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Was Trauer mit Burnout zu tun hat

24 Jul

Anfang der Woche hatte ich eine sehr interessante Unterhaltung mit Herrn Ulrich Welzel, der sich beruflich mit Trauer am Arbeitsplatz befasst.
Es war ein sehr tiefgreifendes Gespräch, das mich sehr beschäftigt hat. Nicht nur weil wir die gleichen Ansprechpartner bei unseren Kunden haben, sondern auch, weil Trauern und Burnout einiges gemeinsam und miteinander zu tun haben. Daher möchte ich hier meine mit Ihnen Gedanken teilen, die sich in mir aus der Unterhaltung ergeben haben.

Nicht nur kann sind sowohl Burnout als auch Trauer am Arbeitsplatz Themen, die derzeit (noch?) wenig in der Öffentlichkeit thematisiert werden, wenn man mal von reisserischen Schlagzeilen und Aufmachern in den Printmedien absieht. Darüber hinaus besteht natürlich auch eine Wechselwirkung zwischen dem Trauern und einem Burnout-Prozess.

Denn wenn ein Mensch, der sich in seinem persönlichen Hamsterrad gerade so eben noch durch erhöhte Drehzahl (zumindest scheinbar) im Gleichgewicht halten kann, unerwartet in seinem familiären oder erweiterten Umfeld oder womöglich am Arbeitsplatz mit einem Todesfall konfrontiert wird, kann dies schon mal der Tropfen sein, der das Fass zum Überlaufen bringt – oder zum Platzen, je nachdem wie Sie wollen.
Fakt ist: Ein Trauerfall im persönlichen Umfeld rüttelt auf – konfrontiert uns mit unserer eigenen Endlich- und/oder auch Hilflosigkeit oder nimmt uns, gerade bei nahestehenden Angehörigen, die Orientierung. Abschied nehmen (müssen) schmerzt. Wer da nicht fest mit beiden Beinen im Leben steht und in sich selbst ruht, wird leicht aus der Bahn geworfen. Ein Zusammenbruch ist die Folge – auch wenn dieser vermutlich nicht unbedingt als Burnout sondern eher als Posttraumatische Belastungsstörung in die Akten eingeht. Eine Stabilisierung der eigenen Person wie Situation, eine Auseinandersetzung mit und Akzeptanz der eigenen Endlich- bzw. Hilflosigkeit sind wichtige und notwendige Schritte – ein Tun, was getan werden muss.
Wer sich diesen Schritten entzieht und der so weitermacht als ob nichts geschehen sei, sei es aus Zeitgründen oder weil es potenziell unangenehm oder unbequem ist, dem wird es früher oder später so gehen, wie dem Hochhaus, dessen Stahlbetonträger im Inneren zu viel Feuchtigkeit ausgesetzt sind: Lange Zeit passiert nichts und von außen ist häufig auch nichts zu sehen, aber innerlich am rosten die Träger druch – sodass die langfristige Stabilität nicht mehr gewährleistet ist.

Aber auch andersherum gibt es einen Zusammenhang. Denn auch ein ’normaler‘ Burnout (wenn es so etwas überhaupt gibt, an dieser Stelle meine ich damit jedenfalls einen ohne Todesfall) lädt ein zum Abschiednehmen: Vielleicht bin ich doch nicht so ein grenzenloses Kraftpaket wie ich immer dachte. Vielleicht kann ich doch nicht mehr überall mithalten (wie früher). Vielleicht bin ich auch doch nicht so flexibel, wie ich immer dachte. Vielleicht habe ich doch nicht (wofür mich andere immer schäz(t)en) für jede Sache eine Lösung parat. Vielleicht bin ich den ganzen Anforderungen nicht mehr gewachsen (ob diese von außen oder von mir selbst kommen, ist natürlich eine andere Sache). Vielleicht bin ich mit meinem Latein und/oder mit meiner Kraft einfach komplett am Ende…. Vielleicht ist es gerade (m)eine Fassade, die einstürzt.
Da sind wir wieder bei der Hilflosigkeit. Denn dieses Abschiednehmen bedeutet auch Trauern: Um die Vergangenheit, die eigenen Grenzen, die eigene Verletztlichkeit. Evtl. aber auch um das Eingeständnis, dass mit meinem bisherigen Weltbild irgendetwas nicht funktioniert hat – sollte ich womöglich gescheitert sein?
Dennoch ist das Anerkennen dessen der erste Schritt zur Heilung: Das Fragen nach oder Annehmen von Hilfe, die Einsicht, dass sich nun etwas ändern muss/kann/darf. Klar, auch das tut weh, sehr weh. Ist aber langfristig die einzige Chance.

