einmal alle vier Jahre gibt) ist alles getan. Und dann startet ein „Workflow“* –
13 Jahre gemeinsame Zeit werden reduziert auf einen Workflow.
ICH werde reduziert auf einen Workflow.

Nein, ICH bin mehr als ein Workflow,
denn wo bleibt dort Platz für meine Individualität oder für Lebendigkeit?
Nein, wo ein Workflow ist, können diese nicht fliessen.

Und deswegen bin ich froh, dass ich springe –
trotz allen Unsicherheiten und Veränderungen, die mich erwarten.
Trotz allen Stolperst einen, die auf meinem Weg liegen mögen.
Vielleicht kann ich sie als Trittsteine verwenden, im Fluss meines Lebens.

Leben, ich springe! Und tauche ein in den ungezähmten Fluss,
in dessen Verlauf ich schwimmen lerne und
schwimme durch Windungen, Stromschnellen und Seen.

Mal sehen, was für sehenswerte Landschaften und Wasserfälle
hinter der nächsten Kurve versteckt sind – ich freu mich drauf.
Und vielleicht  mündet der Fluss am Ende ins weite Meer
als Ziel meiner erfüllten Wünsche & Träume…

Denn eines passiert sicher nicht: Dass das Wasser zurück den Berg hinauf fliesst!

 

* Ein Workflow ist ein Arbeitsablauf oder Arbeitsfluss, eine vordefinierte Abfolge von Aktivitäten in einer Organisation und deren Funktionsübergänge von einem Informationssystem gesteuert werden.

Wurzeln und Flügel

20 Feb

„Zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen: Wurzeln und Flügel.“ (J. W. v. Goethe)

Bei mir in der Nähe meiner Wohnung steht in einem Park eine wunderschöne Blutbuche, die nicht nur durch ihre weitgehend freistehende Position, sondern vor allem auch durch ihre ungewöhnliche Blattfärbung ins Auge sticht. Diese schöne Buche hat mir in den letzten Jahren in so manchen Situationen Kraft und Inspiration gegeben. Kraft und Trost durch ihren starken, geraden Stamm, an den ich mich in Zeiten großer Traurigkeit anlehnen, und den ich umarmen durfte.

Inspiration durch ihre „Präsenz“ und Standfestigkeit, die ich vor allem dann erfahren durfte, wenn ich auf meinen „kreativen Spaziergängen“ an ihr vorbei ging und für einen kleinen Moment dort verweilte.

Erst im Herbst oder Winter, wo die umstehenden Gräser schon sehr stark vertrocknet sind oder abgemäht wurden, lässt sich erkennen, dass der Baum in seinem Wurzelwerk von einem Fundament aus Beton gestützt wird.

Und doch – trotz dieses scheinbaren Makels ist dieser Baum so wunderbar stark, erhaben und standfest und auf seine Art vollkommen. Er lässt sich weder durch starke Winde etwas anhaben, noch durch Nachbarskinder, die vor ihm Respekt zu haben scheinen, denn sie bauten ihr Baumhaus lieber ein paar Meter weiter in einem Haselbaum.

Als ich vor ein paar Monaten einen sonnigen Herbstnachmittag zu einem kreativen Spaziergang nutzte und so im Schatten meiner Blutbuche vor mich hin sinnierte, kam mir der Gedanke, dass es doch erstaunlich ist, dass diese Blutbuche etwas symbolisiert, womit so viele Menschen sich schwer tun: klar einen Standpunkt einnehmen oder eine Position vertreten (wie auch immer man dies nennen möchte) und dort auf dieser Position auch starkem Gegenwind zu trotzen.

Warum ist es für viele Menschen (mich eingeschlossen) oft eine solche Herausforderung / so schwierig, eine eindeutige Stellung zu beziehen? Vielleicht weil „Standpunkt“ etwas mit Standfestigkeit zu tun hat? Oder weil „Standpunkt“ etwas mit einem Punkt zu tun hat, ganz im Gegensatz zu einer Fläche.

Vielleicht erinnern Sie sich noch an den Versuch aus dem Physik-Unterricht, bei dem man einen Lichtstrahl flächig gestreut scheinen ließ. Das ergab dann eine weiche, unscharf abgegrenzte Lichtfläche. So ist es auch, wenn ich mich mit meiner Meinung nicht festlegen möchte: Weich und unscharf abgegrenzt.

Anschließend hat man den Lichtstrahl durch eine Lupe oder Streuscheibe präzise gebündelt. Das ergab dann eine scharf abgrenzten Lichtpunkt. „Fokus“ hieß hierbei das Stichwort, und dieses Prinzip haben wir als Kinder auf dem Zeltplatz immer genutzt, um ein Feuer zu entfachen.

