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Herzschlag des Lebens (2) – oder: Zeit für Veränderung

21 Dez

Im Mai war ich, wie bereits hier geschrieben auf einem Kongress zum Thema Wirtschaft & Gesundheit, wo als Rahmenprogramm abends ein Konzert von Percussionist Nils Tannert  geboten war. Obwohl ich es sehr faszinierend fand, wie spielerisch und gleichzeitig künstlerisch er die unterschiedlichen Rhythmen und Instrumenten aus den verschiedenen Kontinenten und Kulturen präsentierte, fragte ich mich dennoch, wie diese Veranstaltung thematisch zu den übrigen Vorträgen und Workshops passte.
Die Antwort auf diese Frage gab Nils Tannert selbst in seinen einleitenden Worten vor seiner Performance auf der riesengroßen, durchdringenden O-Daiko: Beim Spielen dieses japanischen Instrumentes hätte er gelernt, wie wichtig es ist, einen guten und sicheren Stand zu haben, um nicht die eigenen Schläger an den Kopf zu bekommen.

Auf der anschließenden dreistündigen nächtlichen Heimfahrt tanzten meine Körperzellen noch lange von der kraftvollen Resonanz und der durchdringenden Wirkung der Schwingungen…

Dieses Erlebnis kam mir wieder in den Kopf, als ich Anfang August  – wie auch schon mal zwei Jahren zuvor – auf einem Sommerfest im Zeichen des Herztrommelns war. Nach einer kurzen aber mächtigen Einstimmung auf die Instrumente wurde in einer großen Gruppe die ganze Nacht durch bis zum Morgengrauen getanzt und getrommelt.
Neben den beruhigenden und fast schon meditativen Erlebnissen vom Trommeln im Rhythmus unseres Herzschlages, über die ich schon in meinem letzten Beitrag geschrieben hatte, gab es auch einige weitere Aspekte, die mich in der Nacht bewegt haben.

Zum Beispiel, wie wichtig die Wahl des richtigen „Instrumentes“ ist. Denn neben etwa 25 sogenannten Djembés – das sind die Trommeln, die man im Sitzen mit seinen Händen spielt und die man während dem Spielen zwischen den Knien hält, um eine bessere Resonanz zu haben – gab es noch ein gutes halbes Duzend Bass-Drums.
Bass Drums sind deutlich höher,  haben einen größeren Durchmesser und stehen auf einer Art hockerähnlichem Gestell. Man spielt sie im Stehen und benutzt Holzschläger dazu.

Bisher hatte ich mir nie erlaubt, auf den großen Instrumenten zu spielen, weil ich aus irgendeinem Grund der Überzeugung war, man müsse dafür besonders qualifiziert sein, um so mächtige Töne abzugeben. Was natürlich Quatsch ist, denn die anderen Trommler verfügten über genauso viel bzw. wenig Trommel-Praxis wie ich.

Jedenfalls merkte ich zu einem Zeitpunkt mitten während der Nacht, dass der Trommel-Rhythmus für mein Empfinden völlig entgleiste. Aggressiv, schnell und unrhythmisch schlugen die Trommeln. Ich glaube, bei einem Patienten wäre die dazu passende Diagnose Herzflimmern gewesen, deren Folge unbehandelt meist tödlich ist.
Auch ich merkte, wie ich im Begriff war, mich von der Aggression des Rhytmus‘ anstecken zu lassen, aber zum Glück gelang es mir, diesem entgegen zu wirken. Trotz des dämmrigen Lichts nahm ich wahr, dass auch andere Trommler sich mit dem schnellen Rhythmus unwohl fühlten. Und so transformierte ich die in mir entstehenden Gefühle in einen gewissen Ehrgeiz – den Ehrgeiz, einen neuen, stabilen Herz-Rhythmus zu etablieren.

