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Führung, Kunst und Burnout

30 Aug

In meinem letzten Beitrag schrieb ich über Führungskunst und Selbstführung. Heute möchte ich dies anhand eines kleines Beispiels bzw. einer Übung ein wenig konkretisieren, auch um den Zusammenhang zu meinem fast schon Lieblingsthema „Burnout“ zu verdeutlichen.

Stellen Sie sich bitte die folgende Situation vor: Auf Ihrem Schreibtisch stapeln sich die Unter- lagen für etliche unerledigte Aufgaben, und permanent klingelt das Telefon und jeder will „noch ganz dringend“ etwas erledigt haben.
Zu Hause müssen Sie noch ein Geburtstagstagsgeschenk für die (Schwieger-)Mutter oder wahlweise die Partnerin oder den Partner kaufen, die Wohnung will geputzt werden und das Finanzamt mahnt auch schon zur Abgabe der Steuererklärung. Das sind dann die Momente, in denen man sich wünscht der Tag hätte 36 Stunden, damit man endlich mal genügend Zeit hätte, alles zu erledigen und sich anschliessend auch mal um sich selbst kümmern kann.

Kommt Ihnen das bekannt vor? Hat nur leider einen Fehler – das Modell funktioniert nämlich nicht. Denn auch wenn Ihr Tag 36 Stunden hätte, ist das in etwa so wie mit dem Auto, mit dem Sie in den Urlaub fahren. Denn egal wie lang oder kurz der Urlaub, ob mit Kindern oder ob ohne und vor allem egal wie groß oder klein das Auto ist – der Kofferraum bzw. das ganze Auto sind immer voll. Und genau so ist das mit dem 36-Stunden-Tag: Am Ende des Tages hätten Sie vermutlich genauso viele unerledigte Dinge wie mit dem herkömmlichen 24-Stunden-Tag. Denn es ist nur allzu menschlich, in den dann längeren Tag auch nur noch mehr Aufgaben zu packen.

Und was die Länge des Tages betrifft, da ist ja das Leben äußerst gerecht: Egal wie arm oder reich jeder von uns ist, oder wie alt oder wie jung – der Tag hat nun einmal für jeden 24 Stunden, eine Woche hat demnach 7 x 24 Stunden = 168 Stunden. Die Frage ist, wie wir sie gestalten.

Gerne können wir das mal anhand eines kleinen Beispiels durchgehen. Praktisch wäre, wenn Sie parallel zu meinen Ausführungen Ihre eigene Woche auf einem weissen Blatt Papier darstellen, in dem Sie sich darauf zwei gleich große Kreise malen (Anmerkung: auf den Kopf gedrehte Teller oder Untertassen sind hierfür geeignete Vorlagen).
Stellen wir uns nun also vor, dass wir uns eine typische Woche des Lebens als Kuchen ansehen.
Die 168 Stunden der ganzen Woche sind demnach der ganze Kuchen. Wenn Sie mögen, klicken Sie sich dazu durch diese Datei, die ich hier als Beispiel heranziehen möchte:

Wenn wir nun von einer durchschnittlichen Schlafdauer von je sieben Stunden pro Nacht ausgehen, sind davon schon 7 x 7 Stunden = 49 Stunden weg. Bitte schneiden Sie sich Ihren „eigenen Schlaf-Sektor“ aus Ihrem persönlichen Kuchen.

Gehen wir nun weiter davon aus, dass Sie eine auf die üblichen Werktage (Mo-Fr) verteilte 40 Stunden Woche haben.
Zuzüglich täglich etwa einer Stunde Mittagspause und etwa 2 Stunden Fahrtzeit von zu Hause ins Büro und zurück (denn die verbringen wir ja auch nicht unbedingt so, wie wir es täten wenn wir könnten wie wir wollten). Das ergibt bis hierher 5 x 11 Stunden = 55 Stunden. Aber Überstunden machen Sie vermutlich auch gelegentlich, oder? Also geben wir noch mal fünf Stunden extra die Woche dazu. Ergibt 5 x 12 Stunden = 60 Stunden.

Außerdem essen Sie ja noch was – was allerdings vorher noch zubereitet werden muss. Und anschliessend muss noch abgespült werden. Grob überschlagen rechnen wir hier für das Thema Essen einmal mit im Schnitt 4 Stunden täglich, macht 7 x 4 Stunden = 28 Stunden.

Darüber hinaus investieren Sie als gesundheitsbewußter Mensch auch noch einige Zeit in Sport oder für Ihre Gesundheit, Arztbesuche gehören beispielsweise dazu. Unterstellen wir mal viermal pro Woche 1,5 Stunden bzw. dreimal pro Woche 2 Stunden = 6 Stunden.

Für’s Fernsehen, Playstation oder Videos schauen unterstellen wir nun noch täglich eine Stunde. Ergibt sieben weitere Stunden unserer Woche. Ach übrigens: Das ist weniger als ein Spielfilm oder ein Fussballspiel am Tag!