Nicht nur auf individueller Ebene neigt man/frau gerne dazu, diese Themen zu verdrängen, auch auf gesellschaftlicher. Anscheinend leben wir in Deutschland in einer Kultur (von Werbung & Medien unterstützt) in denen vordergründig „unangenehme“ Themen wie Krankheit, Alter oder Tod zu ‚uncool‘ sind für unseren hippen, ewig-jungen Lifestyle.
Nachdem aber Älterwerden und Tod niemandem im Leben erspart bleiben – und da ist das Leben äußerst gerecht, egal welcher Bevölkerungsschicht, Nationalität oder Bildungsgrad man angehört – tun wir gut daran, uns auch schon im frühen Erwachsenen-Alter damit auseinander zu setzen. Idealerweise schon bevor uns die eigenen Lebensumstände dazu auffordern.

Denn je früher man sich Gedanken macht, wie man im Alter sein Leben verbringen möchte – gesund oder pflegebedürftig, mit Familienangehörigen oder alleine, geliebt oder verachtet, erfüllt von dem Erlebten oder verbittert von dem Bereuten – desto eher kann man die entsprechenden Weichen im Leben stellen und sich für ein bewusst gestaltetes Leben entscheiden (und das schliesst auch den Abschied von einigen Optionen mit ein).

Welche Weichen möchten Sie stellen? Welche Ziele möchten Sie am Horizont Ihres Alters erreicht haben? Dann ist JETZT ein guter Zeitpunkt für eine Kurs-Veränderung. Der nächste Kurs Veränderung startet im Herbst – damit Sie Ihre Lebensumstände bewußt gestalten anstatt Opfer der Umstände zu sein.

Herzlichst, Ihre
Christina Bolte

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Schwimmen gegen den Strom (1)

21 Okt

Diese Woche las ich (zu einem Bild wie diesem) auf Facebook den Spruch : „Wer mit der Herde geht…  kann nur den Ärschen folgen!“

Wer mit der Herde geht Nun kann man sicher darüber streiten, ob dieser Satz witzig, politisch korrekt oder einfach nur blöd ist. Ich musste jedenfalls ganz spontan an meine Reise auf den Jakobsweg denken, von der ich gerade zurückkam.

Ich war nun bereits zum dritten Mal auf dem Jakobsweg unterwegs gewesen. Mit dem Unterschied, dass ich diesmal rückwärts gegangen bin. Rückwärts nicht im Sinne von Rücken voran, sondern in dem Sinn, dass ich dort meinen Weg begonnen habe, wo andere normalerweise ihren Weg beenden.

 

 

 

 

Und das war in vielerlei Hinsicht seltsam – zunächst mal für mich…

Zunächst mal war es ein komisches Gefühl, auf der Fahrt mit dem Bus nach Santiago bzw. Finisterre zu fahren (mein Hin-Flug ging nämlich nach Porto) und in den 2,5 Std. bis zu meiner Weiterfahrt nach Finisterre (was übersetzt so viel bedeutet wie „Ende der Welt“, von wo aus ich loslaufen wollte) in das Flair von Santiago de Compostella einzutauchen, um die Zeit nicht am Busbahnhof verbringen zu müssen und um was zu essen.

