Neues aus dem Heiligen Land

6 Apr

Hier und hier hatte ich bereits davon berichtet, wieso ich von einer nicht stattfindenden Reise schreibe und was ich unterwegs erfahren habe. Gestern wäre ich eigentlich wieder zurück von Israel nach Hause geflogen. Stattdessen fange ich langsam an, mich zu Beginn meiner vierten Woche zu Hause (die dritte der offiziellen Ausgangsbeschränkung in Bayern) in der gegenwärtigen Situation „einzurichten“.

Der Tag bekommt einen (neuen) Rhythmus

… der eigentlich gar nicht soo viel anders ist als sonst: An 1-2 Tagen fahre ich in mein Büro nach München rein (meist in Kombination mit einem Arzt- oder Physio-Termin, von denen gerade einige anstehen). Die S-Bahnen sind gespenstisch leer und ungewohnt (über-)pünktlich. Aha, damit ist das auch klar – die Verspätungen sonst liegen nicht an der S-Bahn, sondern an den Leuten 😉

An den anderen Tagen arbeite ich unter der Woche im Homeoffice, es gibt ein spätes Mittagessen (das auch nicht so viel anders ist als das, was es sonst eben mittags zu Hause gibt), nachmittags ein kleiner Spaziergang oder ein Spaziergang zum Einkaufen, damit man wenigstens ab und zu mal das Haus verlässt. OK, das hätte ich sonst sicherlich anders organisiert, denn normalerweise fahre ich nie nur „zum Einkaufen“, sondern erledige das meist auf dem Heimweg von irgendwas.
Aus Prinzip verbringe ich übrigens die Tage zu Hause nie im Jogginganzug oder im Pyjama, sondern kleide mich, wie ich auch ins Büro gehen würde. Das gibt mir zumindest das Gefühl, die Kontrolle über mein Leben behalten zu haben…

Die Arbeit gestaltet sich nun anders: Tagsüber & abends habe ich quasi täglich etliche Telefon- oder Video-Konferenzen, beruflich aber genauso auch für den privaten Austausch mit Freunden. Meine Lernkurve diesbezüglich ist sehr hoch, wie aber auch insgesamt die Lernkurve all derer mit denen ich auf diese Art kommuniziere. Meine Technik hat sich allerdings sehr schnell als noch verbesserungsfähig erwiesen. So habe ich mittlerweile ein Greenscreen, und (m)ein neues Mikro ist auch bereits unterwegs. Gleichzeitig stelle ich fest, dass mich Online-Kommunikation fast noch mehr anstrengt als persönliche oder telefonische Meetings.
Vermutlich werden die persönlichen Begegnungen wohl noch eine Weile auf sich warten lassen.

Nacheinander stornieren immer mehr meiner Auftraggeber die Trainings und Seminar-Aufträge für April. War zwar fast zu erwarten, ist aber trotzdem bitter.
Immerhin kommt so langsam meine Kreativität zurück und es entwickeln sich so langsam ein paar Ideen, wie ich das eine oder andere meiner Angebote als Digitales Angebot umsetzen kann.

Etwas fehlt!

Nach einiger Zeit fällt mir aber auf, dass mir mein morgendliches S-Bahn-Ritual fehlt, denn wenn ich sonst ins Büro fahre, schreibe ich in der S-Bahn morgens immer Tagebuch: Was steht die Tage an, was hab ich geschafft oder auch nicht geschafft, was beschäftigt mich und wie geht es mir gerade. Das hilft mir, sortiert und klar zu bleiben.
Daher stelle ich nun fest, dass es gerade in Ausnahmezeiten wie diesen mindestens genau so wichtig ist, dieses Ritual weiter zu machen, denn oftmals fällt es mir beim Schreiben auch selbst auf, wenn ich in den Jammer-Modus falle oder zum dritten Mal in einer Woche das selbe Gedankenkarussell benutze. Alleine das Beobachten dessen bringt mich schneller wieder in meine Selbstwirksamkeit.

Zwischendurch bekomme ich immer mal wieder einen Rappel. Meine Steuererklärung 2019 macht Fortschritte, die Küche ist mittlerweile komplett geputzt, für den Mohnkuchen vom letzten Mal hab ich mittlerweile ein paar Rezepte von chefkoch.de ausgedruckt, um sie nacheinander auszuprobieren. Zwischendurch bepflanze ich immer mal wieder einen Balkonkasten oder entsorge den einen oder anderen Papierstapel.

Ich merke aber auch, dass ich immer noch zu viel Zeit in den Sozialen Medien oder den Onlinezeitungen verbringen. Meist erfahre ich dort von den neuesten schlechten Nachrichten, neuen Gerüchten oder muss mitbekommen, wie unangenehm, ja fast schon beleidigend sich der öffentliche Diskurs gegenüber Menschen entwickelt, die das Geschehene und Geschehende oder dessen mögliche Folgen kritisch hinterfragen oder einfach nur andere Gedanken äußern als alle anderen.
Schlimm finde ich das. DAS ist das, was mich eigentlich beunruhigt. Leben wir mittlerweile wieder in Zeiten, in denen es nur eine einzige „richtige“ Meinung gibt und das Motto „wer nicht für mich ist, ist gegen mich“ gilt? Gruselig.
Zum Glück gelingt es mir wieder, vor dem Schlafengehen meine Psychohygiene-Rituale durchzuführen. Alle Gedanken und Emotionen aussortieren, die nichts mit mir zu tun haben. Das hilft mir, wenigstens einigermaßen gut zu schlafen.

Was hat nun das Geschriebene mit dem Heiligen Land zu tun?

… frage ich mich (und Du Dich eventuell auch). Hmm. In einer Woche feiern wir in Deutschland Ostern – etwa zeitgleich feiern die Juden in Israel (und anderenorts) das Pessachfest. An Pessach wird der Auszug der Israelis aus der Gefangenschaft in Ägypten gefeiert, auf griechisch Exodos. Nachdem Gott die 10 Plagen über das Land schickte und nur die erstgeborenen Söhne des Volkes Israel verschonte (nachzulesen im 2. Buch Mose/Exodus, 1-15).

Nun, dass das Corona-Phänomen eine von Gott geschickte Plage ist, bezweifle ich persönlich sehr stark – aber dass der Tag, an dem wir wieder ganz normal das Haus verlassen und Freunde treffen dürfen, ein Grund zum Feiern ist, davon bin ich aufs Tiefste überzeugt.
Ich hoffe, dass dieser Tag bald kommen möge!

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