Was ich zunächst auf den Djembés probierte – ein völlig aussichtsloses Unterfangen: Zu unscheinbar war deren Klang.
Als ich mich dann eine Weile später an die Bass-Drums wagte, erinnerte ich mich an die Körperhaltung und Worte von Nils Tannert. Leicht gegrätschter, lockerer Stand –  tief durchatmen – und trommeln: Da – dum. Pause.  Da – dum. Pause. Da – dum. Pause. Ein schöner, regelmäßiger Rhythmus – der sich allerdings schwer tat, gegen das wilde Rasen der überwiegenden Mehrheit wahrgenommen zu werden.
Ich nahm Blickkontakt auf – eine Person nach der anderen – mit denjenigen, von denen ich vorher wahrgenommen hatten, dass sie sich unwohl fühlten. Was nur teilweise erfolgreich war, aber immerhin einige stiegen in den von mir getrommelten Rhythmus mit ein. Mit anderen wiederum kam kein Blickkontakt zustande, und einer von denen verließ – sich alleine wähnend – frustriert den Raum.

Klar, nun war es eine wahre Kakophonie, ein Durcheinander der Rhythmen, Tempi und Klänge, was in gewisser Hinsicht ziemlich grausam für’s Ohr war. Einige der oben erwähnten Trommler schlossen sich wieder der rasenden Mehrheit an. Aber so schnell wollte ich nicht aufgeben. Kurze Pause. Ordentlich hinstellen. Tief durchatmen – und trommeln: Da – dum. Pause.  Blickkontakt aufnehmen. Da – dum. Pause. Da – dum. Pause. Blickkontakt aufnehmen. Tief durchatmen: Da – dum. Pause.  Blickkontakt aufnehmen. Da – dum. Pause.  Da – dum. Pause. Da – dum. Pause. Blickkontakt aufnehmen. Da – dum. Pause. Da – dum. Pause.
Einer nach dem anderen fällt in diesen regelmäßigen Takt ein – der Herzflimmern-Patient ist tot, aber dafür lebt ein anderer Herzrhythmus. Ein Rhythmus, der beruhigt, Geborgenheit vermittelt.
Gänsehaut. So macht das Trommeln wieder Freude…

Veränderungen brauchen einen guten Standpunkt & Netzwerke – und den richtigen Zeitpunkt

Mein persönliches Fazit ist, was ich durch dieses Erlebnis an diesem Abend spielerisch erfahren und erleben  konnte:

1. Auch ein einzelner kann in einer großen Gruppe oder Gesellschaft Dinge verändern, die ihn stören und so ein neues System oder eine neue Art und Weise in die Welt bringen.
2. Dabei ist es wichtig, einen guten sicheren Stand zu haben – in seiner Position, in seinter Kraft & Gesundheit und im Leben. So hat man ein gutes Durchhaltevermögen und wird nicht so leicht aus der Bahn geworfen, wenn das geplante Vorhaben mal nicht gleich klappt.*
3. Genauso wichtig ist es, Kontakt zu Gleichgesinnten oder Verbündeten aufzunehmen. Netzwerke sind wichtig, denn sie geben Halt, man unterstützt sich und vor allem fühlt man sich nicht alleine im Kampf gegen Goliath.
4. Aussteigen ist keine Lösung und bewirkt selten eine Veränderung. Wer mit einer Situation oder einer Gesellschaft unzufrieden ist, sollte – bevor er frustiert oder verbittert das Handtuch wirft und (überspitzt formuliert) auf eine ostasiatische Insel auswandert oder sich jahrelang in ein Kloster zurückzieht –  3. beherzigen.
5. Last but not least, braucht es aber auch eine Umfeld, was reif für die Veränderung ist. Was sich kaum treffender ausdrücken läßt als mit einem Ausspruch von Victor Hugo in einer etwas freien deutschen Übersetzung: „Nichts ist mächtiger als eine Idee, deren Zeit gekommen ist.“

* Der Fairheit halbe muss ich dazu sagen, dass das gleiche Anliegen ein zweites Mal nicht funktioniert hat.