Mir begegneten mir lauter euphorische Pilger oder gemütliche Bustouristen, die sich trotz starker Bewölkung freuten, durch die Gegend zu bummeln. Um die beeindruckende Kathedrale von Santiago de Compostela – Ziel eines jeden Jakobs-pilgerwegs – machte ich einen großen Bogen. Nicht etwa, weil ich das Gefühl hatte, es nicht wert zu sein dorthinzugehen (wie mich später jemand fragte), sondern eher weil ich von mir selbst aus gar nicht das Gefühl hatte, dort richtig zu sein.

Ungewohnt war sicherlich auch, Santiago und Finisterre in frischen Klamotten zu erreichen – normalerweise hat man am Ende seines Pilgerweges eher selten noch Kleidungsstücke, die nicht mindestens drei Mal gewaschen wurden und dennoch ein wenig müffeln (daher kommt übrigens auch der Brauch, dass in der Kathedrale von Santiago zu wichtigen Messen das Weihrauchfass geschwungen wird – früher diente dies der Desinfektion…)

Eine (Camino-erfahrene) Bekannte hatte mir zuvor prophezeit, dass es rückwärts ein einsamer Camino werden würde – womit sie zum Teil Recht hatte. Denn naturgemäß sind mir viel mehr Leute entgegen gekommen, als in meine Richtung gingen. Und so bin ich „meinen Weg“ zumeist alleine gegangen, was für mich ok war, weil ich so gut meinen eigenen Takt finden und nachdenken konnte. Auch konnte ich dadurch auf eine ganz besondere Weise die unterschiedlichen Stimmungen wahrnehmen, die mir durch die Natur und die verschiedenen Wetterlagen vermittelt wurden.

Apropos „meinen Weg“: Manchmal, vor allem bei schlechtem Wetter oder in der Dämmerung, war es gar nicht immer so leicht, die Wegmarkierungen zu finden, die meinen oder den entgegen-gesetzten Weg markierten. Ein paar Mal hatte ich mich sogar auch verlaufen. Dann freute ich mich immer, entgegen- oder vorbei-kommende Pilger zu sehen, denn sie zeigten mir an, dass ich wieder auf dem richtigen Weg war – waren mir also im Wortsinn „Weg-weiser“.

Unerwarteterweise gab es tatsächlich einen Tag, an dem ich Gesellschaft hatte: Denn zunächst begegnete mir ein Italiener und später auch noch eine Tschechin, die in die gleiche Richtung liefen wie ich, wenn auch aus völlig unterschiedlichen Motivationen und mit verschiedenen Zeitplänen. Und so empfand ich es einerseits als schön, diese eine Etappe zusammen mit meinen neuen Weggefährten zu laufen, dennoch war es aber eben auch sehr ungewohnt, jemand anderes‘ Präsenz neben mir zu spüren.
Alles in allem möchte ich nicht sagen, dass ich auf meiner Reise einsam war. Denn abends in den Herbergen gab es ja genügend Begegnungen. Nur dass mir die wenigsten der Menschen, die ich dort traf, wiederbegegnet sind – was ja anders ist, wenn man „mit dem Strom schwimmt“, wo man sich früher oder später immer wieder begegnet.
Ein paar Mal unterwegs musste ich auch – zum ersten Mal seit über 20 Jahren – wieder an meinen Konfirmationsspruch denken, den ich mir als 14-Jährige in einem aus heutiger Perspektive zu bezeichnend als „heller Moment“ ausgesucht hatte: „Wie eng ist die Pforte und wie schmal der Weg, der zum Leben führt, und wenige sind’s die ihn finden!“ (Matt. 7,14).