Damit sind wir nun schon bei 150 Stunden unserer Standard-Woche, obwohl wir noch nicht einmal etwas „Besonderes“ gemacht haben. Und dafür bleiben uns dann nur noch magere 18 Wochenstunden übrig, die ich hier auf dieser Grafik nun mit „übrige Zeit“ gekennzeichnet habe:

LebensKunstWerk by Wortakupressur

Von denen dürfen Sie sich überlegen, ob Sie sie mit dem Partner/der Partnerin oder mit der Familie, mit Freunden, mit Ihren Hobbies und/oder mit sich selbst verbringen können (oder Ihr Fußballspiel zu Ende gucken möchten, das oben nicht „im Budget“ war).
Jedenfalls sind das nur etwa 2,5 Stunden pro Tag, das finde ich nicht besonders viel. Vor allem weil da Hausarbeit und Körperpflege noch gar nicht berücksichtigt sind.

Wie sieht nun Ihr Idealzustand aus?

Aber wie sieht nun Ihre tatsächliche Alltagssituation, die Sie gerade beschrieben haben, im Vergleich zu dem, was wünschenswert wäre – Ihrem Idealzustand aus? Den Soll-Zustand Ihrer wöchentlichen Torte malen Sie bitte alleine in den zweiten Kreis auf Ihr Blatt. Denn ich kann Ihnen ja nicht sagen, wie Ihr Ideal-Zustand aussieht. Sie sollen sich ja damit wohl fühlen. Außerdem ist der Idealzustand für Sie ja vermutlich auch etwas ganz anders als zum Beispiel für Ihren Nachbarn.

Egal, wie der Soll-Zustand Ihrer wöchentlichen Torte aussieht, wichtig ist, dass sie Ihre persönliche Lebensqualität darstellt. Wussten Sie eigentlich, dass der Begriff „Lebensqualität“ früher auch als Ars vivendi bezeichnet wurde, also „Lebenskunst“?  Sind Sie ein Lebens-künstler? Was ist Lebenskunst überhaupt?

Meiner Meinung nach ist Kunst in jedem Fall Geschmackssache, also subjektiv, wie Ihre persönliche Lieblings-Lebensführungs-Torte. Sowohl in Bezug auf die Form, als auch in Bezug auf die Zutaten. Denn was dem einen gefällt, gefällt dem nächsten vielleicht nicht – oder anders herum. Und wissen Sie was gut ist? Es gibt dabei kein richtig und fast kein falsch – wie eben bei Kunstwerken auch. Nur Nichtstun funktioniert nicht.

Das heißt, Sie müssen Ihren persönlichen Weg finden. Also, seien Sie verantwortungsbewusst und kreativ. Schaffen Sie sich das Kunstwerk Ihres eigenen Lebens. Selbstführung ist das: Pflegen Sie es (das Kunstwerk), und pflegen Sie, was besonders an Ihnen ist und vor allem: Pflegen Sie sich selbst. Sei es durch eine ausgewogene Ernährung, durch Entspannung, durch regelmäßigen Sport, durch eine entspannte mentale Einstellung oder durch geistige Einkehr sein. Oder durch jede beliebige Kombination davon.

Ganz besonders „leckere“ Zutaten für Ihre Lieblings-Lebens-Torten-KunstWerk sind übrigens Neugier und Freude.
Zum Ausprobieren zum Thema Neugier habe ich eine ganz einfache Übung: Sehen Sie sich doch mal für eine Stunde die Welt durch die Augen eines Kindes an – für Kinder ist nämlich alles im Leben voller Wunder, also ganz wunder-voll.

Und das wiederum – wenn sie es ausprobieren –  macht unheimlich Freude!
Und mit Freude können in Ihrem Leben auch schwergewichtige Themen gaaanz leicht bewältigen.

Weiterhin viel Freude mit dem Kunstwerk Ihres Lebens
wünscht Ihnen herzlichst

Ihre Christina Bolte

PS:
Passend dazu – und als ob er meinen Beitrag gelesen hätte – zu was sich die 168 Stunden der Woche so im Laufe des Lebens aufsummieren können:
Die lesenswerte Kolumne von dm-Gründer Prof. Götz W. Werner aus dem alverde-Kundenmagazin, Ausgabe 09/2012

FührungsKunst (1)

16 Aug

Im Mai nahm ich einen Tag an dem Kongress „Wirtschaft & Gesundheit“ der Akademie Heiligenfeld in Bad Kissingen teil.

Während vormittags das Programm eher aus Vorträgen bestand, war nachmittags Mitmachen angesagt – Workshop nannte sich das Ganze. Und obwohl ich ursprünglich an einem ganz anderen Workshop geplant hatte teilzunehmen, entschied ich mich spontan für eine Veranstaltung mit dem Titel „Spirituelles Selbstmanagement – Ein Weg zur Versöhnung von Macht und Liebe“.

