Führung – durch Zeiten der Veränderung und für die Wanderung auf dem Weg des Lebens
Bei den Worten Führen und Führung muss ich unwillkürlich an meine Erfahrungen aus meiner Zeit als langjährige Mitarbeiterin in einem Großkonzern denken – habe ich doch selbst hinreichende – aktive wie passive – Beispiele erleben dürfen. Jeder, der angestellt ist oder einmal war, wird diesbezüglich ähnliche Erfahrungen gesammelt haben, deshalb will ich auf diesen Aspekt an dieser Stelle gar nicht weiter eingehen.
Besonders gut lassen sich Führungsqualitäten, wie ich finde, allerdings bei Hunden beobachten, wie gut oder auch nicht diese den Anweisungen ihres Herrchens oder Frauchens folgen. Meistens folgen diese nur dann gehorsam, wenn die führende Person „weiß, wo es lang geht“ und deren Befehle entsprechend klar und sicher ausgeübt oder formuliert sind.
Aber Führung heißt mehr als Anweisungen oder Befehle austeilen. Sondern Führung bedeutet vor allem auch Vorbildfunktion auszuüben, in schwierigen Situationen oder Phasen der Veränderung vorangehen. Oder – wie der Management-Autor Winfried M. Bauer schon sagte:
„Wenn man Führer ist, muss man sich als solcher verhalten, d.h. immer drei Schritte voraus sein.“
Sei es in puncto Verhalten, persönliche Integrität, Disziplin, der oben genannten Klarheit oder Konsequenz. Denn wer andauernd heute „Hü“ und morgen „Hott“ sagt, dem ist schwierig zu folgen. Insofern hat Konsequenz (von lateinisch consequi „folgen“, „erreichen“) beim Führen auch sehr viel mit Durch-Führen zu tun und im letzten Schritt auch mit Ziel-Erreichung.
Gleichzeitig bedeutet Führung auch, Verantwortung zu übernehmen, sei es für die eigenen Handlungen und Ergebnisse oder die der anvertrauten Mitarbeiter. Interessanterweise beinhaltet das Wort Verantwortung auch ein anderes, welches ebenfalls sehr eng mit Führung zusammen hängt. Eine Führungskraft sollte nämlich auch Antworten haben, beispielsweise auf die Frage „wo es lang geht“ – oder wenn sie keine Antworten weiß, ganz einfach weil in neuen Situationen häufig alle gerade Neuland betreten, wenigstens dazu stehen. Denn nichts missfällt den Untergebenen mehr, als wenn der Chef so tut, aber keine Antworten hat.
Und damit kommen wir dann gleich zu einem weiteren Punkt:
Führung bedeutet auch Vertrauen – vor allem in Teamsituationen. Essentiell dabei ist, dass Führen nur über das Vertrauen derjenigen funktioniert, die geführt werden. Das frühere Verständnis eines Chefs mit Diktator-ähnlichem Gebaren ist da nicht wirklich dienlich. ….
Gleichzeitig muss und darf der Führende seinerseits darauf vertrauen, dass die delegierten Dinge bestmöglich erledigt werden. Tut er es nicht und meint, aus eigenem Perfektionsdrang heraus seine Untergebenen kontrollieren – oder noch schlimmer: selbst korrigieren – zu müssen, wird ehe dass er sich versieht eine ungute Spirale von Misstrauenskultur im gesamten Team genährt. Unter Umständen nähert er sich damit auch gleichzeitig seinem eigenen Burnout.
„Wer sich selbst nicht zu führen versteht, kann auch andere nicht führen.“
Alfred Herrhausen (1930-89, Bankier und Vorstandssprecher der Deutschen Bank)
Aber Führung muss nicht immer in Zusammenhang mit anderen Personen stattfinden, eine wichtige Voraussetzung, um andere zu führen, ist dabei auch die Selbstführung. Denn auch das eigene, innere Team will geführt werden. Das Team, bestehend aus den verschiedenen Persönlichkeitsanteilen, wie den Perfektionisten, den Faulen (der immer gerne Ausreden erfindet), den Aktiven, den Ungeduldigen (der am besten immer alles gleich sofort haben möchte), und (in meinem Fall) noch die „kleine Christina“, die am liebsten immer spielen möchte und ansonsten nur den Anspruch hat geliebt zu werden.