Übrigens habe ich ich mit diesen Menschen, auch wenn ich sie nur dies eine Mal getroffen habe, überwiegend sehr tiefgehende Gespräche geführt, wie es fast nur auf dem Camino möglich ist. Und diese Gespräche haben teilweise in mir noch relativ lange „nachgeschwungen“…

So zum Beispiel stimmte mich u. a. der abendliche Kommentar einer Engländerin in einer Herberge sehr nachdenklich, die sagte, dass sie es extrem schwierig fände, den Pilgerweg rückwärts zu laufen, denn dann würde man ja dauernd Leuten entgegen gehen. Möglicherweise war ich etwas unbedarft an mein Vorhaben (mit dem Rückwärtsgehen) herangegangen, denn darüber hatte ich mir zum Glück zu keinem Zeitpunkt Gedanken gemacht. Während meiner ganzen Reise habe ich das getan, was man als gut erzogener Mensch so macht: Ich habe jeden mir entgegen gehenden Pilger mit dem üblichen Pilgergruß/-wunsch „Buen Camino“ (das heißt soviel wie „Guter Weg!“) gegrüßt.

Die Reaktionen der Menschen darauf waren allerdings höchst unterschiedlich, aber das wird eine andere Geschichte…

Fortsetzung folgt.

Der traurige Leuchtturm

14 Mai

Der traurige Leuchtturm – ein Gedicht in drei Ausführungen…

Allein auf weiter Flur und hoch oben auf den Klippen stehe ich,
bin weithin sichtbar bei Tag und bei Nacht, ohne dass ich klage.
Tagsüber imponiere ich durch meine Größe und Lage,
und nachts durch den Strahl meines kreisenden Lichts. 

Erbaut in exponierter Lage, um Menschen, die reisen,
Orientierung zu geben und verlässlich den Weg zu weisen.
Den Weg herum, vorbei an den Klippen und derlei Gefahren
für die Reisenden auf dem Ozean des Lebens. 
Das Licht durchdringt für Euch von vorne den NebeL
Und beleucht’ Euch von hinten den Weg in das LebeN.

Geduldig und erhaben lasse ich zu, wie von Landseite
Neugierige und Touristen mich als Besichtigungsobjekt besteigen,
um meinen Weitblick zu genießen und die Weite.
Für manchen Pilgerer bin ich an seines Weges Ende
immerhin ein Punkt zur Umkehr oder der Wende,
auf dem Weg zurück in das alte oder ein neues Leben.

I.
Wie kann ich Euch Orientierung leuchten oder den Weg weisen,
wenn ihr mich bewusst ignoriert ?
Wer mich nur benutzt, ohne sich Ge-Dank-en zu machen,
oder welchen Wert und welche Richtung ich denn seinem Leben gebe,
der muss sich nicht wundern, wenn er gedankenlos auf Grund läuft.
Denn verlässliche Sicherheit kann ich nur dem geben, der mich beachtet.

II.
Aber oh weh, denk ich manchmal des Nachts auf der Klippe,
die Menschen und Schiffe reisen vorbei, hin zum Ziel.
Es wird mir ganz übel, mich tagein, tagaus im Kreise zu drehn,
jedoch ohne selbst mal im Rampenlicht zu stehn
oder ein Ziel zu erreichen, ohne mich von der Stelle fort zu bewegn.

III.
Ach nein, wer bin ich denn? Steht es mir zu
Erwartungen zu haben immerzu?
Ein Leuchturm ist wie ein treuer Freund ein Geschenk,
schenkt Dir Orientierung und gibt Dir Sicherheit,
und wenn Du Dich verloren glaubst, 
bin ich für Dich da, bin ich Präsent.

Von grauen Mäusen und bunten Vögeln

9 Apr

Ich bin froh, dass es wieder Frühling wird und die Café-Saison wieder losgeht. Denn eine Sache, die ich daran persönlich besonders schätze ist, dass man gemütlich in einem Café in der Sonne sitzen kann und Menschen beobachten kann, vorzugsweise an gut besuchten Plätzen. Einfach nur dasitzen, beobachten – und staunen. Ich nenne das immer: In den Sozialzoo gehen.