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Zum Welt-Herz-Tag: Ein Loblied dem Herzen

28 Sept

„Das menschliche Herz schlägt in 70 Jahren drei Milliarden Mal und befördert dabei bis zu 250 Millionen Liter Blut.“

Wußten Sie das? Dieses Zitat unbekannten Verfassers fand ich auf den Punkt zusammengefasst im Internet, auch wenn ich – wie ich gestehen muss – diese Zahlen bereits irgendwann einmal im Rahmen meiner Heilpraktikerausbildung gelernt habe.  Dennoch ist es dann aber doch noch einmal eine ganz andere Geschichte, diese nüchternen Zahlen mit der eigentlichen Anstrengung,  Hochleistung  und der unermüdliche Arbeit zu assozieren, die mein Herz tagtäglich, Minute für Minute tatsächlich für mich erbringt.

Haben Sie Ihrem Herzen dafür bereits einmal gedankt? Wie häufig betrachten wir dieses kontinuierliche Funktionieren unseres Herzens, das uns am Leben erhält – und nicht nur das: Das es uns auch ermöglicht unserem Wirken und Schaffen im Leben nachzugehen – als selbstverständlich. Doch auch wenn ein Mensch mittlerweile das eine oder andere Organ entbehren kann – denn beispielsweise ohne eine Niere oder ohne eine Lunge kann man noch einige Jahre recht passabel überleben – ohne das Herz und dessen unermüdliches Schlagen wäre unser Leben ziemlich schnell beendet.

Doch leider ist das menschliche Herz nicht so unerschütterlich und un-kaputtbar wie wir häufig denken. Denn das Herz (und damit zusammenhängend der gesamte Blutkreislauf) ist beipielsweise eines der am häufigsten von stressbedingten Erkrankungen betroffenen Organe. Bluthochdruck ist da wohl eher noch eine leichte Diagnose (zwar nicht unbedingt für das betroffene Herz, aber zumindest wenn man sieht, wie die meisten betroffenen Herz-Besitzer mit dem Befund umgehen …)

Die wohl für die Betroffenen einschneidendste Diagnose „Herzinfarkt“ trifft viele Betroffene quasi aus heiterem Himmel (was aber nicht stimmt, denn häufig wurde viele andere Warnzeichen des Körpers, wie Bluthochdruck, Herzstolpern oder sogar Angina pectoris-Anfälle (Brustenge) nicht wahrgenommen oder gar ignoriert). Mitunter – in ca. einem Viertel aller Fälle (Quelle der Zahlen: Wikipedia) – verläuft der Herzinfarkt auch tödlich.

Auch wenn ein Herzinfarkt für den Betroffenen nicht tödlich ist – ein mehr oder weniger großen Teil der Herzmuskulatur stirbt unwiederbringlich ab. Was bei einer unveränderten Lebenführung die Belastung für den verbleibenden Herzteil ungleich erschwert. 

Und auch dem Betroffenen beschert der Infarkt häufig unerwünscht lange Ausfallzeiten – meist zu einem denkbar ungünstig gelegenen Zeitpunkt. Langwierige Operationen, die monate- oder gar jahrelange Einnahme zahlreicher und häufig nebenwirkungsreicher Medikamente sowie wochenlange Rehas sind die Folge. Dort erhält der Patient – wenn man den Berichten in diversen Klinikbewertungsportalen Glauben schenken mag – langweilige Kost (Zitat: „sogar die Wurst musste ich mir im Supermarkt selbst kaufen“) und nervige bis langweile Sport- und Entspannungskurse.

Nicht zu Unrecht, wie ich finde. Denn Ziel einer Reha ist ja, den Patienten wieder an eine solche Herz-freundliche Lebensführung, die er im Laufe des Lebens verlernt hat, wieder heranzuführen. Denn was dem Herzen (und dem Körper) gut tut, sowohl nach einem Herzinfarkt wie auch vorbeugend – sind Bewegung, Alkohol- und Nikotin-Abstinenz, gesunde Ernährung und Entspannung.