Natürlich bedarf es dazu einer gewissen Neutralität oder die Fähigkeit, wie aus einer Kamera-Perspektive zu erfassen, welcher der Team-Mitglieder bei den eigenen Handlungen gerade „am Werk“ ist. Und das ist nicht gerade einfach, denn jeder aus dem inneren Team möchte beachtet sein.
Und so ist es eine Gratwanderung, sich selbst zwischen Minderwertigkeitskomplex und Perfektionismus hindurch zu manövrieren. Das Fatale daran ist: Auf beiden Seiten des Grates kann am Ende der Burnout warten, denn sowohl Perfektionismus als auch die Suche nach Anerkennung sind häufig anzutreffende Beweggründe, um in eine solche Situation zu geraten. Das weiß ich aus eigener Erfahrung, als Mensch wie auch als Balance-Lotse®.
Lassen Sie mich dies kurz erläutern: Um nicht auf der einen Seite den Abgrund eines schwachen Selbstvertrauens hinabzustolpern, gab ich früher häufig mein Bestes und noch mehr, um mit einem erhaschten Lob mein Selbstwertgefühl zu steigern. Aus Angst, die anderen könnten mich nicht (mehr) mögen, tat ich so manches, was mir selbst und den meinen eigenen Werten eigentlich widersprach. Natürlich tue ich heute nach wie vor mein Bestes, aber nur so lange es mit meinen Werten im Einklang ist.
Auf der anderen Seite des Grates lauert die Perfektionsfalle: Unter extrem hohen Zeitaufwand werden die zu erledigenden Dinge bis ins kleinste Detail ausgefeilt oder – wie oben geschildert – die Arbeit anderer nachkontrolliert, mit dem unangenehmen Nebeneffekt, dass für andere, mitunter wirklich wichtige Dinge die Zeit fehlt – und das Hamsterrad sich dadurch noch schneller dreht.
„Ein Führer ist jemand, der vor seinen Leuten hergeht, doch nicht weiter, als er ihre Fußtritte hören kann.“ (Tommy Lasorda, nähere Autorenangaben nicht feststellbar)
Um in schwierigen Zeiten durch diese Gratwanderung heil hindurch zu kommen oder – besser noch – bereits präventiv auf „einfachem Terrain“ schon ein wenig Trittsicherheit auf dem Grat der Selbstführung zu erlangen, bedarf es manchmal eines guten Bergführers. Im Fall unseres Selbstführungs-Grates kann dies zum Beispiel ein Burnout-Lotse® sein.
Dieser hat im Normalfall eine extrem gute Ortskenntnis und kennt die einen oder anderen technischen Tricks und Kniffe, die das Passieren des Grates vereinfachen. Manchmal reicht auch schon die achtsame Präsenz einer erfahrenen Person, um dem Gratwanderer entsprechende Sicherheit zu geben.
Und so möchte ich Sie einladen: Sehen Sie den Weg auf dem Pfad oder Grat Ihres Lebens als Spiel. Gehen Sie ihn mit Hingabe und Vertrauen – denn wenn Sie jeden „Fehler“ (was auch immer das sein mag) als Abenteuer oder Spiel, in jedem Fall aber als Lernmöglichkeit sehen, so können Sie ein Stolpern oder Abrutschen in gewisser Hinsicht genießen.
Wenn Sie Unterstützung brauchen, sprechen Sie mich an: post@geh-heim-weg.de.
Eine Antwort zu “Vom Zusammenhang zwischen Führung und Burnout”