Ich kann Ihnen wirklich empfehlen, das auch einmal zu probieren, denn es laufen teilweise wirklich ganz besondere Exemplare auf Deutschlands Strassen umher!

Und nachdem ich ja vor kurzem erst über das Thema Öffentlichkeit geschrieben habe, ist mir dabei aufgefallen, dass sich die Menschen neben den herkömmlichen Merkmalen (wie Geschlecht, Alter, Herkunft) auch in Bezug auf ihr Öffentlichkeitsverhalten klassifizieren lassen.

Zum Beispiel gibt es Menschen, die haben eine ausgeprägte Öffentlichkeits-Aversion. Ich möchte sie hier als „graue Mäuschen“ bezeichnen. Graue Mäuse lieben es – wie Mäuse es nun mal so tun – sich in der breiten Masse der anonymen „Gesellschaft“ zu verstecken und haben ein schon fast panische Abscheu davor, in der Öffentlichkeit zu stehen oder aus einer Menge hervorzustechen und tun daher alles, um dies zu vermeiden.
In einem Lokal eine Tasse auf dem Boden fallen zu lassen und dann die Blicke aller Umstehenden auf sich gerichtet zu wissen, gehört für sie zu den größten Alpträumen.

Andererseits gibt es Menschen, die ich gerne als „bunte Vögel“ bezeichne. Sie haben eine sehr ausgeprägte Öffentlichkeits-Affinität und – so wie ein Pfau aus seinem farbenfrohen Federkleid ein Rad schlägt – suchen bunte Vögel immer wieder gerne Situationen um aufzufallen und wahrgenommen zu werden. Ihnen keine Aufmerksamkeit zukommen zu lassen ist so ähnlich wie Blumen nicht zu gießen – sie gehen dann früher oder später ein. 

Von diesem Typus gibt es nach meinen Beobachtungen zwei Ausprägungen:
Die einen möchten gerne im Rahmen der gesellschaftlichen Konventionen auffallen, sei es (wie überwiegend bei Frauen zu beobachten ist) durch extravagante Kleidung, auffälligen Schmuck oder Frisuren. Oder (was gerne bei Männern vorkommt) sie betonen ihr Auftreten durch Statussymbole, wie ein großes, besonderes und/oder PS-starkes Auto, ein Segelboot oder die Präsenz im Golfclub.

Andere wiederum fallen bewusst gerne „aus dem Rahmen“ des Gewöhnlichen. Sie betonen beispielsweise ihren unkonventionellen Lebensstil, den sie meistens recht medienwirksam vermarkten, sei es dass sie Auswandern oder nach einer steilen Karriere ins Kloster gehen. Oder treten im Extremfall auch schon mal  nackt in Fernseh-Shows auf.

Aber ich finde: Gesund ist das beides nicht. Denn wer – wie ein bunter Vogel – die Aufmerksamkeit der anderen zum Leben benötigt wie Luft zum Atmen, oder wer – wie eine graue Maus – bei der geringsten „Überdosis“ an Aufmerksamkeit von außen im Boden versinken möchte, hat ein Problem. Und zwar mit sich selbst. Oder seinem Selbstwertgefühl.

Gesund dagegen ist, dann aufzustehen und aus der Menge aufzutauchen, wenn es etwas zu sagen oder zu tun gibt – wie ein gut erzogener Wachhund vielleicht. Und dann auch wieder problemlos anerkennen zu können, wenn andere Menschen in der ersten Reihe stehen oder das Sagen haben. Dazu gehört auch, ehrlich gemeinten Lob und Dank annehmen zu können, ohne großes Trara. Je nachdem, wie es die Situation gerade erfordert.