Was mich genau bewogen hat, genau in genau diese Veranstaltung zu gehen, weiß ich nicht mehr genau, aber im Nachhinein muss es wohl Fügung gewesen sein. Oder besser: Führung – innere Führung.

Und damit ging es für mich auch gleich ins Thema, obwohl der Workshop-Titel zunächst erstmal keinen Zusammenhang zum Thema Führung vermuten ließ. Denn – so hieß es später im Verlauf des Workshops – für die „innere Führung“ empfänglich zu sein, gleicht es der genauen Einstellung, die er bedarf, um einen Radiosender einzustellen. Dieser wird zwar immer gesendet, wenn wir selbst aber auf der falschen Frequenz eingestellt sind, bekommen wir davon nichts mit. Um also Kontakt mit dem inneren Radiosender aufzunehmen, bedarf es ein wenig Training – und Innehalten, damit man auch mal kurz wahrnehmen kann, wer denn da überhaupt gerade so sendet. Und vor allem, dass auch der Körper und das Herz mal die Gelegenheit haben, zu erkennen, wie es sich anfühlt, wenn man die richtige Frequenz gefunden hat!

Zurück zum Selbstmanagement: Klar war uns allen, dass wer andere führt, zunächst einmal sich selbst „im Griff“ haben sollte. Was im Wesentlichen heißt, im Einklang mit sich selbst zu sein: Angefangen bei den eigenen Gefühlen und der eigenen Kommunikation (inklusive der Kommunikation nach innen!) über eigene klare Standpunkte und Ziele bis hin zur Klarheit über die eigenen Ressourcen und Handlungsmotive.

Denn wenn die Motive – so erörterten wir bei der Begriffsklärung der beiden Tabuthemen „Macht“ und „Liebe“ im Untertitel der Veranstaltung – Angst, Scham, Überheblichkeit oder Ähnliches sind, passiert es leicht, dass Macht – vor allem wenn diese ohne Liebe und Bewußtsein ausgeübt wird – bei anderen Menschen zutiefst verletzend wirkt. Und dort häufig das Gegenteil auslöst, nämlich Ohnmacht.

Außerdem wies die Referentin auf ein interessantes Wortspiel im Englischen hin, als wir über die 7 Chakren zu sprechen kamen. Chakra wird ja meist mit „Energie-Zentrum“ übersetzt, und bei gesunden Menschen sind die Chakren gut ausgeglichen, so dass ein optimaler Energiefluss gewährleistet ist. Auf Englisch heißen die Chakren sinnigerweise Centers of Power, was genauso gut mit „Macht-Zentrum“ übersetzt werden kann – nur wenn die Chakren gut ausgeglichen sind und so unsere Lebensenergie und Liebe (im Sinne von Wertschätzung) gut fliessen können, können wir optimal in unserer Macht stehen.

Wobei Macht hier im positiven Sinne gemeint ist. Nämlich im Sinne von Führung,  Klarheit und Verbundenheit mit der Allgemeinheit, und nicht im Sinne von Selbstverliebtheit und (andere) in die Irre führen. Und somit schliesst sich der Kreis wieder – zum Thema eingangs erwähnten Kontakt mit dem inneren Sender. Um für diesen die richtige Einstellung zu finden, bedarf es etwas Übung. Aber das ist ja mit allem so. Vor allem die Dinge, die in Richtung von Virtuosität und Kunst gehen.

Und so möchte ich diesen Beitrag mit einem Zitat von der Referentin, Frau Dr. Barbara von Meibom vom Berliner Institut für Führungskunst, beenden. Denn es fasst – wie ich finde – präzise und eloquent alle wesentlichen Aspekte des Workshops und gleichzeitig auch des Themas „Führung“ zusammen:

Wo Führung zur Kunst wird
Geschieht sie im Einklang mit
übergeordneten Gesetzmäßigkeiten
des Lebens, des Zusammenlebens und
des persönlichen Wohlbefindens.

Führungskunst gründet sich
in Selbstführung. Sie ist getragen von
einer Haltung der Wertschätzung
von sich, anderen und gegenüber
der natürlichen Mitwelt.

Führungskunst ist ein Weg
Verantwortung für sich und andere
zu übernehmen, in dem sich die
scheinbaren Gegensätze versöhnen,
wie zwischen:
Macht und Liebe
Wertschöpfung und Wertschätzung
Wissen und Weisheit
Führen und geführt werden
Effizienz und Nachhaltigkeit
Männern und Frauen
Wissenschaft und Spiritualität
Verändern und Bewahren 

Führungskunst bringt Schönheit hervor:
In uns
In unserem Zusammenleben
In unserem Zusammenwirken
Im gestalteten Raum
In unseren Organisationen
In unseren Produkten und Dienstleistungen
In unseren Städten
In unserer Umwelt.

Zur Inspiration:
„Spirituelles Selbstmanagement“ von Barbara v. Meibom,
erschienen 2009 im Kamphausen-Verlag, Bielefeld 

weitere Infos zum Thema unter http://www.communio-fuehrungskunst.de