Was die Entspannung mit dem Herzen zu tun haben soll, werden Sie sich nun möglicherweise fragen. Ganz einfach – die Entspannung ist das was häufig zu kurz kommt, wenn man zu viel zu tun, zu viel Stress hat. Denn Stress (im medizinischen Sinne) ist ja nichts anderes als die Belastung, der unser Körper oder ein Organ ausgesetzt wird. Und wie im Sinne des Wortes lebens-wichtig der Wechsel von Belastung oder Stress, also Anspannung, und Entspannung ist, verdeutlicht uns der menschliche Herzschlag sehr anschaulich: Denn wenn der Herzmuskel nur angespannt wäre, würde das Herz sich verkrampfen anstatt zu schlagen. Das Blut würde in unseren Blutgefäßen zum Stocken kommen.
Wäre der Herzmusktel immer nur entspannt, hätte es nicht genügend Kraft um das sauerstoffreiche Blut zur Versorgung sämtlicher Körperzellen durch unseren Kreislauf zu pumpen. In diesem Fall würde das Blut wie ein stehender Tümpel in unserem Körper vor sich hin faulen.

Sie sehen also, bei hoher alltäglicher Anspannung ist regelmässige Entspannung – seien es Spaziergänge, Atemübungen, Malen oder auch mal Nichtstun – lebensverlängernd. Ihrem Herzen zu Liebe können Sie zustätzlich auch bereits weitere Präventionsmaßnahmen unternehmen: Mehr Bewegung, gesunde, fettärmere Nahrung und generelle Stress-Prävention. Wer sagt, er hätte dazu keine Zeit, dem sei dieser wunderbare Cartoon von Randy Glasbergen „ans Herz gelegt“
(auch Lachen ist übrigens gut fürs Herz, denn Lachen entspannt).

Oder wie der Philosoph Friedrich Nietzsche (1844-1900) sagt:
„Mancher findet sein Herz nicht eher, als bis er seinen Kopf verliert.“

Warum also Warten mit der Umstellung der Lebensumstände bis ein Infarkt (oder Burnout) Sie dazu zwingt? 
Bei der Umsetzung unterstütze ich Sie gerne – Ihr Herz wird es Ihnen danken…
Sprechen Sie mich an.

Weitere Infos zum Herzen und zum Welt-Herz-Tag am 29.09.2012 wie auch Präventionsmaßnahmen finden Sie hier.

Herz-lichst
Ihre Christina Bolte

Herzschlag des Lebens (1)

15 Sept

Vor kurzem war ich – wie auch schon mal vor zwei Jahren – auf einem Sommerfest im Zeichen des Herztrommelns.
Nach einer kurzen Einstimmung auf die Instrumente wurde in einer großen Gruppe die ganze Nacht durch bis zum Morgengrauen getanzt und getrommelt. 
Hier ein kurzer Eindruck vom Trommeln im Rhythmus unseres Herzschlages…

Der Abend beginnt. Im Rhythmus des Herzens. Da – dum.
Das Rasseln, der Tanz, der Bass. Da – dum.
Die ganze Zeit, stundenlang. Da – dum.
Beim Essen, beim Trinken. Da – dum.
Den ganzen Tag, die ganze Nacht. Da – dum.
Beim Dösen, beim Schlafen. Da – dum.
Beim Spielen, beim Kuscheln. Da – dum.
Während ich lausche und fühle. Da – dum.
Ich bin geborgen. Überall. Da – dum.
Verbunden, mit dem Rhythmus des Herzens. Da – dum.
Mit mir und den anderen. Da – dum.
Herzliche Begegnungen mit netten Menschen. Da – dum.
Wärme und Heilung. Da – dum.

Doch dann: Das Morgengrauen!
Der Herzschlag hört auf. – Stille –
Ich höre und spüre – Stille –
Nur Kälte und – Stille –
Ich fühle mich einsam und verlassen.

So muss es sein, wenn man das Licht der Welt erblickt.
Aus dem Mutterleib in die Welt kommt.
Statt Geborgenheit und Da – dum
Nur Kälte und Einsamkeit.
Wie herz – los, diese Stille…