„Unsere zivilisierte Welt ist nur eine große Maskerade.“
meinte schon Zeit seines Lebens der deutsche Philosoph Arthur Schopenhauer (1788-1860) .
… und das stimmt – wie ich finde – nicht nur zum Karneval. Ja, Karneval (man in manchen Gegenden Deutschlands auch Fasching oder Fasnacht genannt) bietet Menschen die unheimlich tolle Gelegenheit, sich zu verkleiden, um dann so völlig unerkannt „die Sau rauslassen“ zu können… Oder, wie der Aphoristiker Gerhard Uhlenbruck es auszudrücken pflegt:
„An Karneval maskiert man sich, damit man die Maske fallen lassen kann.“
Ich selbst habe das früher auch so praktiziert – als Kind sowieso, hauptsächlich des Verkleidens wegen. Später dann, während des Studiums und während meiner frühen Münchner Jahre, war die Karnevalszeit immer eine gern gesehene Gelegenheit zum Feiern.
Nachdem mich allerdings seit einigen Jahren immer häufiger das Gefühl beschleicht, mich im Alltag ohnehin schon oft genug verkleiden zu müssen oder mich in irgendwelchen Rollen wieder zu finden, die mir nur zum kleinen Teil entsprechen, habe ich selbst vor einigen Jahren beschlossen, die Karnevals-Festivitäten zukünftig zu meiden.
Sie fragen sich nun, welche „Verkleidungen und Rollen des Alltags“ ich meine? Dazu hatte ich im letzten Jahr schon einen kleinen Blog-Artikel verfasst, den Sie hier nachlesen können. Aber vermutlich können Sie sich ohnehin schon denken, dass ich mit Verkleidung das Anzug- und Schlips-Trägertum in deutschen Wirtschaftsunternehmen meine. Und das Rollenspiel, das ebendort gespielt wird, häufig „Ich-Chef-Du-Befehlsempfänger“ heißt.
Ob Sie meine Ansicht dazu teilen oder nicht – am Aschermittwoch – zum Abschluss des Karnevals – ist es jedenfalls an der Zeit, das (Rollen-)Spiel zu beenden und die Masken und Verkleidung fallen zu lassen. Und somit der Welt sein „Wahres Ich“ zu offenbaren.
Das mag sich zunächst einmal ungewohnt anfühlen, so kalt, laut und ungemütlich, mitunter schmerzhaft – wie wenn ein Baby nach neun Monaten der Schwangerschaft das Licht der Welt erblickt und so mehr oder weniger nackt, wie es selbige „betreten“ hat, der Öffentlichkeit präsentiert zu werden.
Meiner Ansicht nach ist es jedoch einfacher, gleich „ICH“ zu sein, als vor sich selbst und der Welt eine Rolle aufrecht zu erhalten – primär weil mir Energieaufwand zu hoch ist, mir permanent ein „Drehbuch“ merken zu müssen. Ich finde, die Energie kann ich viel effizienter in andere Dinge investieren. Letztendlich ist es allerdings fast egal, ob Sie sich Ihr rollen-adäquates Kostüm anlegen oder nicht, denn auch dieses lässt mitunter tiefe Einblicke in den eigentlichen Charakter einer Person zu. Denken Sie nur an „des Kaisers neue Kleider“ – aus Angst, für schwach oder dumm gehalten zu werden, spielt der ganze Hofstaat das Spiel der Betrüger mit und geht ihnen dadurch auf den Leim. Und erst ein kleines Kind in seiner naiven Ursprünglichkeit nennt die Dinge wie sie sind.
Wenn es Ihnen gelingt, sich auf das Masken-Fallenlassen einzulassen, können vielleicht sogar auch Sie gespannt sein, zu erkunden, wer dahinter zum Vorschein kommt. Und vielleicht können Sie ja sogar auch Freude daran entwickeln – oder auch Stolz – sich so völlig unmaskiert der Öffentlichkeit zu zeigen. Denn es gehört ja auch eine ordentliche Portion Mut dazu, und erfordert viel Stabilität und inneres GleichGewicht (dazu auch mein früherer Beitrag ), um diese Situation aushalten zu können.
Was hat das ganze Thema Karneval zu tun mit Unternehmer(innen)tum?