Genauso gesund finde ich Menschen – und es macht mir auch wirkliche Freude, diese zu beobachten – die aus reinem Spass am Leben an einem frösteligen Ostermontag zu den feurigen Salsa-Klängen einer Latino-Band mittanzen. Natürlich sticht so etwas ins Auge und erregt auch irgendwie Aufmerksamkeit, aber dazu war es ja nicht primär gedacht. Sicherlich mag der eine oder andere einwenden, dass solch ein Verhalten doch kindisch sein mag. Kann schon sein – denn was sie letztendlich mit Kindern gemeinsam haben, ist, dass man ihnen die pure Lust am Leben so richtig ansehen kann – aber in keinem Fall kann man sie ihnen nehmen. Und das finde ich wunder-voll.

Also, wann nutzen Sie das frühlingshafte Wetter um in den Sozialzoo zu gehen? Ich bin gespannt, was für Exemplare Sie entdecken!

Spagyrik des Alltags

16 Nov

Was ist eigentlich Spagyrik?

Bei der Spagyrik handelt es sich zum einen um eine Weltanschauung und zum anderen auf eine Art der Arzneimittelherstellung, die auf Theophrastus von Hohenheim (1493-1541), genannt Paracelsus, zurück geht.
Von ihm ist der erstmalige Gebrauch des Begriffes Spagyrik überliefert.

Das Wort Spagyrik kommt aus dem Griechischen: spáein bedeutet „(heraus)ziehen, trennen“ und ageirein „vereinigen, zusammenführen“, als Trennen des „Guten“ vom „Schlechten“ und nur das „Gute“ wieder miteinander verbinden.

Das Wort Spagyrik bezeichnet somit die Art der Arzneimittelherstellung, also Pharmazie, und Therapie nach den weltanschaulichen und praktischen Regeln der Alchemie. Die Aufgabe der Alchemie sah er nicht – wie weitläufig verbreitet – z. B. in der Herstellung von Gold, sondern in der Herstellung von Arzneimitteln.

Im paracelsischen Sinne betrachtet ist die Alchemie (oder auch Spagyrik) ein jahre-bis jahrzehntelanges Sich-Auseinandersetzen mit der Natur sowie die Kenntnis und das im Einklang leben mit ihren Gesetzen, Details, Prinzipien und Zusammenhängen bzw. Analogien. Eine Lebensaufgabe also.

Im weiteren Sinne des Wortes ist jedoch die Alchemie „die Kunst, des rechten Umgangs mit den Dingen der Natur“. Demnach sind also auch Landwirte, Bäcker, Weber, Winzer oder Köche Alchemisten, so sie sich auf sachgerechte und kunstvolle Weise damit beschäftigen, die Dinge der Natur dem Menschen zum Nutzen zu bereiten.
D.h. auch in einem klassischen „Lehrberuf“ kann man zu seiner Meisterschaft gelangen.

Umsetzung im Alltag

Nun fragt sich eventuell der eine oder andere, was wir mit diesem „Mittelalterlichen Hexenzeug“ nun konkret im Alltag anfangen können. Welche Bedeutung hat das für uns persönlich? Ist nicht letztendlich jede Situation, in der es gefragt ist, den „Menschen zum Nutzen“ gemäß zu handeln, Grund für die Anwendung spagyrischer Prinzipien?

An einem Beispiel möchte ich Ihnen verdeutlichen, inwieweit auch heute noch Vieles ein wahrhaft spagyrischer Prozess ist:

Da wäre zunächst mal, dass uns ein Zustand, ein Thema, das uns nicht gefällt und für das wir Lösungs­möglichkeiten und Handlungsoptionen finden möchten – sei es eine anstehende berufliche Veränderung, ein Umzug oder die Trennung von einer nicht mehr funktionierenden Partnerschaft.