Das gleiche Prinzip gilt auch für unsere Worte. Wenn ich um den heißen Brei herum rede oder „Weichspüler-Vokabular“ (wie zum Beispiel die Worte „eigentlich“ oder „vielleicht“) verwende, gelingt es mir meistens nicht, meinen Gesprächspartner von meinem Anliegen zu überzeugen. Bin ich jedoch klar fokussiert und präzise, d.h., bringe ich meine Worte auf den Punkt, kann ich meine Position im Allgemeinen auch viel besser vertreten, und so auch in meinem Gegenüber „das Feuer entfachen“, für das Anliegen, das in mir „brennt“. So erhalten unsere Gedanken, Visionen oder Ideen die sprichwörtlichen Flügel um ins Fliegen zu kommen…

Vielleicht ist es auch deswegen so schwierig, eine eindeutige Position zu beziehen, weil Standpunkt von stehen kommt. Stehen bedeutet, dass mich andere viel klarer erkennen und ggf. auch festnageln können, als wenn ich ständig in Bewegung, und dadurch nicht zu greifen wäre.

Meiner Meinung nach steckt hinter einer vagen Positionierung vielmehr die ureigene Angst des Menschen, von den anderen Mitgliedern seiner Rasse ausgeschlossen, abgelehnt oder nicht akzeptiert – im übertragenen Sinne: nicht geliebt – zu werden.

Burnout und die Frage: Wer BIN ich und wofür stehe ich?

Das ist nun verständlicherweise ein schwieriges Thema. Denn wenn ich klar und offen meine Meinung vertrete, kann das ja unter Umständen bedeuten, dass ich mich unbeliebt mache bei meinen Mitmenschen. Vor allem bei Chefs, Kunden oder dem Partner möchte man ja lieber „gefallen“ als unbequem sein.

Aber wenn ich möglichst immer alles tue um meinen Mitmenschen zu gefallen, wie die weiche, unscharf abgegrenzte Lichtfläche aus dem Physik-Experiment, wie kann ich dann eigentlich zu mir selbst stehen?  Macht es da nicht Sinn, sich immer mal wieder die Frage zu stellen: Wer BIN ich? Wofür stehe ich (gerade)? Ist dies das, wofür ich gerne stehen möchte?

Hier schließt sich für mich wieder der Kreis zu dem weit verbreiteten Thema „Burnout“, für den nämlich bekanntermaßen eine häufige Ursache ist, dass man Dinge tut, mit denen man sich nicht (mehr) identifizieren kann…

Deshalb ist es anfangs vielleicht leichter, sich selbst darüber zu definieren, was man NICHT (mehr) ist und wofür man NICHT (mehr) stehen möchte. Auch das ist ein geeigneter Weg um sich abzugrenzen. Und je abgegrenzter und präziser Sie sind, in dem was sie SIND oder NICHT SIND, desto konzentrierter und purer (im Sinne von  echt) sind Sie.

Insofern möchte ich Sie herzlich dazu einladen, einmal auszuprobieren, wie es sich anfühlt, zu sagen: „Tut mir leid, dafür stehe ich nicht (mehr) zur Verfügung.“ Noch präziser, weil kürzer, und leichter auszusprechen ist übrigens auch die folgende Formulierung für die Abgrenzung: N – E – I – N.

„Das größte Vergnügen im Leben besteht darin, das zu tun, von dem die Leute sagen, du könntest es nicht tun.“ (Walter Bagehot)

Und dann heißt es: Nur nicht weich werden, wenn die anderen verdutzt schauen. Immerhin sind viele Menschen es nicht gewohnt, wenn andere so offen und ehrlich ihre Meinung sagen… Aber tun Sie es, denn dann werden Sie feststellen, wie gut es sich anfühlt, sich selbst treu geblieben zu sein. Mir jedenfalls hilft der Gedanke, dass ich zwar nicht jedem unbedingt gefalle, wenn ich „Profil“ zeige, aber zumindest weiß jeder woran er bei mir ist. Was der andere daraus macht, ist primär sein Problem.

Wie ist es bei Ihnen – haben Sie einen festen Standpunkt, den sie auch in „stürmischen Zeiten“ beibehalten können? Was brauchen Sie gegebenenfalls, oder was könnte Ihnen helfen, um  Ihren Standpunkt noch besser zu behaupten? Denken Sie nur an den unauffälligen Beton-sockel meiner Blutbuche…

Unterstützung beim Thema NEIN sagen bekommen Sie übrigens auch im Rahmen einer  „Kursveränderung“ oder im Rahmen eines Einzelcoachings unter http://brennpunkt-burnout.com/angebot_einzelpersonen/.

Ich freue mich auf Ihre Erfahrungsberichte.