Nun, auch als Unternehmer(in) muss ich irgendwann mit meinen Visionen – unserem Monatsthema vom Januar – an die Öffentlichkeit und diese mit der Welt teilen. Auch auf die Gefahr hin, in dem Moment dafür für verrückt erklärt zu werden. Denn, wenn ich meine Visionen oder meine Kenntnisse oder Fähigkeiten nur so still und heimlich für mich in meinem Elfenbeinturm behalte, fehlt ihnen ja von vorneherein das (Rampen-)Licht der Öffentlichkeit, um zu wachsen und zu gedeihen.
Somit sorgt die Öffentlichkeit quasi als „Katalysator“ für meine Ziele und Visionen für zweierlei: Zum einen wirkt das Veröffentlichen wie ein „Tritt in den Hintern“, um die eigenen Ziele und Visionen auf die Welt zu bringen.
„Wer in der Öffentlichkeit Kegel schiebt, muss sich gefallen lassen, dass nachgezählt wird, wie viele er getroffen hat.“ (wusste schon Kurt Tucholsky)
Denn wenn ich einmal etwas „hinausposaunt“ habe, muss ich damit rechnen, dass auch mal jemand danach fragt – und das wiederum verleiht meinen Visionen dadurch mehr (Gestaltungs-)Kraft.
Wichtig ist jedoch, sich seine Bühne(n) mit Bedacht zu wählen. Präsentiere ich mich lieber ganz direkt und „zum Anfassen“ im persönlichen Gespräch? Oder anonymer, als Autorin oder Redakteurin in Schriftform, mit für den Kunden/Leser niedriger Schwelle? Oder wähle ich das Internet – mit all seinen Vor- und Nachteilen, vor allem demjenigen, dass Informationen nicht mehr revidierbar sind – als Präsentationsplattform?
Passend zum Thema hat übrigens dieser Tage auch meine neu gestaltete Website das Licht der Öffentlichkeit erblickt – mit vielen neuen Veranstaltungen und Terminen. Ich freue mich über Ihren virtuellen wie persönlichen Besuch unter www.geh-heim-weg.de.
Und was folgt nach der Wahl?
Habe ich eine für mich passende „Bühne“ gefunden, ist es fast noch essentieller, diese nicht nur halbherzig oder gar „zufällig“ zu betreten. Wenn Sie auch zu den Menschen gehören, wie ich, die sagen: „Ich kann noch nicht anfangen, weil mir noch dieses oder jenes fehlt“ – dann wird es Zeit, diesen Gedanken fallen zu lassen. Denn der Mensch – und das Leben – sind immer in Entwicklung, im Fluss. Zu warten „bis man fertig ist“ oder perfekt oder sonst etwas, heißt warten, bis es vorbei ist.
Eines sollte klar sein: Was immer Sie auch tun – Kritiker wird es immer geben. Aber die breite Masse kommt ins Theater, um etwas zu lernen, um zu lachen oder um unterhalten zu werden.
Und das lässt sich am besten transportieren, wenn wir selbst nicht etwa bierernst, sondern mit Spaß und Freude auf der Bühne und bei der Sache sind.
Denn, wenn ich eines in den letzten Jahren gelernt habe von meinem langjährigen Arbeitgeber, dann ist es das „Prinzip Freude“, das für mich zweierlei beinhaltet: Erstens: Freude ist nicht nur das wichtigste auf der Welt, ein elementares Grundbedürfnis von uns allen und ein tolles Rezept gegen Missmut und Depression. Und sondern auch Zweitens: Freude ist eine Frage der Einstellung!
Deshalb lassen Sie uns bewusst wählen und JA! sagen – zur Bühne, zum Publikum, zur Rolle und zum Tun des eigenen Lebens und zu uns selbst. Experimentieren Sie damit! Zeigen Sie sich, am besten unmaskiert und so wie Sie sind – und glauben Sie mir: Das ist das beste was Sie sein und tun können. Und ganz wichtig: Seien Sie authentisch und vermitteln Sie das, worum es Ihnen geht.
Ich finde: Das ganze Leben ist eine Bühne – nutzen wir sie also, und spielen wir mit Freude darauf. Lassen Sie uns spielen – mit uns selbst, mit unseren Mitspielern und mit dem Publikum. Wer auch immer das ist, der interessiert zuschaut.