Wir beschäftigen uns geistig mit diesem Zustand oder Thema (oder es beschäftigt uns), es geht uns durch den Kopf bzw. es gärt in uns. Gärung ist ein Teil der spagyrischen Arzneimittel-Herstellung.
Indem wir ggf. mit anderen Menschen über die Situation unterhalten, bekommen wir Input von außen, evtl. auch Lösungs­vorschläge. Wir analysieren und erwägen eventuelle Vor- und Nachteile, die sich für uns aus dem einen oder anderen Weg oder sogar der Situation selbst ergeben.
Diese „geistigen“ Prozesse können zwischen Tagen und Wochen dauern.

Anschließend sortieren wir die für uns hilfreichen „guten“ Gedanken und Lösungs­möglichkeiten heraus und verwerfen die unbrauchbaren „schlechten“ – Trennen des „Guten“ vom „Schlechten“ also.
Man kann schon fast destillieren dazu sagen, denn das ganze findet ja unter großem Energieeinsatz statt, und auch die Destillation ist ein Teil der spagyrischen Arzneimittel-Herstellung.

Abschließend setzen wir all die „guten“ Zutaten unserer Lösung zu einem Idealbild zusammen.

Solve et coagula – löse (das was nicht mehr dienlich ist) und konstruiere Neues bzw. füge Dinge oder Umstände wieder neu zusammen. Oder lassen Sie sie durch die Natur und den Lauf der Dinge sich neu zusammensetzen.

Übrig vom ganzen Prozess mit all seinen Stufen bleibt die Essenz – der für uns zum jeweiligen Zeitpunkt richtige und heilsame Lösungsweg aus unserer Situation.
Meisterliche Kompositionen brauchen jedoch Geduld –  und Zeit. Zwei heutzutage besonders selten gewordene Ingredienzien… Überstürzen Sie daher nichts, wenn Sie eine gute Lösung haben möchten.

Unterstützen können Sie die „spagyrischen Prozesse Ihres Alltags“ durch die Einnahme oder durch Aufsprühen spagyrischer Arzneimittel. Deren Zusammensetzung richtet sich nach Ihrem tatsächlichen Thema, ein Patentrezept gibt es hierbei nicht. Die Arzneimittel wirken auf der körperlichen wie geistigen Ebene und bringen Ihnen Klarheit in Ihre Prozesse – sei es dass Sie klarer in sich selbst sehen, oder kleine Helferlein von außen dazu beitragen.

Weitere Infos dazu erhalten Sie auf der Website meiner Gesundheits- und Coachingpraxis. Oder sprechen Sie mich an.

Gut gerüstet durch stürmische Zeiten

15 Okt

Pessimisten fürchten den Wind, Optimisten hoffen, dass er sich dreht, Realisten richten ihre Segel aus.
(Adolphus Ward)

In Zeiten wie den aktuellen, in denen es nicht nur an den Börsen unruhig zugeht, sondern auch im Leben vieler Menschen, geraten nicht nur viele Unternehmen ins Trudeln bzw. in wirtschaftliche Schieflagen, sondern häufig auch die Mitarbeiter. Aus Angst, ihren Arbeitsplatz zu verlieren und so die Familie nicht mehr unterstützen zu können, arbeiten viele Menschen häufig mehr als sie vertraglich vereinbart haben.
Das hat zur Folge, dass die Mitarbeiter aufgrund der Mehrarbeit und dieses insbesondere in Kombination mit ihrer Angst, sehr häufig an die Grenze ihrer körperlichen und  psychischen Belastbarkeit geraten. Kurzfristig ist dies kein Problem, aber dauerhaft – über viele Monate oder sogar Jahre gesehen – ist dies sicherlich kein guter Weg und bleibt nicht ohne Folgen für Körper und Seele.