Herzlichst, Ihre Christina Bolte

Kontakt: mailto:christina.bolte@quantenspringerin.de

Gut gerüstet durch stürmische Zeiten

15 Okt

Pessimisten fürchten den Wind, Optimisten hoffen, dass er sich dreht, Realisten richten ihre Segel aus.
(Adolphus Ward)

In Zeiten wie den aktuellen, in denen es nicht nur an den Börsen unruhig zugeht, sondern auch im Leben vieler Menschen, geraten nicht nur viele Unternehmen ins Trudeln bzw. in wirtschaftliche Schieflagen, sondern häufig auch die Mitarbeiter. Aus Angst, ihren Arbeitsplatz zu verlieren und so die Familie nicht mehr unterstützen zu können, arbeiten viele Menschen häufig mehr als sie vertraglich vereinbart haben.
Das hat zur Folge, dass die Mitarbeiter aufgrund der Mehrarbeit und dieses insbesondere in Kombination mit ihrer Angst, sehr häufig an die Grenze ihrer körperlichen und  psychischen Belastbarkeit geraten. Kurzfristig ist dies kein Problem, aber dauerhaft – über viele Monate oder sogar Jahre gesehen – ist dies sicherlich kein guter Weg und bleibt nicht ohne Folgen für Körper und Seele.

Wie sieht es denn gerade bei Ihnen aus? Stellen Sie sich dazu bitte folgendes Bild bzw. folgende Situation vor:

Sie sind der Kapitän eines Schiffes, und Sie befinden sich inmitten eines Unwetters. Es regnet stark, die See ist turbulent und aufgewühlt, es weht ein kräftiger Wind. Sie haben die Möglichkeit, sich selbst auf ihrem Schiff aus der Vogelperspektive oder wie von der Spitze eines Leuchtturmes zu betrachten.
Welche der Antworten trifft gerade am ehesten auf Sie zu?

a)      Ich bin sicher, dass mein Autopilot die Situation im Griff hat und ich trotz des Sturmes sicher mein Ziel erreichen werde.

b)     Der starke Wind und die Strömung haben mein Schiff fest in der Hand. Ich hoffe, dass Schiff und Besatzung durchhalten, bis der Sturm vorbei ist.

c)      Mein Schiff ist in einem guten Zustand, aber weil ich so beschäftigt bin, es über Wasser zu halten, habe ich im Sturm die Orientierung verloren.

d)     Mein Schiff ist schon halb voll Wasser gelaufen. Da ich schnellstmöglich das Wasser wieder auszuschöpfen muss, um nicht unterzugehen, komme ich gar nicht dazu, mich um die Navigation zu kümmern.

e)     Mein Schiff ist in einem guten Zustand. Ich habe das Steuer fest im Griff und weiß, welchen Hafen ich ansteuern möchte.

Egal, welche Antwort(en) gerade auf Ihre Situation zutreffen, sie mögen Ihnen verdeutlichen, wie wichtig es vor allem in turbulenten Zeiten ist,  nicht nur zu wissen, „welchen Hafen man anlaufen kann oder möchte“ oder dass das Schiff in einem guten Zustand ist, sondern auch, dass Sie über ausreichende „Navigationsfähigkeiten“ verfügen.

Perspektiven-Wechsel

Was können Sie also tun, wenn Sie feststellen, dass Sie – oder wie in den oben genannten Beispielen Ihr Schiff  – in dem einen oder anderen Bereich, der einen oder anderen Lebenssituation unter Umständen nicht besonders krisenfest sind?

„Was den Menschen bewegt, sind nicht die Dinge selbst, sondern die Ansichten, die sie von diesen haben.“,

stellte bereits Epiktet im 1. Jahrhundert nach Christus fest. Daher kann es zunächst einmal mitunter hilfreich sein, sich zu gegebener Zeit – möglichst solange Sie noch sicheren Boden unter den Füßen haben – ein Update für Ihre Seekarte oder Ihr Lebens-Navi zu besorgen. Wie können Sie sonst wissen, ob sich nicht in manchen Gewässern eventuell die Strömungen oder Seezeichen verändert haben? Oder gar neue Untiefen aufgetaucht sind? Es wäre jedenfalls sehr ärgerlich, deswegen auf Grund zu laufen.

Wichtig: Kontakt aufnehmen

Außerdem ganz wichtig: Nehmen Sie Kontakt auf – zu Ihrer Flotte (Freunde, Familie), die Sie zumindest moralisch unterstützen kann. Oder nehmen Sie eine Zeit lang einen Lotsen mit an Bord.
Wenn Sie aus Scham oder dem überzogenem Ehrgeiz, alles alleine regeln zu wollen, niemanden um Rat oder Unterstützung oder nach dem Weg fragen, verlieren Sie unter Umständen wertvolle Zeit, in der sich Ihre Situation verschärfen kann. Und Seenot-Rettungsaktionen sind meist (sowohl in finanzieller wie auch in zeitlicher Hinsicht) viel aufwendiger und kostspieliger, als fachkundiger Rat zur rechten Zeit.

Es gibt eine wunderbare, deutschlandweit tätige Lotsenorganisation, die Sie ganzheitlich durch stürmische oder schwierige Zeiten des Lebens begleiten kann.
Gerne stehe ich Ihnen selbst als Burnout- bzw. Balance-Lotsin zur Verfügung oder stelle  einen Kontakt her, egal ob Sie sich in München oder woanders befinden.