Wie sieht es denn gerade bei Ihnen aus? Stellen Sie sich dazu bitte folgendes Bild bzw. folgende Situation vor:

Sie sind der Kapitän eines Schiffes, und Sie befinden sich inmitten eines Unwetters. Es regnet stark, die See ist turbulent und aufgewühlt, es weht ein kräftiger Wind. Sie haben die Möglichkeit, sich selbst auf ihrem Schiff aus der Vogelperspektive oder wie von der Spitze eines Leuchtturmes zu betrachten.
Welche der Antworten trifft gerade am ehesten auf Sie zu?

a)      Ich bin sicher, dass mein Autopilot die Situation im Griff hat und ich trotz des Sturmes sicher mein Ziel erreichen werde.

b)     Der starke Wind und die Strömung haben mein Schiff fest in der Hand. Ich hoffe, dass Schiff und Besatzung durchhalten, bis der Sturm vorbei ist.

c)      Mein Schiff ist in einem guten Zustand, aber weil ich so beschäftigt bin, es über Wasser zu halten, habe ich im Sturm die Orientierung verloren.

d)     Mein Schiff ist schon halb voll Wasser gelaufen. Da ich schnellstmöglich das Wasser wieder auszuschöpfen muss, um nicht unterzugehen, komme ich gar nicht dazu, mich um die Navigation zu kümmern.

e)     Mein Schiff ist in einem guten Zustand. Ich habe das Steuer fest im Griff und weiß, welchen Hafen ich ansteuern möchte.

Egal, welche Antwort(en) gerade auf Ihre Situation zutreffen, sie mögen Ihnen verdeutlichen, wie wichtig es vor allem in turbulenten Zeiten ist,  nicht nur zu wissen, „welchen Hafen man anlaufen kann oder möchte“ oder dass das Schiff in einem guten Zustand ist, sondern auch, dass Sie über ausreichende „Navigationsfähigkeiten“ verfügen.

Perspektiven-Wechsel

Was können Sie also tun, wenn Sie feststellen, dass Sie – oder wie in den oben genannten Beispielen Ihr Schiff  – in dem einen oder anderen Bereich, der einen oder anderen Lebenssituation unter Umständen nicht besonders krisenfest sind?

„Was den Menschen bewegt, sind nicht die Dinge selbst, sondern die Ansichten, die sie von diesen haben.“,

stellte bereits Epiktet im 1. Jahrhundert nach Christus fest. Daher kann es zunächst einmal mitunter hilfreich sein, sich zu gegebener Zeit – möglichst solange Sie noch sicheren Boden unter den Füßen haben – ein Update für Ihre Seekarte oder Ihr Lebens-Navi zu besorgen. Wie können Sie sonst wissen, ob sich nicht in manchen Gewässern eventuell die Strömungen oder Seezeichen verändert haben? Oder gar neue Untiefen aufgetaucht sind? Es wäre jedenfalls sehr ärgerlich, deswegen auf Grund zu laufen.

Wichtig: Kontakt aufnehmen

Außerdem ganz wichtig: Nehmen Sie Kontakt auf – zu Ihrer Flotte (Freunde, Familie), die Sie zumindest moralisch unterstützen kann. Oder nehmen Sie eine Zeit lang einen Lotsen mit an Bord.
Wenn Sie aus Scham oder dem überzogenem Ehrgeiz, alles alleine regeln zu wollen, niemanden um Rat oder Unterstützung oder nach dem Weg fragen, verlieren Sie unter Umständen wertvolle Zeit, in der sich Ihre Situation verschärfen kann. Und Seenot-Rettungsaktionen sind meist (sowohl in finanzieller wie auch in zeitlicher Hinsicht) viel aufwendiger und kostspieliger, als fachkundiger Rat zur rechten Zeit.

Es gibt eine wunderbare, deutschlandweit tätige Lotsenorganisation, die Sie ganzheitlich durch stürmische oder schwierige Zeiten des Lebens begleiten kann.
Gerne stehe ich Ihnen selbst als Burnout- bzw. Balance-Lotsin zur Verfügung oder stelle  einen Kontakt her, egal ob Sie sich in München oder woanders befinden.